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CHEMIEREPORT.AT 1/2016 AUSTRAIN LIFE SCIENCES Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
CHEMIEREPORT.AT 1/2016
AUSTRAIN LIFE SCIENCES
Österreichs Magazin für Chemie, Life Sciences und Materialwissenschaften
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LIFE SCIENCES<br />
Wie erhält man branchenspezifisches Management-Know-how?<br />
Naturwissenschaftler als Manager<br />
Mehrere MBA-Programme verbinden betriebswirtschaftliches Wissen mit fachspezifischen<br />
Fragestellungen und füllen damit eine vielfach bestehende Lücke.<br />
Felix X. hat nach seiner Dissertation in einem molekularbiologischen<br />
Forschungslabor einen Job in der Entwicklungsabteilung eines international<br />
tätigen Medikamentenherstellers angetreten. Das Projekt, an<br />
dem er mitarbeitet, zeigt interessante Ergebnisse, ihm wird die Leitung<br />
eines Teams angeboten. In seiner Arbeit kooperiert er nun mit verschiedenen<br />
konzerninternen Abteilungen. Angesichts komplexer Prozesse ist<br />
Know-how im Projektmanagement und in der Mitarbeiterführung unterschiedlicher<br />
Menschen erforderlich. Derartige Fragestellungen kamen<br />
in Felix‘ Studium aber nicht vor, er nähert sich ihnen schrittweise durch<br />
die Methode des „Learning by Doing“ an. Doch bald merkt er, dass er<br />
dabei an Grenzen stößt, weil ihm die betriebswirtschaftliche Basis fehlt.<br />
Von Arbeitgebern aus der Pharma- und Life-Sciences-Industrie wird<br />
immer wieder eine Lücke zwischen der akademischen Ausbildung eines<br />
Naturwissenschaftlers und den Anforderungen an das Arbeiten in<br />
einem unternehmerischen Umfeld beklagt. Die ÖGMBT nimmt hier<br />
eine Brückenstellung ein und ist interessiert, junge Mitglieder auf die<br />
Anforderungen in der Industrie vorzubereiten. In diesem Sinne werden<br />
auch im Rahmen der ÖGMBT-Weiterbildungsbörse regelmäßig Weiterbildungen<br />
angeboten, die verschiedene Kompetenzen im Management-<br />
oder IP-Bereich vermitteln. Auch in so manchem Studiengang<br />
an Fachhochschulen hat man darauf bereits Rücksicht genommen und<br />
diesen um Module zu Unternehmensführung oder „Soft Skills“ ergänzt.<br />
Vereinzelt wurde auch bei der Gestaltung universitärer Curricula<br />
auf die Lücke reagiert. So finden sich etwa im Studienplan des Masterstudiums<br />
Biotechnologie an der Universität für Bodenkultur Pflichtvorlesungen<br />
in Qualitätsmanagement und Patentrecht.<br />
Verbindung von Management- und<br />
Branchen-Know-how<br />
Noch tiefer ins „Life Sciences Business“ einsteigen kann man im<br />
Rahmen von MBA-Programmen, die auf die spezifischen Bedingungen<br />
der Branche Bezug nehmen. Ein solches bietet etwa die<br />
Donau-Universität Krems an. In sechs Basismodulen werden dabei<br />
grundlegende betriebswirtschaftliche Inhalte vermittelt – von Business<br />
Analytics über Controlling und Strategie bis hin zu Personalführung<br />
und Komplexitätsmanagement. Darauf bauen 13 verschiedene<br />
Vertiefungsrichtungen auf, die die Kompetenzen des Departments<br />
für Wirtschafts- und Managementwissenschaften mit denen anderer<br />
Einheiten der Donau-Universität verknüpfen.<br />
Eine davon nennt sich Biotech & Pharmaceutical Management und<br />
wurde vom Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin<br />
gestaltet. „Das Programm richtet sich an Menschen, die bereits in<br />
Pharma- oder Biotech-Unternehmen tätig sind und ins Management<br />
aufsteigen oder ihre eigene Firma gründen wollen“, sagen Viktoria<br />
Weber und Jens Hartmann zur Ausrichtung der Vertiefungsrichtung.<br />
Dementsprechend ist der Ablauf so so organisiert, dass man ihn auch<br />
berufsbegleitend absolvieren kann. Die vier aufbauenden Module beschäftigen<br />
sich mit Qualität und Innovation, F&E und Produktion,<br />
Entrepreneurship und Business Development sowie Marketing und<br />
Sales – immer bezogen auf die besonderen Anforderungen in den Life<br />
Sciences. Eine Besonderheit des MBA-Programms an der Donau-<br />
Universität ist, dass jeweils eines der Spezialisierungsmodule direkt in<br />
einem Unternehmen stattfindet. „Die Teilnehmer äußern sich aber<br />
auch sehr positiv über das im Zuge der Ausbildung entstehende Netzwerk<br />
zu Gleichgesinnten aus der Branche“, so Hartmann.<br />
Aus der Praxis für die Praxis<br />
Ein vergleichbares Konzept verfolgt man an der FH Campus Wien.<br />
Ab September 20<strong>16</strong> wird dort erstmals ein Studiengang „Professional<br />
MBA“ abgehalten. Dabei hat man branchenspezifisches Wissen eingebracht,<br />
das in den Studiengängen der FH Campus bereits als Kernkompetenz<br />
entwickelt wurde, wie Franz Gatterer erzählt, der das<br />
Programm aufgebaut hat. Die Ausbildung ruht auf Basismodulen, die<br />
gemeinsam mit der Webster University durchgeführt werden und<br />
funktionales Wissen der Unternehmensführung, etwa zu Organisation,<br />
Marketing und Projektmanagement, vermitteln. Darauf bauen<br />
zwei Säulen des Curriculums auf, die sich den Management-Themen<br />
Veränderung (Innovation, Business Development) sowie Mensch<br />
und Team (Leadership, lernende Organisationen) widmen. In der<br />
dritten Ebene wird das erworbene Wissen dann in den Kontext der<br />
jeweiligen Branche gestellt. Eine der Spezialisierungsmöglichkeiten<br />
ist dabei auf die Life Sciences bezogen. „Hier arbeiten wir mit Managern<br />
aus der Branche, aber auch mit dem Department Applied Life<br />
Sciences der Fachhochschule zusammen und adressieren unterneh-<br />
Auf eine solide<br />
naturwissenschaftliche<br />
Ausbildung lässt sich<br />
branchenspezifisches<br />
Management-Knowhow<br />
aufbauen.<br />
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