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SOCIETY 367 / 2015

Nr. 367 I Nr. 1 - 2015

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DIPLOMATIE<br />

KROATIEN<br />

brauchen noch zusätzliche Anpassungen. Die Firmen<br />

in Kroatien müssen in Europa wettbewerbsfähig<br />

sein, und das ist eine große Chance für<br />

jene, die gute Produkte haben, erfolgreich sind<br />

und jetzt besser und einfacher exportieren können.<br />

Die Regelungen haben sich verändert und<br />

die Menschen haben eine realistische Idee über<br />

die Europäische Union. Wir sind jetzt ein Teil Europas,<br />

Europa ist Kroatien. Wir sind hier, um an<br />

der Europäischen Union teilzunehmen und sie<br />

zu unterstützen. Wir müssen die EU Fonds, die<br />

eine riesige Chance für Kroatien und die Unternehmer<br />

bieten, besser nutzen. Das sind keine EU-<br />

Hilfen, sondern Mittel, um unsere Wirtschaftslage<br />

an die europäische anpassen zu können. Wir<br />

müssen uns in Zukunft noch besser organisieren,<br />

damit wir eine noch bessere Kooperation ermöglichen<br />

können. Schengen hat höchste Priorität<br />

für Kroatien, wir werden einen Beitrittsantrag<br />

am 1. Juli <strong>2015</strong> stellen. Wie lange es dauern wird,<br />

bis wir der Schengen-Zone beitreten können, ist<br />

schwer zu beurteilen, aber die Regierung ist optimistisch,<br />

dass wir alle Voraussetzungen erfüllen<br />

werden. Das ist sehr wichtig für Kroatien als touristisch<br />

orientiertes Land. Der Tourismus in Kroatien<br />

steigt stetig und es wird noch einfacher für<br />

österreichische Touristen in Kroatien, wenn wir<br />

in der Schengen-Zone sind. Es wurde außerdem<br />

ganz klar geregelt, dass wir der Eurozone beitreten<br />

müssen, sobald die Voraussetzungen erfüllt<br />

sind. Wir wissen nicht, wie lange es dauern wird,<br />

aber praktisch ist unsere Währung schon sehr<br />

stark an den Euro angepasst.<br />

CURRICULUM<br />

VITAE<br />

S.E. Gordan Bakota ist<br />

am 16. Jänner 1967 in Zagreb<br />

geboren. Nach dem<br />

rechtswissenschaftlichen<br />

Studium besuchte er die<br />

Diplomatische Akademie in<br />

Zagreb. 1992 trat er in den<br />

diplomatischen Dienst ein.<br />

Stationen seiner Karriere<br />

waren u. a. Vizekonsul am<br />

Generalkonsulat in Zürich,<br />

Zweiter Botschaftssekretär<br />

an der Botschaft in Bern,<br />

Botschaftsrat in Washington<br />

D.C., Staatssekretär<br />

im Außenministerium und<br />

Botschafter von Kroatien<br />

in Ankara. Er war von Frühjahr<br />

2011 bis Frühjahr <strong>2015</strong><br />

Botschafter in Wien. S.E.<br />

Gordan Bakota ist verheiratet<br />

und hat zwei Kinder.<br />

Wie viele Kroaten gibt es in Österreich?<br />

Kroatische Staatsangehörige gibt es etwa<br />

60.000, aber mehr als 100.000 haben kroatische<br />

Wurzeln und können die kroatische Sprache. Die<br />

Kroaten in Österreich sind sehr gut integriert,<br />

aber es ist gut, wenn sie auch die kroatische<br />

Sprache sprechen. Das hilft wiederum dem Integrationsprozess.<br />

Hier waren wir sehr engagiert.<br />

Außerdem gibt es die Burgenlandkroaten – eine<br />

Volksgruppe von ca. 50.000 –, die gerne ihre traditionelle<br />

alte Kultur pflegen möchten, wie die<br />

Tamburitza-Musik und Burgenland-Kroatisch als<br />

Sprache.<br />

Gibt es in Österreich eine Schule, in der Kroatisch<br />

gelehrt wird?<br />

Es gibt eine ungarisch-kroatisch-deutsche<br />

Schule für Burgenlandkroaten im Burgenland,<br />

die vom Staat Österreich und Kroatien gefördert<br />

wird, aber in Wien gibt es leider keine. Es gibt die<br />

Initiative Anno 93 mit einem Kindergarten und<br />

einer Schule, die machen einen super Job. Auch<br />

die Burgenlandkroaten haben einen eigenen<br />

Kindergarten. Aber wir brauchen eine größere<br />

Bandbreite vom Kindergarten bis zur Matura.<br />

Wir würden gerne ein eigenes Gymnasium zur<br />

Verfügung stellen. In Wien gibt es nach meiner<br />

Einschätzung 45.000 Kroaten. Deshalb brauchen<br />

wir eine kohärent organisierte Schule für Kroatisch,<br />

die nicht ausschließlich für Kroaten, sondern<br />

auch für Österreicher, die Kroatisch lernen<br />

wollen, interessant ist. Darum bemühen wir uns<br />

mit der Stadt Wien zusammen zu arbeiten, um<br />

diese Schule in der nächsten Periode zustande zu<br />

bringen und der Staat Kroatien ist bereit, eine solche<br />

Initiative zu fördern.<br />

Gibt es nach Österreich für Sie in Ihrem diplomatischen<br />

Beruf überhaupt noch eine Steigerung?<br />

Es war ein Privileg, Kroatien in Österreich zu<br />

vertreten. Ich habe so viele Freunde gefunden<br />

und wir hatten immer sehr gute Beziehungen.<br />

Von Anfang an waren alle Herausforderungen<br />

und Aufgaben, die ich in Österreich gehabt habe,<br />

in dieser positiven Atmosphäre mit dem Außenministerium<br />

und den Behörden viel leichter<br />

zu erfüllen.<br />

•<br />

Botschafter<br />

Gordan Bakota beim<br />

Interview mit <strong>SOCIETY</strong><br />

Herausgeberin Gertrud<br />

Tauchhammer<br />

<strong>SOCIETY</strong> 1_<strong>2015</strong> | 73

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