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Das Bergell ist die Heimat der Künstlerfamilie<br />
Giacometti. Giovanni, der älteste dieser weltweit<br />
einzigartigen Dynastie, wohnte und arbeitete<br />
zeitlebens in Stampa und in Maloja. Erst jetzt aber,<br />
durch die Dokumentationsarbeiten des Centro<br />
Giacometti, wird bewusst, wie bedeutend dieser<br />
landschaftlich und kulturell spannende Ort<br />
zwischen dem Engadin und dem Comersee auch<br />
für die Biografie und das Werk Augustos und<br />
Albertos war. Wander-, Vortrags- und Ausstellungsangebote<br />
bieten nun kulturinteressierten Per -<br />
sonen im Bergell die Möglichkeit, in eine Bergwelt<br />
einzutauchen, die im Laufe ihrer erstaunlichen<br />
Geschichte äusserst standhafte und innovative<br />
Persönlichkeiten hervorbrachte.<br />
Alberto Giacometti im Februar 1964 im Restaurant «Piz Duan» in Stampa, eine der Fotografien,<br />
die im Buch «Ich verstehe weder das Leben noch den Tod» abgebildet sind<br />
(Bild: Loomis Dean, Copyright: Succession Giacometti / Pro Litteris <strong>2016</strong>, Christopher Dean).<br />
VON DR. MARCO GIACOMETTI,<br />
PRÄSIDENT DER FONDAZIONE CENTRO GIACOMETTI<br />
Der Name Giacometti ist mit dem Zeichner, Maler und<br />
Bildhauer Alberto Giacometti (1901 <strong>–</strong> 1966) zum festen<br />
Begriff in der Kunstszene geworden. Seine Skulpturen erzielen<br />
auf dem internationalen Markt enorm hohe Preise,<br />
sein Werk ist in den bedeutendsten Museen und durch fortwährend<br />
organisierte Sonderausstellungen weltweit präsent.<br />
Albertos Persönlichkeit fasziniert vor allem auch junge Menschen,<br />
nicht zuletzt auch wegen seiner ausserordentlich bescheidenen<br />
und zweifelnden Lebenseinstellung.<br />
Weniger bekannt ist hingegen die künstlerische Leistung seines<br />
Vaters Giovanni (1868 <strong>–</strong> 1933) <strong>–</strong> eines Erneuerers der<br />
Schweizer Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts <strong>–</strong> und<br />
dessen Rolle als Albertos Lehrer und Förderer. Auch die<br />
beiden jüngeren Söhne Giovannis, Diego (1902 <strong>–</strong> 1985) und<br />
Bruno (1907 <strong>–</strong> 2012), waren kreative Persönlichkeiten, die auf<br />
ihrem Gebiet Spuren hinterliessen: ersterer als Modell und<br />
Assistent Albertos sowie als eigenständiger Möbeldesigner,<br />
der zweite als Architekt.<br />
Zur echten Künstlerdynastie avanciert die Familie Giacometti<br />
aber erst mit Augusto (1877 <strong>–</strong> 1947), einem Cousin zweiten<br />
Grades Giovannis. Dieser ebenfalls in Stampa aufgewachsene<br />
Maler und Glaskünstler legte, nach Studien in<br />
Zürich, Paris und Florenz, einen fulminanten Karrierestart<br />
hin: Bereits um 1910 realisierte der noch junge Augusto un-<br />
«Grande tête mince» von Alberto Giacometti, 1954, Bronze, Alberto Giacometti-Stiftung, Zürich<br />
(Copyright: Succession Giacometti / Pro Litteris <strong>2016</strong>).<br />
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