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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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328 Besprechungen<br />

Bedauerlicherweise geht der Verfasser mit dem von der Verhaltensforschung<br />

gelieferten Material recht sparsam um. Seine Argumentation<br />

ist dort am überzeugendsten <strong>und</strong> interessantesten, wo die<br />

philosophische Verallgemeinerung <strong>und</strong> die Herausarbeitung seiner<br />

Gr<strong>und</strong>konzeption anhand von Einzelergebnissen erfolgt, etwa in<br />

Ausbreitung der Forschungsergebnisse zur Evolution von Kommunikationssystemen<br />

des Berliner Ethologen Tembrock (100 ff.). Desgleichen<br />

wäre eine ideologiekritische Auseinandersetzung mit der<br />

neueren, keineswegs neothomistisch orientierten Verhaltens- <strong>und</strong><br />

besonders auch Primatenforschung hilfreich gewesen. — Einige Formulierungen<br />

sind höchst mißverständlich: „Im Anschluß an S. Freud<br />

überhaupt jeden Unterschied zwischen Mensch <strong>und</strong> Tier zu negieren<br />

<strong>und</strong> den Menschen als ein bloßes Triebwesen zu betrachten" (9 f.),<br />

heißt Freud unterschieben, was das Werk zahlreicher Adepten ist.<br />

Wenn von „vom Phänotyp auf den Genotyp übergegangener Veränderung"<br />

gesprochen wird (55), so ist das ebenso lamarckistisch<br />

mißverständlich wie der Passus, in dem „Vererbbarkeit bei genügender<br />

Festigkeit der neuen Eigenschaften" postuliert wird (83).<br />

Mißverständlich deswegen, weil sonst genetisch korrekt formuliert<br />

wird. André Leisewitz (Frankfurt/M.)<br />

Medizin<br />

Blüchel, Kurt: D i e w e i ß e n M a g i e r . Das Milliardengeschäft<br />

mit der Krankheit. C. Bertelsmann, München 1974 (437 S., Ln.,<br />

32,— DM).<br />

Volkholz, Volker, u.a. (Hrsg.): A n a l y s e d e s G e s u n d h e i t s -<br />

systems. Krankheitsstruktur, ärztlicher Arbeitsprozeß, Sozialstaat.<br />

Reader zur Medizinsoziologie. Fischer Athenäum Taschenbuch<br />

Verlag, Frankfurt/M. 1974 (428 S., br., 20,80 DM).<br />

Blüchel, ehemals Pressereferent einer ärztlichen Standesorganisation<br />

<strong>und</strong> einer pharmazeutischen Firma <strong>und</strong> schließlich Chefredakteur<br />

einer privaten Ärztezeitschrift, referiert fast ausschließlich von<br />

ihm gesammelte Presseausschnitte. Das Ergebnis ist beeindruckend,<br />

vor allem, wenn Blüchel die zynischen Stellungnahmen der Standespolitiker<br />

zu ärztlichen Kunstfehlern oder die unverfrorenen Äußerungen<br />

zur Beibehaltung des Monopols der ambulanten Behandlung<br />

durch die niedergelassenen Ärzte zitiert. Je nach dem Material, das<br />

dem Autor zugänglich war, sind die einzelnen Abschnitte seines<br />

Buches unterschiedlich dicht <strong>und</strong> anschaulich. Zu den besten A b -<br />

schnitten gehören: Numerus clausus — die große Lüge, Kurz ist der<br />

Weg in die Heilanstalt, Medizinische Gutachten — ein Krebsgeschwür,<br />

Ärztliche Lotterie mit Patienten (Kunstfehler). Wie diese<br />

Überschriften, so ist die Sprache des Buches durchgängig am „Spie-<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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