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portraitserie<br />
35<br />
etwas unternehmen zu können. In<br />
Wiedenbrück am Markt ist abends<br />
noch was los. Da ist eine gute Atmosphäre,<br />
aber in Rheda ist die<br />
Innenstadt ab 18:30 Uhr tot und<br />
dann möchte ich da auch nicht<br />
mehr sein. <strong>Das</strong> finde ich schade.<br />
So ein kleines gemütliches Programmkino,<br />
wo man einfach Leute<br />
trifft, das wäre eine Bereicherung.<br />
Mehr Vielfalt würde der Rhedaer Innenstadt<br />
sicher helfen. Vieles wird<br />
mehrfach angeboten, man kann<br />
z.B. super Döner, Eis und Schuhe<br />
kaufen, aber andere Angebote<br />
fehlen. <strong>Das</strong> macht es einseitig und<br />
unattraktiv, sich im Rhedaer Zentrum<br />
länger aufzuhalten. Allerdings<br />
finde ich gut, dass es hier zwei Freibäder<br />
gibt und ich hoffe, es wird<br />
sie noch lange geben. Ich finde<br />
beide einen guten Treffpunkt und<br />
damit erreicht man sowohl junge<br />
als auch ältere Leute. Super finde<br />
ich Angebote wie die Beach-Party<br />
und das Nacht-Schwimmen. Damit<br />
erreicht man alle. Weiter würde ich<br />
mir wünschen, dass die neue Gesamtschule<br />
genauso erfolgreich<br />
wird wie meine Gesamtschule in<br />
Gütersloh.<br />
Andreas Kirschner: Was halten Sie<br />
von den Vorurteilen, die die Stadtteile<br />
gegenseitig pflegen?<br />
Judith Gilsbach: Ja, die gibt’s natürlich,<br />
vielleicht bei den Kindern noch<br />
mehr als bei den Erwachsenen. Als<br />
in meiner Schule in Gütersloh die<br />
Ergebnisse der Rhedaer Klasse besser<br />
waren als die der Wiedenbrücker<br />
Klasse, hieß es natürlich: »Rhedaer<br />
sind intelligenter«. Es gibt viele solcher<br />
Vorurteile. Irgendwann guckt<br />
man aber über den Tellerrand und<br />
sieht, dass es im anderen Stadtteil<br />
auch schön ist. Beide Stadtteile haben<br />
ihre Attraktivität und die Vorurteile<br />
sind entweder spaßig gemeint,<br />
oder eine unreflektierte Wertung.<br />
Diese Vorurteile sind nicht wirklich<br />
wichtig und die Rheda-Wiedenbrücker<br />
kommen im Grunde ganz gut<br />
miteinander klar. Die Leute in Wiedenbrück<br />
sind bestimmt genauso<br />
nett, wie die in Rheda. Ich kenne<br />
viele nette Wiedenbrücker.<br />
Andreas Kirschner: Was sind Ihre<br />
schönsten Erinnerungen an Rheda<br />
und an Wiedenbrück? Gibt es<br />
Kindheitsabenteuer, die Sie mit<br />
den Stadtteilen verbinden?<br />
Judith Gilsbach: Als Kind fand ich<br />
die Adventzeit sehr schön. Heute<br />
bin ich ein großer Fan davon,<br />
auf den Christkindlmarkt oder<br />
auf das Adventskrämchen zu gehen.<br />
Während der Grundschulzeit<br />
habe ich viel Zeit bei meiner Oma<br />
verbracht. Meine Kindheit ist ja<br />
gerade erst vorbei. Als Schulkind<br />
habe ich mich mehr in Rheda aufgehalten<br />
und auch meine Freunde<br />
kamen aus Rheda. Wir waren nicht<br />
so mobil und wir konnten nicht<br />
nach Wiedenbrück fahren. Durch<br />
die Oberstufe hat sich das später<br />
geändert. Da wurden die Schüler<br />
bunt gemischt und ich habe festgestellt,<br />
dass alle richtig nett sind.<br />
Mit meinen Eltern war ich ab und<br />
zu mal bei Toldo, da gab’s dann<br />
das leckerste Eis der Stadt. Eine<br />
spezielle Kindheitserinnerung an<br />
Rheda-Wiedenbrück kann ich aber<br />
nicht hervorheben.<br />
Andreas Kirschner: Wann entlockt<br />
Ihre Stadt Ihnen kleine oder große<br />
Glücksmomente?<br />
Judith Gilsbach: Ganz besonders<br />
wenn in Rheda Feste stattfinden,<br />
wie z. B. das Altstadtfest. Da gehe<br />
ich immer gern hin. An der Kriminacht<br />
teilzunehmen, die vor einiger<br />
Zeit stattgefunden hat, das hat<br />
mir großen Spaß gemacht. Wenn<br />
es schneit, finde ich Wiedenbrück<br />
immer auffallend schön mit seinen<br />
alten Fachwerkhäusern. Rheda ist<br />
natürlich auch schöner, wenn alles<br />
schneebedeckt ist, aber das Rathaus<br />
macht auch dann keinen guten<br />
Eindruck. Wenn es schön sonnig<br />
ist, erlebe ich Glücksmomente<br />
im Freibad, oder wenn ich einfach<br />
nur im Garten sein kann und vielleicht<br />
beim Grillen die Abendsonne<br />
genieße. Glück bereitet mir auch,<br />
dass ich in Rheda-Wiedenbrück<br />
viele Leute kenne und die Anonymität<br />
nicht so groß ist. Ich finde<br />
Rheda-Wiedenbrück hat einfach<br />
die perfekte Größe.<br />
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Alexander Stieghorst<br />
gepr. psychologischer Berater (FH)<br />
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