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Naturwissenschaftliche Erkenntnis und gesellschaftliche Interessen (II)

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Ärztliche Ausbildung 223<br />

<strong>und</strong> in einer Reihe von Einzelgebieten auch im besonderen die Möglichkeit<br />

gäbe, weitergehende Fragen zu bearbeiten, werden aber die<br />

meisten Studenten diese Möglichkeit nicht wahrnehmen, weil der<br />

Druck laufender Prüfungsverpflichtungen <strong>und</strong> der Zwang zur A b -<br />

solvierung umfangreicher Pflichtpraktika in anderen Fachgebieten<br />

sie daran hindern muß.<br />

So wie der gesamte Ausbildungsgang nach seiner Ausweitung auf<br />

42 Fächer 4 ® darauf angelegt ist, von vielem wenig zu lernen, so führt<br />

er mit der Verpflichtung des Studenten, sich ständig auf eine der<br />

insgesamt vier Prüfungen vorbereiten zu müssen, dazu, daß der<br />

Medizinstudent sich mit keiner Frage im Ernst auseinandersetzen<br />

kann <strong>und</strong> muß. Zu Anfang wurde schon dargestellt, daß Ausbildungsziele<br />

ohne Vorstellung über <strong>und</strong> Entscheidung für ein bestimmtes<br />

System der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung kaum deutlich formuliert werden<br />

können. Diese Selbstverständlichkeit kann nur dort aus dem Blickfeld<br />

geraten, wo ein bestehendes Ges<strong>und</strong>heitswesen von den in ihm<br />

Tätigen <strong>und</strong> insbesondere von den die „Ausbildungsziele" Formulierenden<br />

nicht in Frage gestellt wird, während in Wirklichkeit längst<br />

objektive Zwänge die bestehende Organisation nicht nur in Frage<br />

stellen, sondern über mittelbar das System beeinflussende Faktoren<br />

tatsächlich schon verändern 47 . Andererseits wird versucht, bestehende<br />

<strong>und</strong> erkannte Mängel in der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung durch<br />

Einführung neuer Lehrinhalte bzw. Fachgebiete in die Prüfungsordnungen<br />

zu beseitigen, mit deren Kenntnis die Ärzte allein den<br />

Mängeln entgegentreten sollen. Löcher im Angebot medizinischer<br />

Dienstleistungen sollen nicht direkt, sondern statt dessen durch<br />

Institutionalisierung neuer Fächer in den Hochschulen gestopft<br />

werden 48 .<br />

Selbstverständlich ist das Erlernen bestimmter Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

bestimmten Wissens während der Ausbildung die Voraussetzung<br />

für spätere Anwendung in der praktischen Arbeit. Dies kann aber<br />

nur dann geschehen, wenn vorhandene institutionelle Mängel der<br />

Anwendung dieses Wissens nicht entgegenstehen. Ist dies der Fall,<br />

belastung. Berufskrankheiten <strong>und</strong> das Berufs-Krankheiten-Verfahren.<br />

Ärztliche Aspekte der Rehabilitation Behinderter bei medizinischer, pädagogischer,<br />

sozialer <strong>und</strong> beruflicher Ein- <strong>und</strong> Wiedereingliederung in Gesellschaft,<br />

Familie, Schule <strong>und</strong> Arbeit.<br />

Gr<strong>und</strong>züge der Rechtsmedizin, insbesondere die wichtigsten Rechtsfragen<br />

der ärztlichen Berufsausübung, die wichtigsten Begriffe der forensischen<br />

Medizin <strong>und</strong> der medizinischen Begutachtungsk<strong>und</strong>e.<br />

46 Thure von Uexküll: Das Problem . . . , a.a.O.<br />

47 S. z.B.: Christian Gaedt <strong>und</strong> Udo Schagen: Medizin auf dem Wege<br />

zur Vergesellschaftung? In: Entwicklung <strong>und</strong> Struktur des Ges<strong>und</strong>heitswesens.<br />

Argumente für eine Soziale Medizin (V). Argument-Sonderband 4,<br />

Berlin/West 1974.<br />

48 Horst Krähe: Die medizinische Ausbildung als Gegenstand der Medizinsoziologie.<br />

In: Brigitte Geißler, Peter Thoma (Hrsg.), Medizinsoziologie.<br />

Einführung in ihre Gr<strong>und</strong>begriffe <strong>und</strong> Probleme, Frankfurt/M. 1975,<br />

S. 274.<br />

DAS A R G U M E N T 96/1976 ©

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