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play! Das Jahresmagazin der Duisburger Philharmoniker 2012/2013

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„Ich stellte mir plötzlich vor, wie 100 Jahre Zeit durch die Carnegie Hall wehen, diesen von Menschen<br />

geschaffenen Raum voll beson<strong>der</strong>er Atmosphäre. Es war, als hörte ich die Halle durch die Risse<br />

zwischen den Zeitschichten murmeln: ‚Aus mir fließt, was man Zeit nennt.‘“ So kommentierte <strong>der</strong><br />

große japanische Komponist Toru Takemitsu Titel und Idee seines Schlagzeug-Konzerts, das 1990<br />

zum 100-jährigen Geburtstag <strong>der</strong> New Yorker Carnegie Hall entstand. So anspruchsvoll die Partien<br />

<strong>der</strong> fünf Perkussionisten auch sind – Takemitsu schrieb weniger ein Virtuosenkonzert als eine<br />

breit angelegte, ins Rituelle ausgreifende Klangstudie von irisieren<strong>der</strong> Leuchtkraft. Man muss kein<br />

ausgewiesener Kenner <strong>der</strong> Avantgarde sein, um von <strong>der</strong> hinreißenden Schönheit dieser Musik<br />

gefesselt zu werden. Die japanische Musiktradition ist hier stets gegenwärtig, aber ebenso <strong>der</strong><br />

französische Impressionismus, dem Takemitsus orchestrale Farbpalette viel verdankt.<br />

Mit diesem außergewöhnlichen Werk meldet sich Carl St. Clair in Duisburg zurück. Der texanische<br />

Maestro, <strong>der</strong> als Chefdirigent in Weimar und an <strong>der</strong> Komischen Oper Berlin gewirkt hat, leitete hier<br />

zuletzt im November 2011 die Welturaufführung des „Grand Concerto 4 Tubas“ von John Stevens –<br />

ein Sensations-Erfolg, <strong>der</strong> mittlerweile auch auf CD greifbar ist. Als starken Kontrast und machtvolles<br />

Gegengewicht zu Takemitsus delikater Klanglichkeit setzt er die ungeschminkte Emotionalität<br />

in Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6, <strong>der</strong> „Pathétique“. Es ist das sinfonische Vermächtnis des Komponisten,<br />

eine tönende Lebensbeichte, die von ekstatischem <strong>Das</strong>einstaumel in die Schwärze <strong>der</strong><br />

Todesnacht stürzt. Übrigens war auch Tschaikowsky <strong>der</strong> Carnegie Hall seit ihren Ursprüngen verbunden<br />

– als Gaststar dirigierte er schon beim Eröffnungs-Abend am 5. Mai 1891. So schließt sich<br />

<strong>der</strong> Kreis.<br />

Carl St. Clair Dirigent<br />

Foto: Marco Borggreve<br />

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