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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
CHEMIEREPORT.AT 1/2016
AUSTRAIN LIFE SCIENCES
Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
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„Wir brauchen kulturelle<br />
Offenheit. “<br />
tion entwickelt und zum Patent angemeldet, die zeige, wie altbackenes,<br />
trockenes Brot wieder „befeuchtet“ und „frisch“ gemacht werden<br />
könne.<br />
Derartige Beispiele zeigen nach Auffassung Leimüllers, dass die Kunden<br />
von Unternehmen („User“) „eine wesentliche Quelle von Innovation<br />
sind. Sie wissen, welche Themen für die Kunden eines Unternehmens<br />
relevant sind und haben bisweilen Ideen für neue Lösungen, die sich<br />
hervorragend für den Markt eignen“. Es gelte daher, „die Zivilgesellschaft<br />
als Teil der Innovationskultur zu begreifen. Man sagt zwar immer,<br />
große Unternehmen mit ihren umfangreichen Entwicklungsabteilungen<br />
brauchen das nicht. Die Erfahrung lehrt aber, dass das nicht<br />
stimmt.“<br />
Radikal statt inkrementell<br />
Nach Ansicht Leimüllers bringt gerade die Digitalisierung Möglichkeiten<br />
mit sich, um „unübliche Innovationen zu erreichen“. Ihr zufolge<br />
handelt es sich bei „Open Innovation“ um das „gezielte und systematische<br />
Überschreiten von Organisationen, Branchen und Systemen, um<br />
neue Produkte zu entwickeln“. Letzten Endes müssten „Öko-Systeme“<br />
für Innovationen geschaffen werden, die auf Heterogenität, einer Vielzahl<br />
von Akteuren sowie auf geeigneten Rahmenbedingungen beruhen.<br />
Das viel beschworene Zusammenwirken von „Wissenschaft und Wirtschaft“<br />
genüge längst nicht mehr. Gefragt seien „radikale Innovationen<br />
statt kleiner, inkrementeller Schritte“.<br />
Freilich bestehe dabei eine Reihe von Herausforderungen. So frage sich<br />
etwa, was denn noch von einem Unternehmen, das sich der „Open<br />
Innovation“ verschreibt, als „Kernbestand“ bleibe. Leimüller zufolge<br />
beruht diese Frage aber auf einem Missverständnis: „Open Innovation<br />
heißt nicht, Innovation auszulagern. Vielmehr müssen die Unternehmen<br />
ihre Absorptionsfähigkeit erhalten.“ Für die Wissenschaft wiederum<br />
stelle sich die Herausforderung, gleichzeitig die Kenntnis des eigenen<br />
Fachs zu vertiefen und fächerübergreifend zu arbeiten. Ferner gelte<br />
es, Lösungen für die Einbindung der „Zivilgesellschaft“ in die Entwicklungsprozesse<br />
von Unternehmen zu finden und Eigeninitiative zuzulassen<br />
und zu fördern. Gefragt ist daher laut Leimüller „kulturelle Offenheit,<br />
also ein Mindset für Open Innovation“.<br />
„Neue Ufer“<br />
Mahrer sagte auf Anfrage des <strong>Chemiereport</strong>, zweifellos bestehe ein<br />
Spannungsverhältnis zwischen „offener“ Innovation und dem Bedürfnis<br />
der Unternehmen, durch exklusives Know-how Wettbewerbsvorteile<br />
zu erlangen: „Deswegen müssen wir das Intellectual-Property-<br />
Recht weiterentwickeln und schauen, welches Wissen wie genutzt<br />
werden darf und wie es wem abzugelten ist.“ Jedenfalls aber sei es<br />
notwendig, „neue Ufer zu beschreiten“.<br />
Bedenken, dass die neue digitalisierte Welt vielleicht nicht ganz so schön<br />
sein könnte, wie erhofft, wischte Wirtschaftskammerpräsident Christoph<br />
Leitl vom Tisch: „Wenn man mir sagt, durch 4.0 – ich rede gar nicht<br />
mehr von Industrie 4.0, weil die Entwicklung alle Wirtschaftsbereiche<br />
umfasst – werden fünf Millionen Arbeitsplätze verloren gehen, dann sage<br />
ich: Es werden auch wieder neue Arbeitsplätze entstehen.“ (kf) z<br />
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