SOCIETY 367 / 2015
Nr. 367 I Nr. 1 - 2015
Nr. 367 I Nr. 1 - 2015
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Fotos: Lansky, Ganzger + partner, Roman Zach-Kiesling<br />
EU-Sanktionen<br />
als Chance?<br />
Russland hat das Geschäftsumfeld für<br />
ausländische Investoren deutlich verbessert.<br />
Text: Elizaveta Dubrovskaya<br />
Das Geschäftsumfeld in Russland hat<br />
sich im letzten Jahr – etwa infolge<br />
der Ukraine-Krise, der Sanktionen<br />
oder des fallenden Ölpreises – stark<br />
verändert. In der Folge hat die Regierung<br />
Maßnahmen ergriffen, die in erster Linie<br />
auf Importsubstituierung und Produktionsförderung<br />
im eigenen Land abzielen.<br />
Ein Jahr nach Einführung stehen die sektoralen<br />
EU-Sanktionen vor der Verlängerung im Juli<br />
<strong>2015</strong>. Voraussetzung dafür ist die Einstimmigkeit<br />
aller 28 EU-Länder. Für ausländische Investoren<br />
zeichnet sich daher, abhängig von der Branche,<br />
ein mehr oder weniger negatives Bild, wobei<br />
durch das russische Importembargo die Exporte<br />
nach Russland am stärksten betroffen sind. Die<br />
meisten bereits auf dem russischen Markt etablierten<br />
ausländischen Investoren bevorzugen dennoch,<br />
sich nicht zurückzuziehen, vielmehr nach<br />
Alternativen zu suchen, wie etwa die Beschaffung<br />
von Produktionsmaterial in Russland.<br />
Einen möglichen Ausweg bietet aus juristischer<br />
Sicht die Eröffnung bzw. Erweiterung der<br />
Produktion in Russland. Unter Umständen kann<br />
dies sogar günstiger als vor der Krise sein. Sollte<br />
ein Ausländer in Russland in Produktion investieren,<br />
bei der lokale Lieferanten, Arbeitskräfte<br />
und Rohstoffe genutzt werden, ist aufgrund des<br />
Rubelkurses eine bedeutende Kosteneinsparung<br />
möglich.<br />
Die russische Regierung versteht, dass ausländische<br />
Direktinvestitionen für die Wirtschaft<br />
überlebenswichtig sind, diese sollen daher gefördert<br />
und gemäß internationaler Standards geschützt<br />
werden. Beispielsweise ist eine Senkung<br />
der Steuerbelastung für ausländische Investoren<br />
derzeit im Gespräch.<br />
Zur Verbesserung des Geschäftsumfelds wurde<br />
das russische Gesellschaftsrecht im September<br />
2014 tiefgreifend reformiert. Dies betrifft etwa<br />
die Klassifizierung von juristischen Personen, den<br />
erhöhten Schutz von Minderheitsgesellschaftern<br />
oder die Schaffung eines Gesellschaftervertrags,<br />
bei dem sogar ausländisches Recht anwendbar<br />
sein kann, wenn eine der Parteien ein Ausländer<br />
ist. Auch gibt es nun die Möglichkeit, mehrere vertretungsbefugte<br />
Organe für eine Gesellschaft zu<br />
bestellen. Weitere Gesetzesnovellen haben eine<br />
Erhöhung der Attraktivität eines russischen Joint<br />
Ventures für ausländische Investoren zum Ziel.<br />
Was die Banken- und Steuergesetzgebung betrifft,<br />
ist eine elektronische Kontoeröffnung für Firmen<br />
und selbständige Unternehmer in Planung, was<br />
im Ergebnis das Investmentklima in Russland verbessern<br />
soll.<br />
Umfragen zeigen, dass ausländische Investoren<br />
nach wie vor am russischen Markt interessiert<br />
sind. Folglich wurde die Wirtschaftsprognose<br />
auch korrigiert: Der IWF schätzt die Verluste der<br />
russischen Wirtschaft mit 3,4% statt mit 3,8% ein,<br />
die Weltbank prognostiziert noch optimistischer<br />
mit 2,7%. Im Mai <strong>2015</strong> hat das russische Finanzministerium<br />
bereits ein Wachstum als Folge von<br />
ausländischen Investitionen konstatiert. Sollten<br />
die EU-Sanktionen aufgehoben werden, wird Russland<br />
auf jeden Fall auch künftig seine Importsubstituierungsstrategie<br />
weiter verfolgen. Bei der<br />
Planung von mittel- und langfristigen Investitionen<br />
muss dieser Umstand berücksichtigt werden.<br />
Dabei ist auf die Auswahl von erfahrenen juristischen<br />
und wirtschaftlichen Beratern zu achten,<br />
die das Umfeld bestens kennen.<br />
•<br />
WIRTSCHAFT<br />
RECHT<br />
DIE AUTORIN<br />
Dipl. iur. Elizaveta<br />
Dubrovskaya, LL.M., ist<br />
Juristin des Russian & CIS-<br />
Desk bei LGP und als Regional<br />
Manager für Russland<br />
verantwortlich. Sie hat sich<br />
auf Cross-border-Projekte<br />
(insbesondere mit Russland<br />
und GUS) in den Bereichen<br />
Unternehmensrecht,<br />
Immobilienrecht, Migration,<br />
internationales Privatrecht,<br />
öffentliches Recht sowie<br />
internationales Handelsrecht<br />
spezialisiert. Die russische<br />
Juristin hat ihr Studium der<br />
Rechtswissenschaften (cum<br />
laude) an der Russischen<br />
Akademie für Außenhandel<br />
beim Ministerium für<br />
Wirtschaftsentwicklung der<br />
Russischen Föderation abgeschlossen.<br />
Anschließend<br />
absolvierte sie ein Post-<br />
Graduate Studium in “European<br />
Business Law” an der<br />
Leiden Universität (Holland).<br />
Dubrovskaya spricht<br />
fließend Russisch, Englisch,<br />
Deutsch, Französisch und<br />
Italienisch.<br />
INFO<br />
LANSKY,<br />
GANZGER +<br />
PARTNER<br />
Mit 140 Rechtsanwälten<br />
und Mitarbeitern aus mehr<br />
als zwanzig Ländern hat<br />
sich die in Wien ansässige<br />
Kanzlei Lansky, Ganzger<br />
+ partner als eine der<br />
führenden Anwaltsfirmen in<br />
Österreich und der Slowakei<br />
etabliert. Die Firma mit<br />
Büros in Wien (Österreich),<br />
Bratislava (Slowakei), Baku<br />
(Aserbaidschan) und Astana<br />
(Kasachstan) hat eine<br />
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KONTAKT<br />
Lansky, Ganzger<br />
+ partner Rechtsanwälte<br />
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Biberstraße 5<br />
1010 Wien<br />
Tel.: +43-(0)1-533 3330<br />
E-mail: office@lansky.at<br />
www.lansky.at<br />
<strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2015</strong> | 125