Demokratische Republik Kongo - MGFA
Demokratische Republik Kongo - MGFA
Demokratische Republik Kongo - MGFA
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
II. Strukturen und Lebenswelten<br />
fer am Außenhandelswert ständig zurück und lag 1979 nur noch<br />
bei 27 Prozent. Sta�dessen nahmen mit 34 Prozent Exportanteil<br />
bald die Diamanten den ersten Platz unter den Devisenbringern<br />
ein. Dieser weltweit begehrte Rohstoff hat den »Vorteil«, in kleinen<br />
Mengen von Einzelnen gefördert und geschmuggelt werden<br />
zu können, etwa von marodierenden Soldaten. Vielen wurden<br />
die Diamanten zum Verhängnis, und auch die Volkswirtscha�<br />
des <strong>Kongo</strong> profitierte kaum davon. Zum einen gingen dem Staat<br />
durch den Schmuggel jährlich Einnahmen in der Höhe von zig<br />
Millionen verloren. Zum anderen weckte der Rohstoffreichtum<br />
in einem schwachen Staat, der seine Produktionsstä�en, Straßen<br />
und Grenzen nicht schützen kann, die Rohstoff- und Devisengier<br />
der Nachbarstaaten Ruanda und Uganda.<br />
Insgesamt verfiel die kongolesische Wirtscha� trotz des<br />
Reichtums an Rohstoffen mehr und mehr. Die Verschuldung des<br />
Landes stieg von 557 Millionen im Jahr 1972 auf 3,7 Milliarden<br />
US-Dollar zehn Jahre später. Der Internationale Währungsfonds<br />
(IWF) – besorgt um die schwindende Fähigkeit der Regierung,<br />
ihre Rückzahlungsverpflichtungen zu erfüllen – schickte den<br />
deutschen Bankier Erwin Blumenthal nach Kinshasa, um die<br />
Staatsfinanzen zu ordnen. Immerhin ha�e die Regierung bis<br />
1985 allein vom IWF Kredite in Höhe von 656 Millionen US-Dollar<br />
erhalten. Aber die Sanierungskur fruchtete nicht, Blumenberg<br />
zog unverrichteter Dinge wieder ab. Unter der Präsidentscha�<br />
von Mobutu musste das Staatsdefizit mehrfach umgeschuldet<br />
werden, bis am Ende seiner Amtszeit der offizielle Schuldenstand<br />
bei 15 Milliarden US-Dollar angelangt war. Als Mobutu<br />
und seine Familie dann 1997 ins Ausland flohen, stand das Land<br />
vor dem Bankro�. Der Diktator soll illegal Deviseneinnahmen in<br />
Milliardenhöhe ins Ausland gescha� haben.<br />
Mobutu hinterließ zudem eine vollkommen zerrü�ete Volkswirtscha�.<br />
Die Inflation lag bei 73 Prozent. Exportiert wurde offiziell<br />
nur noch im Werte von 1,3 Milliarden US-Dollar, wobei<br />
der Diamantenexport den Löwenanteil ausmachte (38 Prozent),<br />
gefolgt von Kaffee (29 Prozent). Das Jahres-Pro-Kopf-Einkommen<br />
war um über 500 Prozent gesunken. Gleichzeitig ha�e das<br />
Land mit der Ausbreitung von Krankheiten zu kämpfen: AIDS<br />
und Malaria ha�en sich rapide ausgebreitet (vgl. den Beitrag von<br />
Sarah Tietze).<br />
168