06.12.2012 Aufrufe

Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

276 Fidel Castro<br />

konnten an den Universitäten studieren. Die Arbeiter, die sechzehn<br />

<strong>und</strong> siebzehn St<strong>und</strong>en in der Fabrik arbeiteten, konnten die marxistisch-leninistische<br />

Theorie nicht erarbeiten.<br />

Aber eben mit der Revolution öffnen sich die Universitäten für<br />

alle, die Kultur öffnet sich allen, <strong>und</strong> es kommt eine Zeit, in der<br />

die Kenntnisse nicht das Eigentum einiger weniger Individuen sind,<br />

sondern der Massen.<br />

Und unsere Revolution, ebenso wie alle sozialistischen Revolutionen,<br />

geht auf diesem Weg voran, auf dem sich das Wissen allmählich<br />

in das Eigentum der Massen verwandelt. Dann wird es diese ungeheuren<br />

Unterschiede zwischen dem Wissen einiger weniger <strong>und</strong><br />

dem Wissen der Massen nicht mehr geben. Und es wird der Zeitpunkt<br />

kommen, in dem die Unterschiede minimal sein werden zwischen<br />

dem Wissen derjenigen, die leiten, <strong>und</strong> dem Wissen derjenigen,<br />

die geleitet werden.<br />

Und in der Menschheit gibt es eigentlich keine Genies. Es gibt<br />

brillante Menschen. Ihr werdet gelesen haben, daß man einigen diesen<br />

oder jenen Preis verleiht; aber das Genie steckt nicht in den<br />

Individuen: das Genie steckt in den Massen. (Beifall) Wenn irgendjemand<br />

sich in Mathematik besonders hervorgetan hat, so ist es deshalb,<br />

weil H<strong>und</strong>erttausende nicht Mathematik studieren konnten.<br />

Und irgendjemand ist in Ökonomie oder in Geschichte oder in jedem<br />

beliebigen Zweig des menschlichen Wissens hervorragend, weil die<br />

übrigen nicht die Gelegenheit hatten zu studieren. Aber wenn die<br />

Massen Zugang zur Kultur haben, wenn sie Zugang zum Studium,<br />

Zugang zum Wissen haben, dann verschwinden die Unterschiede,<br />

denn statt eines Genies gibt es tausend, gibt es zehntausend Genies.<br />

Und wo es zehntausend Genies gibt, gibt es kein Genie, da gibt es<br />

ein kollektives Genie. (Beifall)<br />

Wir treten jetzt in eine Phase der Institutionalisierung des revolutionären<br />

Prozesses ein, in eine Phase sehr großer Sicherheit, in<br />

eine Phase sehr großer Garantie, denn diese Garantie wird schon<br />

nicht mehr von den Einzelmenschen gegeben, sondern von den Institutionen.<br />

Und wir Menschen sind sehr zerbrechlich: wir verschwinden<br />

aus tausend Gründen, von einer schlechten Verdauung bis zu<br />

einem Autounfall, ganz zu schweigen von den finsteren <strong>und</strong> heimtückischen<br />

Mordplänen der CIA.<br />

Es gab eine fürchterliche Periode — wir haben das heute im Zentralkomitee<br />

erklärt —, in der man auf die Führer außerordentlich<br />

gut achtgeben mußte, weil sie eine entscheidende Rolle spielten. Das<br />

waren kritische Zeiten. Und ich mußte die Frage aufwerfen: nun gut,<br />

wenn sie mich töten, bleibt Raül, <strong>und</strong> sie werden die Revolution<br />

nicht liquidieren. All dies hat sich mit der Zeit geändert. Jetzt kann<br />

ich bereits fehlen, Raül kann fehlen, <strong>und</strong> die Revolution geht weiter;<br />

es fehlt das Politbüro, <strong>und</strong> die Revolution geht weiter. Was für eine<br />

außergewöhnliche Sache! (Beifall) Es fehlt das Zentralkomitee, <strong>und</strong><br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!