SOCIETY 367 / 2015

Nachwachsendes
Strampeln
Dass Radfahren gut für die Umwelt ist, hat sich
schon herumgesprochen. Mit Rädern aus Bambus
wird es noch ökologischer. SOCIETY hat Matthias
Schmidt von Bambooride dazu interviewt.
GREEN SOCIETY
INTERVIEW
Interview: Tanja Tauchhammer
Bambooride besteht seit 2011. Was
hat euch zur Firmengründung inspiriert?
Mein Geschäftspartner Alex Bergner
hat seit Jugendtagen eine Faszination
für Fahrräder und ist Biker und Techniker
durch und durch. Er hat das nötige Know-how,
Rahmen zu bauen. Im Zuge seiner Recherchen ist
er auf Workshops in New York gestoßen, bei denen
Fahrradrahmen aus Bambus hergestellt werden.
Nachdem er selbst einen besucht hatte, wollte
er diese auch in Österreich anbieten. In einem
zweitägigen Workshop kann man sein eigenes
Bambusrad bauen.
Fotos: Bambooride
Was ist das Besondere an euren Bambusrädern?
Jedes unserer Räder ist ein Unikat. Somit sind
sämtliche Sonderwünsche möglich. Für die Herstellung
werden nur hochwertige Komponenten
verwendet und der Rahmen ist ein handgefertigtes
Einzelstück. Bambus ist nicht so leicht wie Carbon,
schluckt aber Stöße sehr gut. Wenn ich mit dem
Rad durch die Stadt fahre, drehen sich die Leute
nach mir um.
Wie ökologisch sind eure Fahrräder?
Der Rahmen bindet ca. 0,5 Kilo mehr CO2, als
bei Produktion und Transport entstehen. Im Vergleich
zu Stahl oder Kohlefaserrahmen, welche bei
Produktion und Transport mehr als fünf Kilo CO2
freisetzen, ist dies bemerkenswert. Die Herstellung
des Barkcloth Materials für die Verbindungen ist
komplett emissionsfrei. Es wird aus der Rinde des
Ficusbaums gewonnen, danach in Kunstharz getränkt
und liebevoll poliert.
Seit wann gibt es Bambusräder?
Die Hersteller Franz Grundner und Otto Lemisch
aus Klagenfurt patentierten 1898 diverse
Leichtbaufertigungsarten auch für Bambusfahrräder.
Dass das Material perfekt für den Fahrradbau
ist, weiß man schon länger.
Die Idee wiederaufleben lassen hat vor rund
15 Jahren der Amerikaner Craig Calfee. Er hat die
perfekten Rahmenbau-Eigenschaften von Bambus
wieder populär gemacht. Bambus ist stabil und fest
und hat gleichzeitig natürliche Dämpfungseigenschaften,
die ein angenehmes Fahrgefühl gewährleisten.
Calfee hat in den letzten 15 Jahren viele afrikanische
Länder bereist und Leuten beigebracht,
aus lokal vorhandenen Rohstoffen einfache Räder
zu bauen. Einige der von Calfee ausgebildeten
Schüler produzierten nach einiger Zeit so hochwertige
Rahmen, dass er sie über seine Organisation
Bamboo-sero verkaufen konnte.
Der Bambus und die Fahrradrahmen werden
in Uganda produziert. Wie kam es zu dieser Kooperation?
Wir bauen auf der Arbeit von Craig Calfee auf.
Seit zwei Jahren sind wir in Uganda, davor waren
wir in Ghana. Allerdings war ich nie vollständig
zufrieden mit der Qualität der dortigen Rahmen.
Bis ich den Rahmenbauer Storm entdeckte, einen
semiprofessionellen Rennradfahrer. Er stellt gemeinsam
mit seinem Team von Boogali die technisch
und optisch perfekten Rahmen für unsere
Räder her. Der Bambus wird von unserem Kooperationspartner
in Uganda geerntet und selektiert
und muss nach der Ernte ein Jahr lagern, um seine
Stabilität zu garantieren. Danach hält er ewig. •
Damenrad mit Bambusrahmen
von Bambooride
Alex Bergner und Matthias Schmidt von
Bambooride
KONTAKT
BAMBOORIDE
Deutschwaldstrasse 8
3002 Purkersdorf, Austria
Tel:+43 650 7380696
office@bambooride.com
www.bambooride.com
SOCIETY 1_2015 | 137