play! Das Jahresmagazin der Duisburger Philharmoniker 2012/2013
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„Die Partitur sah nach nichts aus. Der Anfang, so simpel, fast lächerlich. Nur ein Pulsieren, Fagotte,<br />
Bassetthörner – wie eine rostige Quetschkommode. Doch da, plötzlich, hoch darüber, eine einsame<br />
Oboe, ein einzelner Ton, unerschütterlich über allem, bis eine Klarinette ihn aufnimmt, in<br />
einer Phrase von solch himmlischer Süße! (...) So eine Musik hatte ich noch nie vernommen. Voll<br />
tiefster Sehnsucht; einer so unstillbaren Sehnsucht, dass ich erbebte und es mir schien, als hörte<br />
ich die Stimme Gottes.“<br />
Die Szene aus Milos Formans „Amadeus“-Film ist unvergesslich. Antonio Salieri hört zum ersten<br />
Mal das berühmte Adagio <strong>der</strong> „Gran Partita“, komponiert von seinem verhassten Erzrivalen Mozart<br />
– eine Musik, <strong>der</strong>en unvergleichliche Schönheit ihn zu zähneknirschen<strong>der</strong> Demut verurteilt. <strong>Das</strong><br />
Beispiel ist gut gewählt: Die Bläserserenade, 1781 komponiert, ist vor allem ein Stück gefälliger<br />
Unterhaltungsmusik für die Feste <strong>der</strong> Wiener Aristokratie. Aber gerade hier entzündet sich das<br />
Genie des Komponisten, <strong>der</strong> in den leichten und gelösten Gestus <strong>der</strong> Musik einen poetischen<br />
Silberfaden von erschüttern<strong>der</strong> Melancholie einzieht.<br />
Bei Bruno Weil liegt dieses Werk fraglos in den besten Händen. Als einer <strong>der</strong> führenden Spezialisten<br />
für die Musik <strong>der</strong> Wiener Klassik ist er regelmäßig am Pult <strong>der</strong> bedeutendsten Orchester und<br />
Opernhäuser <strong>der</strong> Welt zu erleben. Mit dem Ensemble „Tafelmusik“ und <strong>der</strong> „Cappella Coloniensis“<br />
spielte er Maßstab setzende Aufnahmen ein. Stilbildend war auch seine Arbeit mit den <strong>Duisburger</strong><br />
<strong>Philharmoniker</strong>n, denen er von 1994 bis 2002 als Generalmusikdirektor vorstand. Bei seinem<br />
Gastspiel trennt er zunächst die Orchester-Gruppen: Auf Mozarts Bläserserenade folgt die witzigcharmante<br />
„Simple Symphony“ für Streicher des jungen Benjamin Britten. Am Ende vereinen sich<br />
die Kräfte in Haydns großer „Oxford“-Sinfonie.<br />
Bruno Weil Dirigent<br />
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