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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
CHEMIEREPORT.AT 1/2016
AUSTRAIN LIFE SCIENCES
Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
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LIFE SCIENCES<br />
Symposium beleuchtet Geschichte und Gegenwart<br />
150 Jahre Mendelsche Regeln<br />
Ein international besetztes Symposium würdigt die bleibende Bedeutung der Arbeiten von<br />
Gregor Mendel. Dabei wird der Bogen von den historischen Umständen bis zur heutigen<br />
Molekulargenetik gespannt.<br />
1866 erschien in den „Verhandlungen des<br />
naturforschenden Vereines in Brünn“ die<br />
Arbeit „Versuch über Pflanzen-Hybriden“, in<br />
denen der Benediktiner Gregor Mendel über<br />
seine umfangreichen Kreuzungsversuche, vor<br />
allem mit Erbsen, im Klostergarten seiner<br />
Abtei in Brünn berichtete. Erstmals wurden<br />
dabei einzelne Merkmale klar voneinander<br />
abgegrenzt und beschrieben, wie diese durch<br />
Kreuzung auf nachfolgende Generationen<br />
übertragen werden. Die dabei gefundenen<br />
Gesetzmäßigkeiten für die Vererbung von<br />
Merkmalen, deren Ausprägung nur von<br />
einem Gen bestimmt wird, werden noch<br />
heute „Mendelsche Regeln“ genannt.<br />
Aus Anlass der 150-jährigen Wiederkehr jener<br />
Arbeit, die die moderne Genetik begründet<br />
hat, veranstaltet die Gregor-Mendel-Gesellschaft<br />
gemeinsam mit der Österreichischen<br />
Akademie der Wissenschaften sowie der<br />
BOKU und der Vetmed am 17. und 18. März<br />
ein Symposium, das einen Bogen von Mendels<br />
wissenschaftlichem Umfeld bis zum heutigen<br />
Stand der Genetik in Pflanzen- und Tierzucht<br />
sowie klinischer Anwendung spannt.<br />
Gerade die Umstände dieser Wiederentdeckung<br />
werden im Rahmen des Symposiums<br />
kritisch hinterfragt.<br />
Obwohl Mendels Tätigkeitschwerpunkt in<br />
Brünn lag, gibt es in seiner Biografie auch<br />
zahlreiche Bezüge zu Wien: Hier studierte er<br />
von 1851 bis 1853 Naturwissenschaften (unter<br />
anderem bei Christian Doppler und<br />
Franz Unger), hier trat er 1856 zu einer Prüfung<br />
für das Lehramt an Gymnasien an, die<br />
er jedoch nicht bestand – Historikern zufolge,<br />
weil seine fortschrittlichen Ansichten<br />
über das Wesen der Vererbung zum Konflikt<br />
mit einem Prüfer führten.<br />
Das Symposium wird aber auch die Brücke<br />
in die Gegenwart schlagen, wo die Mendelsche<br />
und Nicht-Mendelsche Genetik nach<br />
wie vor eine eminente Rolle einnehmen und<br />
auf der Grundlage der immer genaueren<br />
Kenntnisse der dahinter stehenden molekularen<br />
Vorgänge immer neue Methoden, etwa<br />
das zuletzt viel beachtete Gene Editing, hervorgebracht<br />
werden. <br />
z<br />
Gregor Mendels Arbeiten schufen einen<br />
dauerhaft gültigen Maßstab für die Genetik.<br />
© Gregor-Mendel-Gesellschaft<br />
Dreimal parallel und<br />
unabhängig wiederentdeckt?<br />
Besonderes Augenmerk wird dabei auch den<br />
Umständen der „Wiederentdeckung“ von<br />
Mendels Arbeiten geschenkt: Denn zunächst<br />
blieben diese weitgehend unbeachtet – zum<br />
Teil, weil sie in wenig gelesenen Publikationsorganen<br />
erscheinen, zum Teil aber wohl auch,<br />
weil sie dem Stand der Wissenschaften ihrer<br />
Zeit weit vorausliefen. Erst um 1900 – so die<br />
gängige Erzählweise – entdeckten nahezu<br />
gleichzeitig und unabhängig voneinander die<br />
Botaniker Hugo de Vries, Carl Correns und<br />
Erich Tschermak Mendels Leistungen wieder.<br />
Symposium am 17. und 18. März<br />
Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften<br />
Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2, 1010 Wien<br />
Die Teilnahme ist kostenlos<br />
Highlights aus dem Programm:<br />
Hans Vollmann: Mendel und sein wissenschaftliches Umfeld – von der Pflanzenzüchtung<br />
zur Genetik<br />
Uwe Hoßfeld: Neues von der Wiederentdeckung der Mendelschen Gesetze – parallel,<br />
unabhängig, drei Entdecker?<br />
Wolfgang Friedt: Die Rolle der Mendelgenetik in der Pflanzenzüchtung der letzten<br />
100 Jahre<br />
Christine Mannhalter: Mendelsche Genetik beim Menschen – von der molekulargenetischen<br />
Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung<br />
Eckhard Wolf: CRISPR/Cas-Anwendungen bei Tieren<br />
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