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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften

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AUSTRAIN LIFE SCIENCES
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CHEMIE & TECHNIK<br />

Mythen und Legenden<br />

An der Mär von der Verschleimung durch<br />

Milch verdient heute eine ganze Industrie.<br />

Präparate zur Darmsanierung und Milchersatzprodukte<br />

– von Soja bis Mandel – lassen<br />

sich mit der nebulösen Angst vor Milch erfolgreich<br />

vermarkten. Auch deshalb hat sich<br />

der Mythos, der aus dem zwölften Jahrhundert<br />

stammt, wohl bis in die Moderne gerettet.<br />

Ärzte, die es damals nicht besser wussten,<br />

empfahlen Asthma-Patienten, auf Milch zu<br />

verzichten. Doch das Mittelalter liegt längst<br />

hinter uns, und neuere Studien haben den<br />

Verschleimungsmythos ebenso entlarvt wie<br />

die Angst vor einer Verschlimmerung von<br />

Asthma.<br />

Für gute Absatzzahlen sorgen auch basische<br />

Nahrungsergänzungsmittel, die eine durch<br />

Lebensmittel ausgelöste Übersäuerung rückgängig<br />

machen sollen. Warum die Milch<br />

auch hier als Buhmann herhalten muss, hat<br />

viele Gründe. Ein Grund ist die Säure-Basen-<br />

Hypothese, die lange nicht widerlegt werden<br />

konnte und auch unter Wissenschaftlern<br />

„Wir werden von der<br />

Milch nicht krank.“<br />

umstritten ist. Richtig ist: Milch zählt – wegen<br />

der Phosphoproteine und schwefeligen<br />

Aminosäuren (Methionin, Cystein) – eher zu<br />

den sauren Lebensmitteln. Zu einer Übersäuerung<br />

führt normaler Milchkonsum bei gesunden<br />

Menschen aber kaum, wie zwei aktuelle<br />

Metastudien belegen.<br />

Weder lösen saure Lebensmittelbestandteile<br />

vermehrt Calcium und Bikarbonat aus dem<br />

Knochen, noch scheint der Säuregrad der<br />

Ernährung einen relevanten Einfluss auf Calciumbilanz,<br />

N-Terminales Telopeptid – ein<br />

Marker für einen Knochenabbau – sowie<br />

Frakturhäufigkeit zu besitzen. Saure Verbindungen<br />

erhöhen zwar die Calciumausscheidung<br />

im Urin. Das Gleichgewicht bleibt aber<br />

durch eine erhöhte Calcium-Rückresorption<br />

im Darm weitgehend unverändert. Ergebnisse<br />

der amerikanischen Women’s Health<br />

Initiative assoziieren eine höhere Proteinzufuhr<br />

sogar mit einer besseren Knochengesundheit.<br />

Für die Befürworter obiger Hypothese ist der<br />

Fall klar: Saure Milchbestandteile forcieren<br />

auch eine Osteoporose. Die Gegner insistieren,<br />

Milch schütze vor Osteoporose. Beide<br />

liegen leider falsch. Das komplexe Krankheitsbild<br />

der Osteoporose hängt von zahlreichen<br />

Faktoren ab und ist durch die Ernährung<br />

nur wenig beeinflussbar. Obwohl<br />

Calcium nachweislich die Knochendichte<br />

erhöht, wie zahlreiche Studien bestätigen –<br />

eine Osteoporose kann es weder verhindern<br />

noch forcieren. Neben Genen, Körpergröße,<br />

Gewicht, Muskelmasse und körperlicher Aktivität<br />

spielen auch externe Faktoren eine<br />

Rolle.<br />

Zu Letzteren zählen die Lebenserwartung in<br />

einem Land sowie dessen geografische Lage.<br />

Osteoporose ist primär eine Erkrankung des<br />

Studieren am Puls des Lebens<br />

MEDICAL &<br />

PHARMACEUTICAL<br />

BIOTECHNOLOGY<br />

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