DIGITAL IST KULTUR CULTURE IS DIGITAL – DIGITAL IS CULTURE
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Michael Söndermann<br />
Gründer und Direktor Büro für Kulturwirtschaftsforschung/<br />
Mitglied im Verwaltungsrat des UNESCO-Instituts für Statistik (U<strong>IS</strong>)<br />
KERNERGEBN<strong>IS</strong>SE<br />
„AKTUAL<strong>IS</strong>IERUNG UND ERWEITERUNG DES<br />
STAT<strong><strong>IS</strong>T</strong><strong>IS</strong>CHEN LEITFADENS DER WIRTSCHAFTS-<br />
MIN<strong><strong>IS</strong>T</strong>ERKONFERENZ ZUR ERFASSUNG DER<br />
<strong>KULTUR</strong>- UND KREATIVWIRTSCHAFT“<br />
(KURZ: LEITFADEN)<br />
Der Leitfaden wird allgemein als sinnvolles Instrument gewertet.<br />
Zum Einstieg stellen die TeilnehmerInnen des Workshops<br />
Begriffe heraus, die den Leitfaden allgemein legitimieren<br />
können:<br />
Der Leitfaden<br />
• bietet Orientierung für Politik und Administration.<br />
• liefert Verständnishilfe für die Industrie.<br />
• kann Wege zu verschiedenen Feldern eröffnen (anderen<br />
Branchen, Banken, der Fachöffentlichkeit).<br />
• dient in der akademischen Ausbildung und in der Forschung<br />
als Orientierungsmodell.<br />
KRIT<strong>IS</strong>CHE BEWERTUNG DES LEITBEGRIFFS<br />
<strong>KULTUR</strong>- UND KREATIVWIRTSCHAFT<br />
Am Leitbegriff entzünden sich die ersten unterschiedlichen<br />
Sichtweisen der TeilnehmerInnen:<br />
Der Leitbegriff<br />
• kann missverstanden und als Einmischung in die Kulturpolitik<br />
verstanden werden.<br />
• eignet sich nicht als Branchenbegriff, weil die Branchenakteure<br />
sich kaum damit identifizieren.<br />
• wird als etwas sperrig empfunden und sollte besser verzahnt<br />
werden.<br />
• wirkt eher wie ein akademisches Konstrukt <strong>–</strong> wie für<br />
Wissenschaft und Verwaltung entworfen.<br />
• beschreibt einen Wirtschaftsprozess, aber keine Wirtschaftsprodukte<br />
<strong>–</strong> er wird deshalb in der Öffentlichkeit<br />
scheitern.<br />
• Der Begriff Kultur- und Kreativwirtschaft wirkt eher<br />
abgegriffen und ist kein Aufreger.<br />
• Die begriffliche Kombination von Kulturwirtschaft<br />
und Kreativwirtschaft erscheint einigen nach wie vor<br />
unglücklich, weil sie ihnen zu sehr aus dem britischen<br />
Creative Industries abgeleitet ist.<br />
DER LEITFADEN SOLL EINE STEUERUNGS-<br />
FUNKTION BESITZEN <strong>–</strong> ABER FÜR WEN?<br />
Die Steuerungsfrage ruft bei den TeilnehmerInnen gegensätzliche<br />
Einschätzungen hervor:<br />
• Soll der Leitfaden eine „Steuerungsphantasie“ für die<br />
Politik entfachen können?<br />
• Können alle 16 Bundesländer davon profitieren, zum<br />
Beispiel als Gewinner dargestellt werden, obwohl der<br />
Leitfaden ein Messinstrument ist, das Gewinner und<br />
Verlierer unterscheiden muss?<br />
• Der Leitfaden muss sogar eine gesellschaftliche Funktion<br />
haben: Wie kann man damit Politik machen? Oder:<br />
Wo sind gemäß Leitfaden zum Beispiel neue Berufsbilder<br />
zu finden, die für das Thema und für die Politik<br />
wichtig sind?<br />
• Wenn der Leitfaden den Imagefaktor der Kultur- und<br />
Kreativwirtschaft stärker hervorheben kann, dann<br />
könnte die öffentliche Wahrnehmung als Messlatte für<br />
den Erfolg der Kultur- und Kreativwirtschaft genutzt<br />
werden.<br />
• Der Leitfaden soll keine Politikhilfe sein, er soll dazu<br />
dienen, „vernünftige Banken“ aufzubauen.<br />
• „Steuerungsphantasien“ sind nicht willkommen.<br />
DER LEITFADEN SOLL NEUE LEITBEGRIFFE<br />
ANBIETEN<br />
Erwartungsgemäß regt die Frage nach neuen Leitbegriffen<br />
die TeilnehmerInnen besonders an:<br />
• Kulturberufe: Welche Berufe fallen im Rahmen der<br />
Digitalisierung weg? Welche neuen Berufsbilder entstehen<br />
in diesem Kontext? Wie kann dieser Wandel<br />
mit der „alten“ statistischen Methodik bearbeitet werden?<br />
• Innovation: Wie kann die Kultur- und Kreativwirtschaft<br />
innovative Effekte nachweisen, ohne diese<br />
mit Routinestrukturen der etablierten Branchen zu<br />
verbinden? Oder anders gesagt: Wie kann man verhindern,<br />
dass mit Kultur- und Kreativwirtschaft eher<br />
vorhandene wirtschaftliche Routinen legitimiert werden?<br />
• Impactmessung: Ist eine neue Statistik für Innovationsbereiche<br />
zu entwickeln? Dazu könnte eine Neu-<br />
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