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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
CHEMIEREPORT.AT 1/2016
AUSTRAIN LIFE SCIENCES
Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
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MÄRKTE & MANAGEMENT<br />
Schaden-Nutzen-Analyse von Tierversuchen<br />
Der lange Weg zum<br />
Kriterienkatalog<br />
Um den Tierversuchs-Kriterienkatalog wurde lang gerungen. Dass eine zunächst<br />
vorgesehene Quantifizierung gefallen ist, wird von der Wissenschaft begrüßt.<br />
Chirurgen sind gut beraten,<br />
neue Operationstechniken<br />
zuerst am Tiermodell zu<br />
trainieren.<br />
© Africa Studio – Fotolia<br />
Das Tierversuchsgesetz 2012 sieht vor,<br />
dass ein wissenschaftliches Projekt, das<br />
Tierversuche einschließt, einer Schaden-<br />
Nutzen-Analyse zu unterziehen ist. Bis<br />
Ende 2015 musste ein Kriterienkatalog<br />
veröffentlichen werden, der garantieren soll,<br />
dass eine solche Bewertung nach nachvollziehbaren<br />
Kriterien abläuft. Herwig Grimm,<br />
Ethiker am Messerli-Institut der Veterinärmedizinischen<br />
Universität Wien, wurde mit<br />
der wissenschaftlichen Vorarbeit zu einem<br />
solchen Katalog beauftragt. „In der Schaden-Nutzen-Analyse<br />
wird methodisch vielfach<br />
nicht reflektiert vorgegangen“, erzählt<br />
Grimm: „Unser Ziel war es, transparent zu,<br />
machen, nach welchen Kriterien eine solche<br />
Bewertung vorgenommen wird. Nur dann<br />
ist sichergestellt, dass Wissenschaftler und<br />
Behörden nach denselben Kriterien vorgehen.“<br />
Dabei galt es aber, die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
der Arbeit zu beachten: Angesichts<br />
des Verordnungscharakters des Kriterienkatalogs<br />
kann dieser nur konkretisieren,<br />
was das Gesetz schon vorsah, nicht aber darüber<br />
hinausgehen. Zudem waren Bundesund<br />
Länderkompetenzen zu berücksichtigen.<br />
Um in dieser Situation einen Prozess zu gestalten,<br />
der den Umgang mit einem Kriterienkatalog<br />
nachvollziehbar und kritisierbar<br />
macht, sah Grimm verschiedene Möglichkeiten:<br />
„Eigentlich hätte ich dazu geraten,<br />
eine Kommission zu bilden, die die Schaden-<br />
Nutzen-Analyse vornimmt.“ Eine solche<br />
könne ja mit bestimmten Abstimmungsmechanismen<br />
darüber entscheiden, ob diese<br />
oder jene Kriterien erfüllt sind oder nicht. Da<br />
dies aber politisch nicht möglich war, versuchte<br />
der Ethiker einen anderen Weg zu<br />
beschreiten: die Quantifizierung der Kriterien.<br />
„Ich bin kein Fan von Quantifizierungen,<br />
aber unter den gegebenen<br />
Rahmenbedingungen hätten sie eine Schaden-Nutzen-Analyse<br />
nachvollziehbar machen<br />
können.“ In einer Reihe von Workshops<br />
mit Stakeholdern aus Industrie und<br />
Wissenschaft, von Behörden sowie vonseiten<br />
des Tierschutzes wurde von Grimm zunächst<br />
eine Liste von Kriterien präsentiert, die in<br />
einem zweiten Schritt dann einer Quantifizierbarkeit<br />
zu geführt wurden. „Das ist auf<br />
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