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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
CHEMIEREPORT.AT 1/2016
AUSTRAIN LIFE SCIENCES
Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
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CHEMIE & TECHNIK<br />
© Agilent Technologies<br />
© Agilent Technologies<br />
In Term B steckt die sogenannte Longitudinal-Diffusion,<br />
die von der Viskosität und<br />
Temperatur des Eluenten abhängt. Ausgehend<br />
von einem konzentrierten Probenzonen-<br />
Zentrum diffundieren die einzelnen Analyten<br />
im Laufe der Chromatographie kontinuierlich<br />
in beide Richtungen der Säulenlängsachse auseinander.<br />
Je kürzer die Verweilzeit in der<br />
Trennsäule ist, desto geringer ist der Beitrag<br />
der Longitudinal-Diffusion, und deshalb sinkt<br />
der B-Term schnell mit steigender Fließgeschwindigkeit<br />
(grün in Bild 1).<br />
Massentransfer beschleunigen<br />
Der besonders wichtige C-Term beschreibt<br />
den Widerstand beim Massentransfer zwischen<br />
der stationären und der mobilen Phase.<br />
Da der Stoffaustausch grundsätzlich etwas<br />
Zeit benötigt, wird er durch geringe Flussraten<br />
begünstigt, daher verhält sich der C-<br />
Bild 2: Partikelgrößenverteilung (als<br />
Abweichung von der jeweiligen mittleren Partikelgröße<br />
dargestellt) von verschiedenen voll<br />
porösen Materialien (blau, grün, schwarz)<br />
und einem Superficially Porous Particle-<br />
Material (2.7 μm in Rot) im Vergleich.<br />
Term auch proportional zur Fließgeschwindigkeit.<br />
Während schnelle Chromatographie<br />
(u=hoch) die unerwünschte Longitudinal-<br />
Diffusion stark zurückdrängt, ist ihr Einfluss<br />
auf einen intensiven Stoffaustausch wiederum<br />
kontraproduktiv. Der Massentransfer ist<br />
unter anderem auch von der Art der mobilen<br />
Phase, Länge und Durchmesser der Säule<br />
und Porosität der Teilchen abhängig. Bleiben<br />
diese Parameter gleich, wird in Bild 1 oben<br />
rechts deutlich, dass die Massenübertragung<br />
vom Teilchendurchmesser bestimmt wird.<br />
Genau diese Möglichkeit, den Massentransfer<br />
mit kleinen Teilchen zu verbessern und<br />
damit den C-Term zu reduzieren, ist der<br />
Grund für den zunehmenden Marktanteil an<br />
sub-2-Micron-Säulen.<br />
Die neuen Säulen mit Partikelgrößen von 1,7<br />
bis 1,8 µm sind deutlich effizienter als die<br />
herkömmlichen mit 5 bzw. 3 µm, stellen<br />
aber auch wesentlich höhere Ansprüche an<br />
die LC-Hardware. Es bauen sich wesentlich<br />
höhere Rückdrücke auf, und deutlich engere<br />
und kürzere Verbindungskapillaren sind notwendig,<br />
um deren Todvolumen klein zu halten.<br />
Im selben Maße steigen die Anforderungen<br />
an die Partikelfreiheit der Lösungen und<br />
Proben. Der Trend in Richtung unter 2 μm<br />
wird aber trotz aller Erschwernisse anhalten.<br />
Bild 3: Größenvergleich (schematische Darstellung) von sub-2-Micron und Superficially<br />
Porous Partikel („Poroshell“)<br />
Den Verbesserungseffekt im C-Term durch<br />
gesteigerten Massentransfer kann man auch<br />
nutzen, wenn die absolute Partikelgröße zwar<br />
2,7 µm beträgt, aber die trennrelevante Zone<br />
nur 0,5 µm dick ist. Damit sind wir bei den<br />
neuen Superficially Porous Particles (oberflächenbeschichtete<br />
Partikel; SPP). Diese besitzen<br />
als Träger einen undurchlässigen, stabilen<br />
Kern, und nur die Randschicht ist als<br />
poröse Struktur für die Analyten zugänglich<br />
(Bild 4). Dadurch reduziert sich die Wege-<br />
Variabilität und die Effizienz steigt um ca. 25<br />
Prozent gegenüber völlig porösem Standardmaterial<br />
(Totally Porous Particle TPP).<br />
Aber auch bei den neuen SPP-Materialien<br />
wird das hohe Drucklimit moderner UH-<br />
PLC-Hardware ausgenutzt, denn einige Säulenhersteller<br />
haben bereits die Partikelgröße<br />
ihrer neuesten SPP-Generation auf 1,6 µm<br />
reduziert (Bild 5).<br />
Oft wird befürchtet, dass die neuen „Superficially<br />
Porous“-Partikel weniger Probenkapazität<br />
als gleich große konventionelle „Totally<br />
Porous“-Partikel aufweisen. Theoretisch<br />
ergibt sich bei den SPP mit 2,7 µm Teilchendurchmesser<br />
und 0,5µm Shell-Dicke tatsächlich<br />
ein um ca. ein Viertel geringerer Anteil<br />
an porösem Trennmaterial, das aktiv an der<br />
Trennung beteiligt ist. Großteils hat sich bei<br />
Vergleichsmessungen mit verschiedenen Produkten<br />
diverser Hersteller aber gezeigt, dass<br />
die Probenkapazitäten von SPPs unter gleichen<br />
Bedingungen jenen von TPPs in der<br />
Praxis durchaus ähnlich sind (2).<br />
Druck verändert die Trennungen<br />
Durch die Verfügbarkeit von vielen sub-<br />
2-Micron-Säulen und der immer weiter verbreiteten<br />
Ausrüstung mit UHPLC-Hardware<br />
ist der Einfluss von sehr hohen Drücken bzw.<br />
Druckunterschieden in den Fokus des Interesses<br />
gerückt. Zahlreiche Untersuchungen<br />
haben sich mit den Auswirkungen auf verschiedene<br />
Parameter beschäftigt. Bei einer<br />
Präsentation auf der „HPLC 2013<br />
Amsterdam“-Konferenz hat Ronald E.<br />
Majors von Agilent Technologies die komplexen<br />
Ergebnisse zusammengefasst (3).<br />
Stark vereinfacht ergeben sich daraus folgende<br />
Erkenntnisse für eine Steigerung des<br />
Pumpendrucks um jeweils 500 bar:<br />
n Neutrale Analyten mit niedrigem Molekülgewicht<br />
können ihr Retentionsverhalten<br />
um bis zu zwölf Prozent ändern. Bei<br />
den meisten hat sich der k-Wert in Systemen<br />
mit Wasser-Acetonitril bzw. Wasser-<br />
Methanol aber nur um 2 bis 6 Prozent<br />
geändert.<br />
n Hochmolekulare Substanzen aus dem<br />
Neutralbereich jedoch steigern ihre Reten-<br />
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