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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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Ärztliche Ausbildung 221<br />

bei 1973 insgesamt 106 704 berufstätigen Ärzten, von denen 55 715<br />

angestellt oder beamtet waren 35 , trotz 5554 in den Krankenhäusern<br />

tätiger ausländischer Ärzte 38 in diesem Bereich mindestens folgender<br />

Fehlbestand zu verzeichnen ist: 9000 bis 14 000 Arbeitsmediziner<br />

37 , 2000 bis 3000 Chirurgen 38 , 3000 Neurochirurgen <strong>und</strong> Psychiater<br />

38 , 2000 Ärzte des öffentlichen Dienstes 4», 1500 Ärzte bei der<br />

B<strong>und</strong>eswehr 4 !, insgesamt also 17 500 bis 23 500 Ärzte. D.h., nimmt<br />

man als Durchschnittswert für den Fehlbestand 20 500, so ist die<br />

Zahl der berufstätigen Ärzte gegenüber dem Soll derzeit schon um<br />

ca. 16 °/o zu gering. Im Bereich der ambulanten Versorgung durch<br />

die Ärzte für Allgemeinmedizin (früher: Praktische Ärzte) sieht die<br />

Arbeitssituation für den einzelnen Arzt rechnerisch so aus: pro<br />

Sprechst<strong>und</strong>entag erwarten den Arzt 17,1 n e u e Patienten; „Beratungen"<br />

führt er täglich 44,7 durch <strong>und</strong> dazu macht er noch durchschnittlich<br />

6,7 Hausbesuche. Da sich diese Zahlen nur auf Kassenpatienten<br />

beziehen, sind sie unter Einbeziehung der durchschnittlich<br />

10 % Privatpatienten noch entsprechend höher anzusetzen.<br />

Diese Zahlen beziehen sich als Durchschnittswerte auf sämtliche zur<br />

kassenärztlichen ambulanten Krankenversorgung zugelassenen Allgemeinärzte,<br />

also auch auf die relativ große Zahl von noch praktizierenden<br />

seihon über 65jährigen Ärzte 42 , so daß sie für den Regelfall<br />

sogar noch höher liegen 43 . Ob diese Situation verantwortungsvolles<br />

ärztliches Arbeiten <strong>und</strong> optimale Patientenbetreuung zuläßt,<br />

muß bezweifelt werden. Der Zahl der Ärzte ist die Zahl des Pflegepersonals<br />

gegenüber zu stellen. Wenn 1973 in Westdeutschland<br />

1 Arzt auf 580 Einwohner kommt, in Schweden aber 1 Arzt auf<br />

735 Einwohner, so wird dieses Verhältnis erheblich relativiert, weiß<br />

man, daß in Schweden auf 1 Arzt 8 Pflegepersonen, in Westdeutschland<br />

aber nur 1,9 kommen 44 .<br />

35 Errechnet nach: Klaus Gehb: Die ärztliche Versorgung in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland. Deutsches Ärzteblatt, 71. Jg., 25/74, S. 1835—1840.<br />

36 Deutsches Ärzteblatt, 72. Jg., 1/75, S. 6.<br />

37 Errechnet nach: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 11. 1. 1975;<br />

Hans-Georg Wolters, Perspektiven der Ges<strong>und</strong>heitspolitik, Bulletin des<br />

Presse- <strong>und</strong> Informationsamtes der B<strong>und</strong>esregierung vom 19. 9. 1973,<br />

S. 1122; Harro Jenss, Werksärztliche Versorgung in der BRD, Das Argument<br />

78, 15. Jg., 1973, S. 24—29.<br />

38 Angabe des Vorsitzenden des Berufsverbandes der Chirurgen, Dr.<br />

Wolfgang Müller-Osten (Hamburg), zitiert nach Münch, Med. Wochschr.<br />

115. Jg., 42/73, Beilage Aktuelle Medizin.<br />

39 S. dazu: Berliner Ärzteblatt 86. Jg., 20/73, S. 987.<br />

40 Deutsches Ärzteblatt, 71. Jg., 24/74 <strong>und</strong> 49/74, S. 1743 <strong>und</strong> 3532.<br />

41 Geschätzt nach den Angaben des Wehrbeauftragten in seinem<br />

Jahresbericht 1973 an den B<strong>und</strong>estag, zitiert in Deutsches Ärzteblatt,<br />

71. Jg., 17/74, S. 1208.<br />

42 S. Josef Stockhausen: Der ärztliche Beruf in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland 1973, Köln 1973, S. 46 ff. sowie meine Rezension dazu in Das<br />

Argument 87, 16. Jg., 1974, S. 724 ff.<br />

43 Die Zahlen sind errechnet nach den sich auf das 4. Quartal 1972 beziehenden<br />

Angaben in: Hans Hamm: Deutlichere Konturen der Allgemeinmedizin,<br />

Deutsches Ärzteblatt, 72. Jg., 1/75, S. 34—36.<br />

44 Dorothee Soehlke: Genügend Ärzte — strukturelle Mängel, Der<br />

Tagesspiegel vom 9. 12. 1973.<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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