play! Das Jahresmagazin der Duisburger Philharmoniker 2012/2013

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28 „ … mit entwaffnendem Schwung …“ Giordano Bellincampi ist der neue Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker Fließendes Melos und strukturelle Klarheit kennzeichnen seinen Stil. Giordano Bellincampi, der neue Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker, ist als Konzert- und Operndirigent international erfolgreich. Sein neues Amt tritt er mit ebenso viel Leidenschaft wie Verantwortungsgefühl an: „Ich hoffe, dass meine Zeit in Duisburg unserem Publikum Freude bereitet und ich werde mein Bestes geben, jedes Konzert zu einem lebensbejahenden Event zu machen.“ Foto: Andreas Köhring
Mittelmeer und ostsee Eigentlich ist er ein waschechter Römer: Giordano Bellincampi wurde 1965 sozusagen unter dem Glockenschlag des Petersdoms geboren. Aber schon als Elfjähriger musste er das milde mediterrane Klima mit der zugigen Ostseeluft vertauschen. Seine Mutter, eine Theater wissenschaftlerin, wurde an die Universität Kopenhagen berufen und so siedelte die ganze Familie nach Dänemark über. Musik begeistert Giordano Bellincampi seit frühester Jugend. Und weil es ihm der strahlende Klang der Blechbläser besonders angetan hatte, entschied er sich für die Bassposaune, auf der er es in kürzester Zeit zu großer Perfektion brachte. Mit 19 Jahren begann er sein Studium an der Königlichen Musikakademie in Kopen hagen und wurde bereits ein Jahr darauf in das renommierte König lich Dänische Orchester aufgenommen. Nebenbei beschäf tigte er sich intensiv mit dem Dirigieren und ging dazu beim legendären nordischen „Dirigentenmacher“ Jorma Panula in die Lehre. Und das nicht etwa, weil ihn der Orchesterdienst nicht befriedigte, im Gegenteil: Er wollte es gerade besonders gut machen und die internen Abläufe der Orchesterarbeit besser verstehen lernen. Trotzdem war rasch klar, dass im Dirigieren seine eigentliche Berufung lag. 1994 debütierte Giordano Bellincampi beim Odense Symphony Orchestra. Es war der Startschuss für eine große Karriere, die ihn zunächst ans Pult bedeutender skandinavischer Orchester brachte – nach Stockholm, Bergen, Malmö und Stavanger. Rasch folgten Einladungen nach Dublin, Milano und St. Petersburg, nach Toronto, Prag und Seoul. Die Kopenhagener Philharmoniker ernannten ihn 1997 zum ersten Gastdirigenten und 2000 zum Musikdirektor – ein Amt, das er bis 2005 innehatte. Grandioses Debüt Seit 2000 hat Giordano Bellincampi auch seine Opern arbeit zunehmend ausgeweitet. Mit Puccinis „La Bohème“ debütierte er am Königlichen Opernhaus in Kopenhagen. Auch bei den zahlreichen internationalen Opern verpflichtungen der folgenden Jahre konzentrierte er sich besonders auf das italienische Repertoire – da hatten sich, allen nordischen Prägungen zum Trotz, die südländischen Gene doch letzten Endes durchgesetzt. 2005 berief die Dänische Nationaloper in Aarhus Giordano Bellincampi zum Opernchef und Generalmusikdirektor; hier wird er noch bis zum Ende der Spielzeit 2012/13 bleiben. Am Pult der Deutschen Oper am Rhein gab Giordano Bellincampi sein Debüt im Januar 2005 mit Puccinis „La Bohème“. Es folgte der Doppelabend „Cavalleria Rusticana/ I Pagliacci“ – nach Ansicht der Rheinischen Post „eine 29 in spirierte, dramatisch zugespitzte und dabei doch immer mittelmeerisch licht klingende Aufführung.“ Als Konzertdirigent konnte das Duisburger Publikum Giordano Bellincampi erstmals zu Beginn der Spielzeit 2011/12 erleben. Mit Werken von Schumann, Webern, Debussy und Barber gab er gleich ein ganzes Bündel künstlerischer Visiten karten ab: als subtiler Klang sensualist und struktur sinniger Darsteller der Moderne, als Sachwalter des großen romantischen Repertoires und hellhöriger Vermittler unterschiedlicher natio naler Musikidiome. Die NRZ bejubelte ein „grandioses Debüt“ des Dirigenten; das besondere Lob galt hier „einer rundum geschlossenen Interpretation von Robert Schumanns vierter Sinfonie, die er mit entwaffnendem Schwung entfaltete.“ Sympathieträger für Duisburg Es ist ein besonderer Glücksfall, dass Giordano Bellincampi nun für zunächst zwei Jahre fest an Duisburg gebunden werden konnte. Schließlich hat der Maestro zahlreiche internationale Verpflichtungen sowohl im Konzert- als auch im Opernfach. Gleichzeitig mit seinem Duisburger Engagement wird er die Leitung des traditionsreichen Mailänder Orchesters „I Pomeriggi“ übernehmen. Darüber hinaus ist Giordano Bellincampi auch im Aufnahmestudio kontinuierlich aktiv und hat bereits eine stattliche Reihe von CDs vorgelegt – u. a. mit Werken von Johan Svendsen, Carl Nielsen, Vagn Holmboe, Per Nørgård, William Walton und Benjamin Britten. Die Ernennung Giordano Bellincampis zum Duisburger Generalmusikdirektor hat in der Presse einhellig für große Zustimmung gesorgt. So charakterisierte die Rheinische Post den Dirigenten als „humorvollen, menschenfreundlichen und offenen Menschen“, „der gewiss das Zeug hat, wie sein Vorgänger Jonathan Darlington Sympathieträger für die Duisburger Philharmoniker zu werden.“ Daran kann gar kein Zweifel sein. Als Künstler, der in zwei Kulturen verwurzelt ist, hat Giordano Bellincampi ein besonderes Gespür für die vielfältigen ethnischen Einflüsse, die in Duisburg zusammenfließen. Dazu ist er ein ausgesprochener Familienmensch, der so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau, seinen Töchtern (23, 16) und seinem Sohn (20) verbringt. Dass es ihm am besten geht, wenn er die Familie um einen großen Tisch versammeln und bekochen kann, daraus macht er kein Geheimnis. Giordano Bellincampi ist kein abgehobener Bewohner eines künstlerischen Elfenbeinturms, sondern ein aufgeschlossener Musiker mit Herzblut und Leidenschaft, der seine Kunst unmittelbar ins Leben trägt, auch in die Stadt – damit wird er in Duisburg sicherlich viele Freunde finden.
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