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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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270 Christoph Kievenheim<br />

infrastrukturellen <strong>und</strong> ökonomischen Staatstätigkeit — C. K.) <strong>und</strong><br />

Sektoren erst in großem Ausmaß rationell organisiert werden können"<br />

(Materialien <strong>II</strong>, S. 443). Die Staatsagenten „im engeren Sinne"<br />

sind sogar vorrangig „mit der Perspektive der Zerschlagung des<br />

parasitären Staatsgebildes der alten bürgerlichen Gesellschaft vertraut<br />

zu machen" (Materialien <strong>II</strong>, S. 453). Da diese Zerschlagung<br />

nach Ansicht des PKA mit dem kurzfristigen Überflüssigwerden<br />

eines „großen Teils" der Staatsfunktionen einhergeht (Materialien <strong>II</strong>,<br />

S. 450) <strong>und</strong> den Betroffenen die angenehme Perspektive der Eingliederung<br />

in den produktiven Arbeitskörper winkt, kann sich das<br />

Projekt frühzeitigen Aufschluß darüber versprechen, wer von den<br />

jetzigen Staatsfunktionären sich da wohl noch „in einem Bündnis<br />

der Arbeiterklasse anschließen wird" (Materialien <strong>II</strong>, S. 453).<br />

Prinzipielle Kritik verdient nicht das Anliegen der Autoren um<br />

das „offene Aussprechen der Bedingungen der sozialen Emanzipation"<br />

(Materialien <strong>II</strong>, S. 453). Es sind vielmehr die Bedingungen<br />

selbst, deren Fixierung der Diskussion bedarf. Die Vorstellungen des<br />

Projekts über die Rolle der Zwischenschichten <strong>und</strong> ihre Bedeutung<br />

in den sozialen Auseinandersetzungen zwischen den Hauptklassen<br />

lassen sich nur zum Teil stringent aus den theoretischen Implikationen<br />

ihrer Klassenstrukturanalyse ableiten.<br />

— Es bleibt logisch unverständlich, einen Teil der vorher als Mittelgruppen<br />

bezeichneten staatlichen Lohnarbeiter nun als Adressaten<br />

einer Politik zu bezeichnen, die sich spezifisch auf die Einigung<br />

der Arbeiterklasse richtet (Aktionseinheit). Zwar wird ganz richtig<br />

gesehen, daß diese Gruppen in die Aktionen der Arbeiterklasse einzubeziehen<br />

sind (Materialien <strong>II</strong>, S. 441), die vorher mühsam vorgenommene<br />

Ausgliederung aus der Arbeiterklasse erscheint aber<br />

jetzt um so unsinniger.<br />

— Konsequentes Produkt der Strapazierung der Kategorien produktiver<br />

Arbeit für die Klassenanalyse ist es, wenn das Projekt der<br />

Diskussion über die Perspektive der „nicht produktiven" Lohnarbeiter<br />

in künftigen Gesellschaften offensichtlich ein dominierendes Gewicht<br />

gegenüber dem praktischen Anknüpfen an aktuelle <strong>Interessen</strong>gemeinsamkeiten<br />

zumißt, ist doch die ganze Konzeption produktiver<br />

Arbeit im Zusammenhang mit der Klassenanalyse weniger auf<br />

die <strong>Erkenntnis</strong> der aktuellen realen Lebenssituation der einzelnen<br />

Gruppierungen als vielmehr auf die <strong>Erkenntnis</strong> der Rolle der Individuen<br />

im Prozeß der Schaffung des <strong>gesellschaftliche</strong>n bzw. kapitalistischen<br />

Reichtums hin angelegt, Kategorien also, die mit der Aufhebung<br />

der kapitalistischen Produktionsverhältnisse einen anderen<br />

Inhalt erhalten. Der kategoriale Bruch muß so notwendig einen<br />

radikalen Bruch der gesamten Lebens- <strong>und</strong> Arbeitssituation der<br />

Betroffenen beschwören. Es zeugt von der systematischen Ausklammerung<br />

der Analyse des heutigen Entwicklungsniveaus produktiver<br />

<strong>und</strong> reproduktiver Staatsfunktionen, wenn von einem Wegfall eines<br />

„großen Teils" dieser Funktionen in nachkapitalistischen Gesell-<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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