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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
CHEMIEREPORT.AT 1/2016
AUSTRAIN LIFE SCIENCES
Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
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MÄRKTE & MANAGEMENT<br />
First Pharma mit neuem Geschäftsmodell<br />
Erfolg nach Richtungsänderung<br />
First Pharma unterstützt heute erfolgreich Unternehmen, die Arzneimittel oder Medizinprodukte<br />
bei speziellen Ärzte-Zielgruppen bekannt machen wollen. Von der vertrieblichen<br />
Pflege von Altprodukten hat man sich verabschiedet.<br />
© rzdeb – iStockphoto.com<br />
First Pharma musste die Richtung<br />
ändern, um auf Erfolgskurs zu kommen.<br />
Manchmal muss ein Unternehmen bereit<br />
sein, flexibel mit seiner eigenen Gründungsidee<br />
umzugehen, um auf Erfolgsschiene<br />
zu kommen. Vor rund eineinhalb Jahren war<br />
die von Tina Theuer und Wolfgang Jank gegründete<br />
Firma First Pharma angetreten, um<br />
in die Jahre gekommenen Original-Produkten<br />
großer Pharmaunternehmen, die ihren Patentschutz<br />
längst überschritten haben, durch<br />
gezielte Vertriebsaktivitäten wieder zu neuen<br />
Umsätzen zu verhelfen. Doch so gut sich das<br />
Konzept in der Theorie anhörte, so schwierig<br />
war es in die Tat umzusetzen. „Wir hatten<br />
einen Vertrag mit Takeda. Doch trotz großer<br />
Anstrengungen ist es nicht gelungen, eine signifikante<br />
Steigerung der Umsätze zu erzielen“,<br />
erzählt Jank. Denn selbst wenn ein Arzt<br />
mit hohem vertrieblichen Aufwand überzeugt<br />
werden konnte, wieder öfter das vertraute Produkt<br />
zu verschreiben, waren aufgrund der geringen<br />
Preise der Altprodukte kaum Steigerungen<br />
gegenüber dem vom Hersteller<br />
prognostizierten Umsatz zu erzielen. Da das<br />
Geschäftsmodell aber vorsah, dass First<br />
Pharma genau daran verdient hätte, benötigten<br />
die Gründer in dieser Zeit auch finanziell<br />
einen langen Atem. Schließlich wurde der<br />
Vertrag mit Takeda im Sommer gelöst.<br />
Lohnende Kontakte<br />
Die vielen Kontakte bei Pharmaunternehmen,<br />
denen man das ursprüngliche Geschäftsmodell<br />
schmackhaft machen wollte,<br />
waren dennoch nicht vergebens: „Mit einem<br />
Mal sind Firmen mit Neuprodukten auf uns<br />
zugekommen“, erzählt Theuer. Zunächst<br />
zeigte sich das deutsche Unternehmen Mundipharma<br />
interessiert, einen Vertriebspartner<br />
für ein Asthmaprodukt zu gewinnen, der dieses<br />
bei niedergelassenen Allgemeinmedizinern<br />
bekannter macht. An den Kontakten zu<br />
praktischen Ärzten war auch One Globe Biotechnology<br />
interessiert: Das Unternehmen<br />
hatte das Medizinprodukt „Actipatch“ gelauncht<br />
(ein am Körper getragenes Gerät mit<br />
Kabelring, das elektrische Impulse zur<br />
Schmerzreduktion abgibt), das man nun unter<br />
den Medizinern bekannter machen<br />
wollte.<br />
Mit Allergosan konnte schließlich eine dritte<br />
Firma dazugewonnen werden, ein innovatives<br />
Produkt über die Kanäle von First Pharma zu<br />
vertreiben. Das Unternehmen hat verschiedene<br />
Formen des Produkts Omnibiotic entwickelt,<br />
das die Darmflora nach Störungen wieder<br />
in Ordnung bringt. Doch die<br />
Migräne-Version des Präparats war bei Neurologen<br />
noch wenig bekannt.<br />
Auch wenn das ursprüngliche Geschäftsmodell<br />
an den Realitäten des Markts scheiterte<br />
– ein anderer Aspekt der Gründungsidee hat<br />
sich als schlagkräftig erwiesen und wesentlich<br />
zum wirtschaftlichen Erfolg des jungen Unternehmens<br />
beigetragen: Man setzt auf die<br />
Zusammenarbeit mit erfahrenen Vertriebsleuten,<br />
größtenteils über 50, die vielfach früher<br />
selbst für große Pharmaunternehmen<br />
gearbeitet haben. „Das sind engagierte Einzelunternehmen,<br />
die wissen, wie man effizient<br />
arbeitet, um ein Produkt auf dem Markt<br />
zu platzieren“, so Theuer. Die ursprüngliche<br />
Geschäftsidee bei Gelegenheit wiederaufzugreifen<br />
ist nicht geplant: „Es ist wesentlich<br />
spannender, mit Ärzten über neue, innovative<br />
Produkte zu sprechen, als über alte, die<br />
ohnehin jeder kennt.“ <br />
z<br />
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