SOCIETY 367 / 2015
Nr. 367 I Nr. 1 - 2015
Nr. 367 I Nr. 1 - 2015
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DIPLOMATIE<br />
FRANKREICH<br />
<strong>SOCIETY</strong> Herausgeberin<br />
Gertrud Tauchhammer<br />
im Gespräch mit dem<br />
Botschafterehepaar<br />
Pascal und Pascale<br />
Teixeira da Silva<br />
CURRICULUM<br />
VITAE<br />
S.E. Pascal Teixeira da<br />
Silva, geboren 1957, hat<br />
neben dem Studium der<br />
Rechtswissenschaften unter<br />
anderem auch am Institut<br />
d’études politiques in<br />
Bordeaux und an der Ecole<br />
Nationale d’Administration<br />
studiert. Er und seine Gattin<br />
Pascale haben zwei Kinder:<br />
Cyril (24) arbeitet und lebt<br />
in Singapur. Raphael (20) ist<br />
Student in Frankreich, aber<br />
dieses Jahr ist er als Student<br />
an der Universität Wien im<br />
Rahmen des Erasmusprogramms<br />
in Politikwissenschaft.<br />
Teixeira da Silva ist<br />
ein großer Musikliebhaber<br />
und spielt selbst Cembalo,<br />
mit dem er im Rahmen von<br />
„ambassadors in concert“<br />
auch schon im Brahmssaal<br />
des Musikvereins aufgetreten<br />
ist. Das Sternzeichen<br />
Waage des Botschafters<br />
ist nach eigener Aussage<br />
„das ideale Sternzeichen für<br />
einen Diplomaten, ausgeglichen<br />
und mit Vorliebe für<br />
die schönen Künste. Ich versuche<br />
Harmonie zu schaffen<br />
und Kompromisse zu finden,<br />
und das ist genau die Aufgabe<br />
eines Diplomaten.“<br />
➢<br />
sation der Gebietskörperschaft vereinfachen<br />
müssen. Wir haben auf der Verwaltung des Landes<br />
viele Ebenen und das ist zu kompliziert und<br />
zu teuer. Der Staat muss sich reformieren, damit<br />
er keine Last für die Gesamtgesellschaft und die<br />
Wirtschaft darstellt.<br />
Wie sehen Sie die aktuelle Situation, was die<br />
Sanktionen zwischen der EU und Russland angeht?<br />
Was ist die konkrete Haltung Frankreichs<br />
zu diesem Thema bzw. gibt es aus Ihrer Sicht einen<br />
Weg heraus aus dem Dilemma?<br />
Die Politik der EU gegenüber Russland sollte<br />
auf zwei Pfeilern beruhen: Dialog und Beharrlichkeit.<br />
Beharrlichkeit, was die Prinzipien und Werte<br />
anbelangt. Ein Anschluss der Krim ist nicht mit<br />
den Werten und Prinzipen der Sicherheit und der<br />
Zusammenarbeit in Europa vereinbar. Das ist sehr<br />
ernst und widerspricht den Prinzipien des Helsinki<br />
Schlussaktes. Und auch die Hilfe aus Russland,<br />
die die Separatisten im Osten der Ukraine bekommen,<br />
ist eine Einmischung. Diese Krise muss<br />
durch Dialog gelöst werden. Das Minsker Abkommen,<br />
das einen Waffenstillstand und den politischen<br />
Dialog zwischen Kiew und den Separatisten<br />
im Osten der Ukraine vorsieht, könnte die Basis<br />
sein. Man erwartet von allen, einschließlich Russland,<br />
dass sie zur Verwirklichung dieses Abkommens<br />
beitragen. Die Sanktionen sind kein Ziel in<br />
sich selbst, sie sind nur ein Mittel, damit Russland<br />
sein Verhalten ändert und zur Lösung der Krise<br />
beiträgt anstatt die Situation zu verschärfen.<br />
Glauben Sie, dass Russland sein Verhalten ändern<br />
wird?<br />
Es liegt in seinem Interesse, denn Russland<br />
spürt schon die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />
seines Verhaltens, nicht nur durch die Sanktionen,<br />
sondern auch wegen der Flucht des Kapitals.<br />
Mehr als hundert Milliarden Euro an Kapital wurden<br />
aus Russland abgezogen. Aber auch die Senkung<br />
des Ölpreises beeinträchtigt die russische<br />
Kapazität, das Budget zu finanzieren. Man erwartet<br />
also von Russland, dass es eine positive Rolle<br />
zur Lösung dieser Krise spielt.<br />
Waren die Signale von Hollande im Gespräch<br />
mit Putin optimistisch?<br />
Das Gespräch war nützlich und ermutigend.<br />
Der Dialog ist unentbehrlich. Je schneller man<br />
einen Weg aus dieser Krise findet, desto besser.<br />
Das ist im Interesse Europas und auch Russlands.<br />
Nicht nur was die wirtschaftlichen Beziehungen<br />
anbelangt, sondern auch was die Überwindung<br />
von Krisenproblemen auf internationaler Ebene<br />
betrifft. Man braucht die Zusammenarbeit aller<br />
Mächte, um die Krise zu überwinden. Das ist auch<br />
der Fall mit dem Nuklearprogramm des Iran. Die<br />
Verhandlungen wurden von sechs Staaten zusammen<br />
mit dem Iran geführt, aber man braucht ein<br />
Fotos: <strong>SOCIETY</strong>/Pobaschnig<br />
64 | <strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2015</strong>