SOCIETY 368 / 2015
Nr. 368 I Nr. 2 - 2015
Nr. 368 I Nr. 2 - 2015
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DIPLOMATIE<br />
SCHWEIZ<br />
Der Schweizer<br />
Botschafter S.E.<br />
Christoph Bubb im<br />
Interview über die<br />
Beziehungen zu<br />
Österreich, die<br />
Schweizer Position zur<br />
EU und zu aktuellen<br />
Krisenthemen.<br />
INTERVIEW: GERTRUD TAUCHHAMMER<br />
Seit wann sind Sie hier in Wien?<br />
Im September 2014 bin ich hier<br />
eingetroffen und am 2. Oktober 2014<br />
habe ich dem Bundespräsidenten das<br />
Beglaubigungsschreiben überreicht.<br />
Wie ist Ihre Karriere bisher verlaufen?<br />
Im Rahmen der Ausbildung war ich ein Jahr<br />
in Rom, danach war der erste Einsatz im Ausland<br />
im Irak, Bagdad. Mein erster Posten als Botschafter<br />
war in New York von 2007 bis 2010, und die<br />
letzten vier Jahre war ich in Pakistan und Afghanistan.<br />
Meine Frau und ich haben im Laufe unserer<br />
Karriere immer wieder die Kontraste gesucht:<br />
Wir haben uns für den Einsatz in Pakistan freiwillig<br />
gemeldet, gerade weil wir nach New York<br />
etwas völlig anderes anstrebten.<br />
rn,<br />
nde“<br />
Botschafter Christoph Bubb<br />
mit Gattin Regula Bubb in der<br />
Residenz der Schweizerischen<br />
Botschaft<br />
Wie ist das Verhältnis zwischen Österreich<br />
und der Schweiz?<br />
Ich kann mit großer Freude sagen, dass unsere<br />
nachbarlichen Beziehungen gänzlich ohne Probleme<br />
sind, das ist ja nicht selbstverständlich, und<br />
das war auch nicht immer so. Im 19. Jahrhundert<br />
war das Verhältnis der Schweiz zu Österreich<br />
wiederholt spannungsgeladen. Österreich war<br />
damals noch ein sehr konservatives Land und<br />
die Schweiz war als Land der Liberalen aus einer<br />
österreichischen Perspektive sehr suspekt. Die<br />
Schweiz wurde damals beschuldigt, die Aufständischen<br />
in Norditalien zu unterstützen, und Österreich<br />
hat angeblich die katholischen Kantone<br />
in der Schweiz gegen die Protestantischen unterstützt.<br />
Im 20. Jahrhundert wollte Vorarlberg nach<br />
dem ersten Weltkrieg der Schweiz beitreten. In<br />
der Volksabstimmung 1919 haben achtzig Prozent<br />
der Vorarlberger einen Beitritt zur Schweiz<br />
gewünscht. Diese Spannungen sind aber ➢<br />
<strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2015</strong> | 51