SOCIETY 367 / 2015
Nr. 367 I Nr. 1 - 2015
Nr. 367 I Nr. 1 - 2015
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DIVERSITÄT<br />
MIGRATION<br />
Wie ist die Auslastung?<br />
Angestrebt fürs erste Geschäftsjahr ist eine<br />
Auslastung von 65 Prozent. Kein Hotel startet von<br />
Null auf Hundert, sondern wir steigern uns von<br />
Tag zu Tag. Wir liegen im April momentan bei 45<br />
Prozent Auslastung, Tendenz steigend. Wien ist<br />
ein schwer umkämpftes Pflaster und die Konkurrenz<br />
schläft nicht, aber wir wollen mit unserem<br />
Konzept aus der Masse heraus stechen. Preislich<br />
liegen wir günstiger als die Mitbewerber und haben<br />
eine schöne Lage, aber die Kettenhotellerie<br />
kann sich mehr Komfort leisten.<br />
Der magdas Salon mit seiner großen Lounge lädt<br />
zum Zusammensitzen, Essen und Trinken ein<br />
Die Tischtennisplatte wurde durch Upcycling zum<br />
Buffettisch umfunktioniert<br />
Welche Partner sind im Projekt involviert?<br />
Ohne Unterstützung von Externen wäre das<br />
Projekt nicht möglich gewesen: die Architekten<br />
von „alles wird gut“, die das Haus neu gestaltet<br />
haben und Samsung, die uns Fernseher, Tablets<br />
und Handys gespendet haben. Ebenso booking.<br />
com, die uns geholfen haben, Möbel zusammen<br />
zu bauen und Wände zu streichen, und uns bei<br />
der Mitarbeiterschulung, beispielsweise im Beschwerdemanagement<br />
oder Content Management<br />
unterstützt haben. Oder auch die Tischlerei Walder,<br />
die Pro Bono für uns gearbeitet hat. Nicht zu<br />
vergessen die Sachspenden von Österreichern in<br />
Form von Möbeln, Pflanzen oder Büchern.<br />
Ist das Konzept längerfristig angelegt?<br />
Das Projekt ist erstmal für fünf Jahre angesetzt,<br />
dann wird sich entscheiden, ob es wirtschaftlich<br />
tragbar ist oder nicht. Ab dem Zeitpunkt, wo wir<br />
schwarze Zahlen schreiben, geht der Gewinn<br />
eins-zu-eins wieder an soziale Projekte, aber auch<br />
in die Ausbildung der Mitarbeiter. Mein Ziel ist es,<br />
ein stabiles Team aufzubauen, damit das Hotel<br />
richtig funktionieren kann.<br />
einem Blind Date bei einem Abendessen zusammentreffen.<br />
Dazu sind Hotelgäste, externe Gäste<br />
und Mitarbeiter eingeladen, ebenso wie unbegleitete<br />
minderjährige Flüchtlinge aus der hauseigenen<br />
WG Nuri. In unserem magdas Salon planen<br />
wir ebenfalls Veranstaltungen, wie Ausstellungen,<br />
Filmvorträge und Vorlesungen. Am Freitag<br />
und Samstag hat der Salon mit Live Musik geöffnet.<br />
Wie sieht Ihre Positionierung aus? Welche<br />
Zielgruppen wollen Sie ansprechen?<br />
Wir sind ein Hotel mit sozialem Mehrwert. Ein<br />
Hotel mit diesem Konzept gibt es noch nicht, weder<br />
in Österreich noch in Europa. Wir sprechen<br />
erlebnisorientierte Menschen an, die nach Wien<br />
kommen, um an einer Veranstaltung teilzunehmen,<br />
die Kultur zu erleben oder die Stadt zu besichtigen<br />
– einfach Wien von einer anderen Seite<br />
kennenzulernen. Wir sind bewusst ein Hotel für<br />
Menschen, die für neue Themen offen sind. Der<br />
Name magdas kommt von „ich mag das“ und ist<br />
die Social Business-Tochter der Caritas.<br />
KONTAKT<br />
MAGDAS HOTEL<br />
Laufbergergasse 12<br />
1020 Wien<br />
Tel. +43-(0)1-720 02 88<br />
info@magdas-hotel.at<br />
www.magdas-hotel.at<br />
Soll das Projekt ausgeweitet werden, wenn es<br />
gut funktioniert?<br />
Momentan kommen Anfragen aus Belgien,<br />
Holland und Deutschland, die gerne das Konzept<br />
aufgreifen und enger mit uns zusammenarbeiten<br />
würden. Es gibt zwar Hotelprojekte, die als Social<br />
Business agieren, jedoch mit einem anderen Mitarbeiterschwerpunkt<br />
– Benachteiligte, Menschen<br />
mit Behinderung, Langzeitarbeitslose.<br />
Wie sind Sie zu dem Projekt gekommen?<br />
Unerwartet. Ich bin seit vierzehn Jahren in der<br />
Tourismusbranche und wurde über einen Headhunter<br />
gefunden. Ich bin Niederländer und erst<br />
mit sechzehn Jahren nach Österreich gezogen,<br />
in die kleine Gemeinde Kals am Großglockner.<br />
Dort habe ich am eigenen Leibe erfahren, wie es<br />
ist, in der Gesellschaft lange nicht akzeptiert zu<br />
werden. Meine persönliche Erfahrung war ein<br />
Kriterium, warum ich das Projekt unterstützen<br />
und federführend agieren möchte. Ich persönlich<br />
glaube, dass das Wort Flüchtling in Österreich<br />
einfach viel zu negativ belastet ist und wir hier<br />
mit diesem Projekt einen europaweiten Vorzeigecharakter<br />
haben.<br />
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<strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2015</strong> | 135