SOCIETY 368 / 2015
Nr. 368 I Nr. 2 - 2015
Nr. 368 I Nr. 2 - 2015
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GREEN <strong>SOCIETY</strong><br />
INTERVIEW<br />
„gartenernte“-Gründer<br />
Mag. Ing. Kurt Ottner<br />
und Niklas Hack<br />
Aus Nachbars Garten<br />
„gartenernte“ ist der erste online Marktplatz für<br />
regionales Obst und Gemüse. Initiator Kurt Ottner<br />
im Gespräch mit <strong>SOCIETY</strong>. TEXT: TANJA TAUCHHAMMER<br />
CURRICULUM<br />
VITAE<br />
Mag. Ing. Kurt Ottner<br />
Geboren in Pretoria/<br />
Südafrika (Rückkehr nach<br />
Österreich 1977), Höhere<br />
Technische Schule in<br />
Mödling und Studium<br />
der Betriebswirtschaft in<br />
Wien, Projektleiter und<br />
Unternehmensberater<br />
bei diversen Projekten im<br />
Telekommunikations- und<br />
IT-Umfeld, Familienvater<br />
von 2 Töchtern.<br />
INFO<br />
www.gartenernte.at<br />
Sie sind mit „gartenernte“ am 25. August<br />
<strong>2015</strong> online gegangen. Welche Idee<br />
steckt hinter dem Projekt?<br />
Es gibt ca. 35. 000 kleine Schrebergärten<br />
in Wien, von denen fast jeder<br />
etwas Gemüse und Obst anbaut. Ich selbst bin passionierter<br />
Gärtner, der jedes Jahr mit dem Überschuss<br />
kämpft. Mein Partner Niklas Hack und ich<br />
hatten die Idee, den Schrebergartenbesitzern die<br />
Möglichkeit zu geben, ihr Obst und Gemüse gebührenfrei,<br />
aber auf professionelle Weise zu verkaufen.<br />
Es passiert öfter, dass überschüssiges Obst<br />
und Gemüse weggeworfen wird, was ich schade<br />
finde.<br />
Wie funktioniert „gartenernte“ genau?<br />
Das Konzept ist so ähnlich wie der große Online-Marktplatz<br />
willhaben.at. Wir stellen den Kontakt<br />
zwischen Verkäufer und Käufer her. Käufer<br />
und Erzeuger lernen einander kennen, von der<br />
Qualität der Ware kann man sich vor Ort überzeugen.<br />
Die Kontaktaufnahme zum Verkäufer<br />
erfolgt per Telefon oder Kontaktformular mit verschlüsselter<br />
E-Mail. Je nach Vereinbarung werden<br />
die Produkte persönlich Ab-Hof abgeholt oder zugestellt.<br />
Für beide ist die Nutzung der Plattform<br />
kostenlos.<br />
Was ist der Vorteil, Produkte über „gartenernte“<br />
zu handeln?<br />
Ich denke, viele Wiener wissen gar nicht, dass<br />
in ihrer Nähe Obst und Gemüse angeboten wird.<br />
Unser Konzept bezieht die Nachbarschaft mit ein,<br />
du weißt genau, von wem du deine Lebensmittel<br />
beziehst. Der ganze Kaufprozess ist somit auch<br />
entanonymisiert. Wir bieten eine sinnvolle Alternative<br />
zu Produkten aus Italien, Spanien & Co, die<br />
das Angebot an regionalen Produkten aus dem<br />
eigenen Garten und die diesbezügliche Nachfrage<br />
auf einer Plattform zusammenführt.<br />
„gartenernte“ ist ja noch jung. Welche Entwicklungen<br />
sind für die Zukunft geplant?<br />
Wir möchten einige Punkte weiterentwickeln,<br />
z.B. eine interaktive Karte mit den Angeboten<br />
einbinden. Ich bin gegen die Verschwendung von<br />
Lebensmitteln. Geplant sind deshalb zwei Kategorien<br />
mit Spenden und Verschenken. Unser Winterprojekt<br />
wird eine Anbindung an die Wiener Tafel<br />
und zu „Zero Waste Jam“ – einem Marmeladehersteller,<br />
der Fallobst zu Konfitüren verarbeitet,<br />
sein. Ebenfalls angedacht ist eine Tauschbörse,<br />
denn manche möchten lieber tauschen als kaufen.<br />
Geplant ist, neben Obst und Gemüse, auch<br />
der Verkauf von Holz und Pilzen. Wir richten uns<br />
aber nicht nur an Schrebergartenbesitzer, sondern<br />
auch an Biobauern und Marktstandbetreiber,<br />
die so die Möglichkeit bekommen, ihre Ware<br />
anzubieten. Als Nebenprojekt tüfteln wir an einer<br />
Plattform, bei der auch Milchprodukte, Eier etc.<br />
angeboten werden, die sich dann an Bauern und<br />
andere professionelle Anbieter richtet. •<br />
FOTO: FELIX KANITZER<br />
116 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2015</strong>