DIGITAL IST KULTUR CULTURE IS DIGITAL – DIGITAL IS CULTURE
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NETZWERKTREFFEN<br />
KREATIV.QUARTIERE RUHR<br />
D<br />
ie Kreativ.Quartiere Ruhr als Netzwerk gewinnen<br />
regional und europaweit an Bedeutung. Bei dem 8.<br />
Netzwerktreffen während des Forum d’Avignon Ruhr wurden<br />
die unterschiedlichen Perspektiven einer gemeinsamen<br />
Idee sichtbar: Stadt- und Quartiersentwicklung durch kulturelle<br />
und kreative Projekte. Im regelmäßigen Turnus treffen<br />
sich die in den Stadtquartieren Aktiven sowie die durch das<br />
Programm Kreativ.Quartiere Ruhr geförderten Projekte, um<br />
voneinander zu lernen, Kooperationen zu ermöglichen und<br />
den in allen Quartieren vergleichbaren Herausforderungen<br />
auch gemeinsam zu begegnen. Als Impulsgeber von außen<br />
wurde diesmal eine Delegation der Region North East<br />
England eingeladen. Melanie Laws (Geschäftsführerin,<br />
Association of North East Councils (ANEC)) und Graeme<br />
Thompson (Direktor der Fakultät Arts, Design and Media,<br />
Sunderland Universität) erläuterten den TeilnehmerInnen,<br />
dass die wirtschaftliche und kulturelle Ausgangslage ihrer<br />
Region und die des Ruhrgebiets einander ähneln. Ebenso<br />
wie die Methoden und Programme, Wandel durch die Kulturförderung<br />
zu schaffen und im nächsten Schritt auch wirtschaftliche<br />
Impulse zu generieren.<br />
Konkret wird man in der Region North East England, wenn<br />
es um die messbaren Erfolge geht. Melanie Laws nennt<br />
Planzahlen: Bis 2030 sollen die 70.000 Arbeitsplätze in der<br />
Kreativindustrie verdoppelt werden, zusätzliche 285.000<br />
Kinder und Jugendliche durch kulturelle Projekte erreicht<br />
sowie die Partizipation landesweit um 500.000 Beteiligte<br />
gesteigert werden. Reinhard Krämer vom Ministerium<br />
für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen zeigte sich vom Mut der Region beeindruckt,<br />
sich selbst so konkrete Ziele zu Wachstum und Beschäftigung<br />
in der Kreativwirtschaft zu stellen. „Wir müssen<br />
mutig sein, um bei der Regierung Gehör zu finden, um<br />
aufzufallen und unsere Ziele zu erreichen. Es gibt Risiken,<br />
aber wenn wir nicht hochgreifen, werden wir gar nichts erreichen“<br />
erklärt Graeme Thompson selbstbewusst.<br />
Stefanie Rogg (Projektmanagement Kreativ.Quartiere Ruhr,<br />
ecce) möchte das Projekt Kreativ.Quartiere Ruhr nicht als<br />
Event sehen, sondern als Prozess. In den letzten drei Jahren<br />
sei eine Dynamik festzustellen, weil die Bedeutung für<br />
kulturelle Stadtentwicklung immer offensichtlicher und<br />
Gegenstand von Diskussionen anderer und bundesweiter<br />
Konzepte oder Institutionen (wie zum Beispiel Nationale<br />
Stadtentwicklungspolitik) werde. Auch die Zusammenarbeit<br />
der AkteurInnen in den Quartieren wachse stetig, die auch<br />
durch eine gemeinschaftliche Aufstellung und Förderbeantragung<br />
zu Gunsten des jeweiligen Kreativ.Quartiers zum<br />
Ausdruck kommt.<br />
Der Vertreter des Kulturministeriums des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
Reinhard Krämer, skizzierte für die TeilnehmerInnen<br />
den Kulturförderplan 2016<strong>–</strong>2018 und nannte<br />
drei Schwerpunkte: Digitales, Bildung und, ganz neu, die<br />
individuelle Künstlerförderung, die ihrerseits als Pilotprojekt<br />
bei ecce angesiedelt werde. Das Projekt solle noch deutlicher<br />
zu Verbesserung der Infrastruktur und der Arbeitsbedingungen<br />
für Kreative und KünstlerInnen im Ruhrgebiet<br />
führen.<br />
Heiner Heseding (Moderator und Netzwerkmanager, Kreativ.Quartier<br />
Ruhrort UG) stellte das Kreativ.Quartier<br />
Ruhrort in Duisburg vor. Früher sei das Hafenquartier bekannt<br />
für seine mindestens 150 Kneipen gewesen. Diese<br />
mussten leider fast alle aufgrund der Veränderungen im<br />
Schifffahrtsmarkt und des daraus resultierenden Wegblei-<br />
bens der Seemannsleute schließen. Zur Kulturhauptstadt<br />
Europas RUHR.2010 sei Duisburg wieder als Hafen bespielt<br />
worden und habe Aufwind bekommen. Seitdem setzten sich<br />
KünstlerInnen und AnwohnerInnen für die kulturelle Weiterentwicklung<br />
des Stadtteils ein.<br />
Der Künstler Jan Schoch präsentierte als Beispiel einer städteübergreifenden<br />
kulturellen Arbeit das Projekt „Urban Fine<br />
Art Meeting Ruhr“ vor. Die Urbane Kunstszene im Ruhrgebiet<br />
beschreibt er als prekär und rückständig, weil es, im<br />
Gegensatz zu Städten wie Köln, Düsseldorf oder Berlin, an<br />
überregionalen Formaten mit nationaler oder sogar internationaler<br />
Strahlkraft fehle. Das Resultat sei eine grassierende<br />
Flucht von KünstlerInnen.<br />
Hier bieten sich die Kreativ.Quartiere als passender Projektpartner<br />
an. Sie streben nach Verdichtung des kreativen Potenzials<br />
sowie des urbanen Raums <strong>–</strong> ein Ziel, das auch Schoch<br />
mit seinem Projekt zu erreichen hofft. Nach der Vorstellung<br />
des Projekts fanden im Rahmen des Netzwerktreffens weitere<br />
Arbeitsgespräche statt, die unter der Federführung von<br />
Kreativ.Quartiere Ruhr eine Projektverwirklichung in 2016<br />
vorsehen. Im Fokus ist hier <strong>–</strong> neben der Visualisierung <strong>–</strong> die<br />
städteübergreifende Zusammenarbeit der kommunalen AnsprechpartnerInnen<br />
und KünstlerInnen.<br />
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