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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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262 Christoph Kievenheim<br />

monopolistischen Kapitalismus (SMK) nicht expliziert zu haben. Ihre<br />

Kritik bezieht sich auf den Sachverhalt, daß in der IMSF-Studie<br />

zwar auf vorausgegangene Arbeiten theoretischer Ansätze einer<br />

SMK-Theorie Bezug genommen worden war, im Rahmen einer wissenschaftlichen<br />

Darstellung des Teilbereichs „Klassenanalyse" jedoch<br />

auf einen eigenen Beitrag zur Entwicklung der Diskussion über<br />

diese Ansätze verzichtet wurde.<br />

Die Kontroverse um die Theorien des staatsmonopolistischen Kapitalismus<br />

betrifft generell das Verhältnis struktureller Gesetzmäßigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kategorien zu ihrer historischen Entwicklung innerhalb<br />

der kapitalistischen Gesellschaft 10 . Sie berührt daher auch<br />

die Veränderung der Klassenstrukturen selbst. In der Diskussion<br />

wird wohl von niemandem bezweifelt, „daß es . . . Monopole gibt"<br />

(Handbuch, S. 88) oder, daß sich gegenwärtig neue Formen staatsinterventionistischer<br />

Tätigkeit entwickeln. Ebensowenig steht zur<br />

Debatte, ob realhistorische Modifikationen in der Entwicklung einer<br />

Gesellschaft konstatiert werden können. Den Theorien des SMK<br />

geht es im Kern vielmehr um die Explikation der These, daß sich<br />

die Durchsetzungsbedingungen zentraler Gesetzmäßigkeiten der<br />

kapitalistischen Produktion durch die vom Kapital selbst vorangetriebene<br />

Entwicklung der Gesellschaftlichkeit der Produktivkräfte,<br />

die Vertiefung <strong>und</strong> Erweiterung des <strong>gesellschaftliche</strong>n Antagonismus<br />

der Klassen heute so weit modifiziert haben, daß die Aufrechterhaltung<br />

des Verwertungs- <strong>und</strong> Akkumulationsprozesses notwendig<br />

nur noch mittels der Intervention der „nicht-kapitalistischen<br />

Form Staat" möglich ist. Die Realisierung des Wertgesetzes <strong>und</strong> des<br />

kapitalistischen Mehrwert- <strong>und</strong> Profitmechanismus mittels der<br />

„Krücke" staatlicher Intervention setzt nicht die Kategorien des<br />

„Kapitals im allgemeinen" außer Kraft, sie markiert — ebenso wie<br />

die Entwicklung der Dominanz monopolkapitalistischer Aneignung<br />

— nur eine bestimmte historische Phase ihrer Durchsetzung. Indem<br />

das Kapital u. a. dem Fall der Profitrate nur noch durch die Mobili-<br />

10 In einem anderen Zusammenhang bezichtigen die Autoren des PKA<br />

die IMSF-Autoren eines „problematischen Verständnisses der Gr<strong>und</strong>verhältnisse<br />

der bürgerlichen Gesellschaft, wie sie im Kapital dargestellt<br />

sind" (Materialien I, S. 189). Die Autoren wenden sich dabei gegen die<br />

Aussage der IMSF-Studie, daß Warenproduktion bereits als historische<br />

vorkapitalistische Kategorie existiert hat. Auch F. Engels hatte von einer<br />

„ganzen Periode der einfachen Warenproduktion" gesprochen (vgl. MEW<br />

25, S. 898 ff.). Die marxistische politische Ökonomie hatte jene historische<br />

Gesetzmäßigkeit des Umschlags der „Eigentumsgesetze der Warenproduktion<br />

. . . in Gesetze der kapitalistischen Aneignung" (MEW 23, S. 613; vgl.<br />

auch MEW 24, S. 28) sehr wohl aufgezeigt. Nach dem diesbezüglichen Urteil<br />

des PKA über die gleiche Aussage des IMSF sollte das Projekt nun<br />

auch gegen Marx <strong>und</strong> Engels schreiben. „Damit unterliegt er aber dem<br />

Schein, den die Oberfläche der kapitalistischen Produktion selbst produziert<br />

..." (Materialien I, S. 389); im übrigen sprach das IMSF nicht — wie<br />

die PKA-Kritik suggeriert — von der Warenproduktion als spezifischer<br />

Gesellschaftsform.<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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