SOCIETY 368 / 2015
Nr. 368 I Nr. 2 - 2015
Nr. 368 I Nr. 2 - 2015
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LIFE & STYLE<br />
INTERVIEW<br />
Wie sind Sie in die<br />
Hotellerie hineingewachsen?<br />
Mein Vater<br />
ist Argentinier,<br />
meine Mutter<br />
ist Deutsche. Ich bin in Amerika geboren<br />
und in der Schweiz und in England aufgewachsen<br />
– richtig international, wie in<br />
der Hotellerie. Ich habe in Genf gewohnt<br />
und in der Schweiz wird man entweder<br />
Banker oder Hotelfachmann. Ich habe<br />
mit 16 Jahren ein Sommerpraktikum<br />
für einen Monat gemacht und es hat mir<br />
gleich gefallen, weil in der Hotellerie immer<br />
so viel los ist. Ich bin ein sehr aktiver<br />
Mensch und kann nicht den ganzen<br />
Tag im Büro sitzen. Also habe ich nach<br />
der Schule eine Ausbildung im Intercontinental<br />
in Genf von 1991 bis 1993 absolviert<br />
und war danach auf der Hotelfachschule<br />
in Glion Sur Montreaux.<br />
Hat sich seit 1991 in der Top-Hotellerie<br />
und auch hier im Haus viel geändert?<br />
Früher war alles klassischer, man<br />
könnte fast sagen steif. Das heißt nicht,<br />
dass es nicht gut war, sondern es war auf<br />
einem sehr hohen Niveau. Aber der Service<br />
ist ein bisschen relaxter geworden,<br />
auch weil die Wünsche der Kunden sich<br />
verändert haben. Sie brauchen keine Kellner<br />
mehr, die ständig hinter Ihnen stehen<br />
und sie mit weißen Handschuhen bedienen.<br />
Sie wollen einen guten und aufmerksamen<br />
Service, aber nicht zu aufwendig.<br />
In jeder Abteilung spürt man den Wandel:<br />
Die Zimmer sind moderner geworden und<br />
mit viel mehr Technik ausgestattet. Beim<br />
Essen wird viel mehr „casual“ gewünscht,<br />
Auszeichnungen und Hauben sind vielen<br />
Gästen nicht mehr so wichtig. Die Leute<br />
wollen Gemütlichkeit und haben keine<br />
Lust mehr, drei Stunden im Restaurant zu<br />
warten, sondern wollen ehrliche Küche:<br />
Ein schönes Stück Fleisch oder Fisch soll<br />
praktisch vom Bauernhof direkt auf den<br />
Tisch kommen, Regionalität ist wichtig<br />
und gefragt. Heute setzt man mehr auf<br />
Qualität und nicht auf Quantität.<br />
Was bieten Sie in ihrem Restaurant an?<br />
Wir haben das Distrikt Steakhouse,<br />
das ist ein Top Restaurant. Das Konzept<br />
sieht vor, dass wir unsere Produkte so lokal<br />
wie möglich kaufen, das Fleisch wird<br />
von Bauernhöfen in Salzburg eingekauft,<br />
dry aged oder nicht dry aged. Das Menü<br />
wird leicht und simpel zubereitet und<br />
von einem jungen freundlichen Team<br />
serviert. Außerdem haben wir eine schöne<br />
Weinkarte mit österreichischen Weinen.<br />
Unsere verschiedenen Sorten Käse,<br />
Wien muss<br />
überall im Haus<br />
spürbar sein<br />
Jean-Paul Dantil, der General<br />
Manager des The Ritz-Carlton Hotels<br />
in Wien, im <strong>SOCIETY</strong>-Interview über<br />
die internationale Top-Hotellerie und<br />
seine Begeisterung für Wien.<br />
INTERVIEW: <strong>SOCIETY</strong><br />
FOTOS: THE RITZ CARLTON VIENNA<br />
128 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2015</strong>