DIGITAL IST KULTUR CULTURE IS DIGITAL – DIGITAL IS CULTURE
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PRESENTATIONS AND D<strong>IS</strong>CUSSION<br />
<strong>DIGITAL</strong>E REALITÄTEN UND <strong>KULTUR</strong>ELLE V<strong>IS</strong>IONEN / <strong>DIGITAL</strong> REALITIES AND CULTURAL V<strong>IS</strong>IONS<br />
und Gestaltung ihrer Stücke. Die klassische Theaterbühne, das Fernsehen und das Internet<br />
ergänzen sich bei Richter zu einem crossmedialen Infotainmentprogramm über digitale<br />
Manipulation und Überwachung.<br />
Noch radikaler macht Jean Peters die User selbst zum Teil seiner Arbeit. Mit den Methoden<br />
der Medienguerilla versuche er, „die Zivilgesellschaft hörbarer zu machen.“ Dafür simuliere<br />
er die Prinzipien von Big Data und arbeite meist mit seinem Publikum, auf Kongressen<br />
oder im digitalen Alltag, immer mit Bezug auf aktuelle Themen.<br />
Müssen Kunst und Kultur beim Agieren im digital-medialen Raum zwangsläufig dessen<br />
Logik übernehmen und reproduzieren <strong>–</strong> wenn es der Verdeutlichung und Aufklärung dienen<br />
soll? Wolfie Christl spricht die Schwierigkeit an, Interventionen zu schaffen, ohne in<br />
den illegalen Bereich zu geraten. Jean Peters bevorzugt hier den Begriff der „Grauzone“,<br />
welche für KünstlerInnen zugänglicher sei als für andere Mitglieder der Zivilgesellschaft.<br />
Einen anderen Ansatz verfolgt Ruth Catlow: Sie greift auf Kunstaktionen vergangener<br />
Jahrzehnte zurück, um dem aktuellen Technikfetischismus einen Spiegel vorzuhalten. Für<br />
Catlow sind die digitalen Produktionsmittel, die die aktuellen und wahrscheinlich die kommenden<br />
Generationen kulturell am meisten prägen würden, in den Händen digitaler Oligarchen.<br />
Nichtsdestotrotz gebe keinen verklärten Weg zurück in das 20. Jahrhundert oder<br />
aus der digitalen Logik. Sie schließt ihren Beitrag mit dem Appell: „Das Internet ist nicht<br />
fertig! Wir können und müssen es weiter erschaffen und formen.“<br />
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traditional theatre stage, TV and the Internet to create a cross-medial infotainment programme<br />
on digital manipulation and surveillance.<br />
Jean Peters’ approach is even more radical by making the users part of his work. He uses<br />
media guerrilla methods to try to “make the civil society more audible”. To this end, he simulates<br />
Big Data principles and usually gets his audience involved <strong>–</strong> at congresses or in the<br />
digital everyday life <strong>–</strong> always in reference to current topics.<br />
When acting in the space of digital media, do the arts and culture inevitably have to adopt<br />
and reproduce the logic of their surroundings <strong>–</strong> so long as they provide information and clarification?<br />
Wolfie Christl explains how difficult it is to create interventions without breaking<br />
the law. Jean Peters prefers the term “legal limbo”, which is easier to access by artists than<br />
other members of the civil society.<br />
Ruth Catlow takes a different approach: She reverts to art campaigns from previous decades<br />
to mirror the current technology fetishism. According to Catlow, the digital means of production,<br />
which will most probably coin the cultural interests of current and future generations,<br />
are in the hands of digital oligarchs. Nevertheless, there is no romanticised way back<br />
to the 20th century or out of the digital logic. She ends her presentation with the appeal:<br />
“The Internet is not yet finished. We can and must develop and shape it further.”