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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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370<br />

Besprechungen<br />

die Tätigkeiten des Arbeiters, vermittelt werden; Ergebnisse in<br />

Sachform, in fremder, indirekter Form, kurz in der Form des <strong>gesellschaftliche</strong>n<br />

Zusammenhangs, der über die Warenform vermittelt ist.<br />

„Das ist schon keine Waren- oder Wertbeziehung mehr, aber auch<br />

noch keine vollentwickelte unmittelbar <strong>gesellschaftliche</strong> Beziehung"<br />

(126). Die Gesetze der Ökonomie der entwickelten kommunistischen<br />

Formation drücken sich „im Sozialismus unvollständig <strong>und</strong> begrenzt"<br />

(128) aus. Gr<strong>und</strong>zug der Gesetzes-Formulierung bleibt die Frage<br />

nach der Proportionalität der Verteilung <strong>gesellschaftliche</strong>r Arbeit. Sie<br />

erst erlaubt die Herausarbeitung der formationsspezifischen Gesetze.<br />

Pokrytan thematisiert die Leistung des Marxschen Proportionalitäts-<br />

Theorems, das es ermöglicht, den einheitlichen Prozeß Mensch/Natur<br />

zu erfassen. Erst danach wird die Besonderheit des Gegensatzes von<br />

unmittelbarer <strong>und</strong> mittelbarer Herstellung des <strong>gesellschaftliche</strong>n Zusammenhangs<br />

herausgeschält. Vereinfacht: Vergesellschaftung über<br />

Arbeit oder über Tausch.<br />

„In der Ausdrucksform des Wertes wird die Herrschaft des Allgemeinen<br />

über das Einzelne fixiert" (160). Diese Feststellung verbietet<br />

die Anerkennung eines sozialistischen Typs von Warenproduktion',<br />

sie zwingt aber nicht zur antinomischen Vorstellung<br />

N. A. Cagolovs, der Warenproduktion <strong>und</strong> Sozialismus für unvereinbar<br />

hält (vgl. 168, 177). Beide Auffassungen entspringen einem<br />

„abstrakt theoretischen Herangehen an die Wirklichkeit" (179) bzw.<br />

„apriorischen Vorstellungen über den Sozialismus" (42). Pokrytans<br />

Vorschlag einer dialektischen Methodologie vermag die Strukturveränderungen<br />

der sozialistischen Gesellschaften zu erhellen, weil<br />

er die Kontinuität mit der früheren kapitalistischen Gesellschaft<br />

sorgsam herausstreicht. Seine Perspektive ist die entfaltete kommunistische<br />

Gesellschaftsformation, der Sozialismus wird als Übergangsgesellschaft<br />

begriffen, die allerdings die Elemente des Kapitalismus<br />

bewahrt, die bereits unvereinbar mit der privatkapitalistischen<br />

Hülle sind. Es verw<strong>und</strong>ert nicht, daß Pokrytans Arbeiten in<br />

der BRD nicht wahrgenommen werden, auch <strong>und</strong> gerade nicht von<br />

den Kritikern, die Warenproduktion <strong>und</strong> Sozialismus für unverträglich<br />

halten, ihre .Originalität' wäre schlagartig verdunstet.<br />

Die Rezension erörtert den gewichtigen Teil 2 des Buches nicht,<br />

weil beispielsweise die Annahme des ,Nettoprodukts' als Gr<strong>und</strong>kategorie<br />

des kommunistischen Produktionsverhältnisses hierzulande<br />

von Experten allein beurteilt werden kann. Für uns zentral ist Pokrytans<br />

Gedanke: Der Sozialismus ist ökonomisch „eine Zusammenfassung<br />

von Elementen der Warenproduktion <strong>und</strong> der unmittelbar<br />

<strong>gesellschaftliche</strong>n Produktion; er ist aber gleichzeitig weder Warenproduktion<br />

noch unmittelbar <strong>gesellschaftliche</strong> Produktion. Das ist<br />

eine Warenproduktion, die aufhört, Warenproduktion zu sein, d. h.<br />

die schwindende Warenproduktion ist. Gleichzeitig ist es unmittelbar<br />

<strong>gesellschaftliche</strong> Produktion, die sich im Zustand ihres Werdens befindet"<br />

(189). Manfred Lauermann (Hannover)<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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