SOCIETY 368 / 2015

Cannes: Palmen,
Protz und ein Karussell
Cannes hat immer Saison – und ist auch
nicht immer nur teuer.
TEXT: HUBERTUS SEIDL
LIFE & STYLE
REISE
Das bekannte Ringelspiel auf
der Croisette von Cannes
TIPPS
Anreise: mehrmals pro
Woche: Flug Wien-Nizza
mit Austrian oder Niki, dann
mit Leihauto, Heli oder Regionalbus
nach Cannes (ca. 45
Minuten mit dem Bus)
www.flyniki.com
www.austrian.com
FOTOS: SEIDL
Das südfranzösische Küstenstädtchen
ist berühmt für die Filmfestspiele,
das milde Klima und das mondäne
Hotel Carlton. Im ehemals kleinen
Fischerdorf, dessen maritimen
Reiz sich die Adeligen des 19. Jahrhunderts nicht
verwehren konnten und den Ort zu einer Jetset-
Metropole heranzüchteten, lässt es sich auch mit
wenig Budget gut leben: Auf der Prachtstraße des
Orts, der Croisette, lässt es sich herrlich unter – vor
über hundert Jahren gepflanzten – Palmen flanieren,
ein öffentlicher Strand lädt kostenfrei zum
Baden ein und eine Partie Boule (das Kugelspiel)
kostet auch nur ein Lächeln eines Franzosen, weil
er weiß, dass er das Spiel wahrscheinlich gewinnen
wird. Schließlich gilt Petanque, wie Boule korrekt
heißt, als französischer Zeitvertreib par excellence.
Cannes hat einen alten Stadtkern und eine Festungsanlage,
außerdem sind dem Ort zwei kleine
Inseln vorgelagert. Südlich der Stadt liegen Sainte-
Marguerite und Saint-Honorat, beide Inseln sind
mit einer Fähre innerhalb von zwanzig Minuten
gut zu erreichen. Auf Sainte-Marguerite befindet
sich etwa das ehemalige Staatsgefängnis, dessen
berühmtester Gefangener der mysteriöse Mann
mit der eisernen Maske war. Beschaulicher geht es
auf der Nachbarinsel zu: Auf der Zwerginsel, die
nur 1500 mal 600 Meter misst, befindet sich ein
Kloster, das von Zisterziensermönchen bewohnt
wird. Beide Inseln werden auch wegen ihrer Vogelpopulation
geschätzt und sind definitiv einen
Ausflug wert.
Cannes ist dank seines optimalen Klimas nicht
nur bei Sonnenanbetern beliebt, durch seine verkehrsgünstige
Lage ist man sowohl schnell in Nizza,
Saint Tropez oder Grasse. Die „Welthauptstadt
des Parfums“ ist rund zwanzig Kilometer nördlich
von Cannes mit dem Auto zu erreichen. In jedem
Fall aber ist ein Drink auf der Terrasse des Hotel
Carlton zu empfehlen. Und wenn man das Glück
hat, in dem geschichtsträchtigen Hotel zu übernachten,
schläft man vielleicht im gleichen Bett
wie Grace Kelly, Liz Taylor oder George Clooney.
Nach Alfred Hitchcock etwa ist eine der großzügigen
Suiten mit Blick auf das Meer benannt. In der
Nähe des Hotels sind mehrere Casinos zu erreichen,
um das nötige Kleingeld, das man nach dem
Bezahlen der Zimmerrate losgeworden ist, wieder
einzuspielen. Vielleicht geht sich noch eine Fahrt
mit dem Ringelspiel aus, das auf der Croisette
thront. Die Besitzerin der Attraktion bringt es
auf den Punkt: „Man muss nicht unbedingt viel
Geld haben, aber sympathisch muss man sein.“ In
Cannes kann beides nicht schaden. •
Hotels: Hotel InterContinental
Carlton Cannes: das geschichtsträchtige
Hotel ist,
neben dem Hotel Martinez,
das „Erste Haus am Platz“.
Herrliches Champagnerfrühstück.
Im Lift könnte man
so manchem Hollywoodstar
begegnen. Zimmerraten
dementsprechend.
www.ihg.com
www.cannesmartinez.
grand.hyatt.com
Ausflugstipp: Cimetiere du
Grand Jas: Als Frankreichs
größter Park gilt der Friedhof
von Cannes, auf dem
unter anderen Klaus Mann
begraben ist.
SOCIETY 2_2015 | 131