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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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Philosophie 287<br />

Ashby, W. Boss: E i n f ü h r u n g in d i e K y b e r n e t i k . Suhrkamp<br />

Verlag, Frankfurt/M. 1974 (416 S., br., 14,— DM).<br />

Daß Ashbys „Introduction" erst jetzt in einer deutschen Übersetzung<br />

vorliegt, nimmt w<strong>und</strong>er: Das Buch erschien bereits 1956, die<br />

englische Ausgabe erreichte zahlreiche Auflagen, wurde in den 50er<br />

<strong>und</strong> 60er Jahren in viele Sprachen übersetzt. Es muß wegen der in<br />

ihm formulierten Gr<strong>und</strong>lagen der kybernetischen Systemtheorie <strong>und</strong><br />

wegen der einfachen wie präzisen Darstellung als ein auch heute<br />

unvermindert gültiges Standardwerk der Kybernetik angesehen<br />

werden. Ashby gehört mit N. Wiener auch zu den ersten Kybernetikern,<br />

die in den sozialistischen Ländern rezipiert wurden <strong>und</strong> die<br />

dortige Diskussion nachhaltig beeinflußt haben.<br />

Ein größeres Publikum ist auf Ashby erst durch die Beschäftigung<br />

mit Systemtheorie <strong>und</strong> vor allem durch die Sozialtechnologie-Kontroverse<br />

zwischen Habermas <strong>und</strong> Luhmann aufmerksam geworden.<br />

Luhmann hatte die Formel „Reduktion von Komplexität" von<br />

Ashby ausgeliehen <strong>und</strong> zum gr<strong>und</strong>legenden Bestandsproblem sozialer<br />

Systeme erklärt, ohne allerdings die ursprünglichen Konstruktionsbedingungen<br />

dieses Begriffs ausreichend zu erläutern.<br />

Im ersten Teil der „Einführung" wird erklärt, wie die Kybernetik<br />

versucht, mit eigener Begrifflichkeit Verhaltensweisen abzubilden,<br />

„die in irgendeiner Weise organisiert, determiniert oder reproduzierbar<br />

sind" (15 f.). Vom stofflichen <strong>und</strong> energetischen Aspekt<br />

der Prozesse wird dabei abstrahiert. Ashby findet eine Sprache zur<br />

Verhaltensbeschreibung, die formal genau ist, aber abstrakt genug,<br />

um in weiten Bereichen anwendbar zu sein. Den Übergang von<br />

einem Zustand in einen anderen Zustand nennt Ashby Transition,<br />

eine Menge solcher Transitionen bildet eine Transformation. Die<br />

Transformationen als Operationsbeschreibungen bilden die Zustandsfolgen<br />

der dynamischen Systeme ab (auch unter dem Titel abstrakter<br />

„Maschinen"). Diese jeweilig auszuwählenden Zustandsfolgen<br />

machen als Variablenschar das System aus. .„System' bedeutet in<br />

diesem Zusammenhang nicht ein Ding, sondern eine Liste von Variablen"<br />

(69). Dieser Systembegriff wird Schritt für Schritt differenziert<br />

<strong>und</strong> erweitert; die Systeme werden offen für Eingangsgrößen<br />

(Parameter), die einen Wechsel der Transformationen bewirken können,<br />

Transformationen der Transformationen also. Es gelingt Ashby<br />

Kopplungen <strong>und</strong> (negative wie positive) Rückkopplungen als Eigenschaften<br />

solcherart gefaßter Systeme stimmig zu beschreiben; die<br />

formalen — keine Wertung beabsichtigenden — Konzeptionen: Störung,<br />

Gleichgewicht, Stabilität, Instabilität, werden verständlich.<br />

Der zweite Teil („Vielfalt") wendet sich der Informationstheorie<br />

zu: Steht überhaupt nur eine einzige Nachricht zur Verfügung, die<br />

übermittelt werden kann, ist Kommunikation nicht möglich. „Kommunikation<br />

erfordert also unbedingt eine Menge von Nachrichten.<br />

Und nicht nur das, sondern die mit einer bestimmten Nachricht<br />

übermittelte Information hängt von der Menge ab, aus der sie<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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