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SOCIETY 368 / 2015

Nr. 368 I Nr. 2 - 2015

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DIPLOMATIE<br />

DÄNEMARK<br />

„Next year I go<br />

global“<br />

Die Dänische Botschafterin I.E. Liselotte Plesner im<br />

<strong>SOCIETY</strong>-Interview über Radfahren in Wien, die Dänische<br />

Flüchtlingsstrategie und einen neuen Ansatz zur<br />

Terrorbekämpfung.<br />

Wo waren Sie, bevor Sie<br />

nach Österreich gekommen<br />

sind?<br />

Meine ersten Posten<br />

waren in Deutschland<br />

und Italien. Direkt vor<br />

Österreich war ich in Israel als Botschafterin.<br />

Sie sind jetzt zwei Jahre in Wien. Was haben<br />

Sie seitdem schon gemacht? Was waren Ihre<br />

größten Erfolge?<br />

Wien ist eine besondere Stadt, sehr schön und<br />

sehr international – hier sind viele Diplomaten<br />

und Internationale Organisationen. Ich bin auch<br />

multilaterale Botschafterin bei allen Internationalen<br />

Organisationen, in denen Dänemark Mitglied<br />

ist, zum Beispiel bei der OSZE, IAEO, UNIDO und<br />

CTBTO. Außerdem bin ich neben Österreich auch<br />

für die Slowakei, Slowenien und Mazedonien zuständig.<br />

Ich habe viel zu tun, aber ich habe gute<br />

Mitarbeiter, die tolle Arbeit leisten.<br />

Am meisten Aufsehen habe ich erregt, als ich<br />

vor zwei Jahren mit dem Fahrrad zum Neujahrsempfang<br />

von Bundespräsident Fischer gefahren<br />

bin. Die Idee war auch, unsere neuen Fahrräder<br />

einzuweihen – wir haben vier Fahrräder für das<br />

Büro. Für uns Dänen ist Radfahren etwas ganz<br />

Normales. Dänemark versucht, eine Vorreiterrolle<br />

im grünen Bereich inne zu haben. Es ist ein Anliegen<br />

der Botschaft, dass wir vernünftig mit den<br />

Ressourcen unserer Erde umgehen. Unser Team<br />

kommt schon mit eigenen Fahrrädern zur Arbeit.<br />

Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad ins Büro, das<br />

sind fünf Kilometer aus dem 18. Bezirk. Mit dem<br />

Fahrrad zu fahren ist natürlich nur ein kleiner<br />

Teil einer grünen Philosophie, aber wenn man ein<br />

Beispiel setzen kann und andere es als Inspiration<br />

sehen, ist das toll. Radfahren ist gesund und spart<br />

Zeit – besonders wenn ich am späten Nachmittag<br />

oder frühen Abend zurück fahre, dann spare ich<br />

bis zu einer halben Stunde.<br />

»Von 2010 bis<br />

2014 hat<br />

Dänemark 1,2<br />

Milliarden<br />

Euro an<br />

humanitärer<br />

Hilfe geleistet.<br />

«<br />

Liselotte<br />

Plesner<br />

Wie ist das bei den anderen Botschaftern angekommen,<br />

als Sie mit dem Fahrrad vorgefahren<br />

sind?<br />

Sie waren alle sehr positiv. Man hätte auch denken<br />

können, dass das zu unangebracht sei. Letztes<br />

Jahr habe ich einige Europäer gefragt, ob sie<br />

mitmachen wollen, und wir waren eine Gruppe<br />

von zehn Botschaftern und einigen Mitarbeitern.<br />

Für das dritte Jahr habe ich gesagt: „I go global“.<br />

Mein Ziel ist, dass auch internationale Botschafter<br />

mit dem Fahrrad kommen. In die Uno fahre ich<br />

aber nicht mit dem Fahrrad, das ist recht weit und<br />

die Strecke ist auch nicht so angenehm. Ich will<br />

aber auch nicht fundamentalistisch vorgehen. Ich<br />

fahre dann mit dem Rad, wenn es sinnvoll ist –<br />

aber nicht, wenn es durch Eis und Schnee gefährlich<br />

wird oder ich Gepäck dabei habe.<br />

Welche anderen Projekte haben Sie umgesetzt?<br />

Wir hatten 2014 den Eurovision Song Contest<br />

in Dänemark, bei dem es eine besondere österreichische<br />

Teilnehmerin gab, Conchita Wurst.<br />

Damals kannte ich sie nicht, und der ORF hat<br />

gefragt, ob ich bei einem Programm als Auftakt<br />

mitmachen würde. Dänemark ist ein Land mit<br />

Respekt für jeden, man kann so leben, wie man<br />

will und alles ist akzeptiert, solange es legal ist.<br />

Wir hatten ein tolles Gespräch bei mir in der Residenz,<br />

ich sollte Conchita ein bisschen etwas über<br />

Dänemark erzählen. Es gibt also Möglichkeiten,<br />

die man manchmal selbst schaffen kann, und<br />

andere, wo schon eine Plattform da ist, um selbst<br />

mitzumachen. Das sind leuchtende Beispiele.<br />

Was gefällt Ihnen besonders gut an Österreich?<br />

Mir gefällt die extrem hohe Lebensqualität.<br />

Österreich ist relativ radfahrerfreundlich und<br />

auch sehr teenagerfreundlich. Ich hab einen<br />

15-jährigen Sohn und es ist genau richtig für ➢<br />

<strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2015</strong> | 25

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