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in ganz Europa als Zuckerbäcker und Händler auszuwandern<br />
und dort über längere Zeit zu arbeiten. Die Tüchtigkeit,<br />
die Öffnung gegenüber unterschiedlicher Kulturen und die<br />
Mehrsprachigkeit ermöglichten Anpassung in der Fremde<br />
und Wohlstand in der Heimat.<br />
Das in dieser Intensität und Bedeutung in der Kunstgeschichte<br />
wohl einmalige Schaffen einer einzelnen Künstlerfamilie,<br />
der Giacomettis, fand mit zwei prägenden Bergeller<br />
Volksschullehrern seinen Anfang: Giovanni Stampa (1834 <strong>–</strong><br />
1913) und Zaccaria Giacometti (1856 <strong>–</strong> 1897). Durch ihre Passion<br />
für das Zeichnen und Dekorieren führten sie die jungen<br />
Giovanni und Augusto Giacometti an die Laufbahn als<br />
Künstler heran. Sie leiteten den kometenhaften Aufstieg<br />
Albertos ein, der den von seinem Vater herbeigesehnten<br />
künstlerischen Durchbruch in der Kulturmetropole Paris<br />
und damit in der Welt tatsächlich schaffte.<br />
CENTRO GIACOMETTI: EINE NEUE BEWEGUNG ENTSTEHT<br />
Mit dem Ziel, das Kulturerbe der Künstlerfamilie Giacometti<br />
und damit die Geschichte des Bergells zur Geltung zu bringen,<br />
gründete eine Gruppe von engagierten Personen im Jahr<br />
2009 den Verein Amici del Centro Giacometti. Bereits drei<br />
Jahre später ging daraus eine Stiftung hervor <strong>–</strong> die Fondazione<br />
Centro Giacometti <strong>–</strong>, welche die operativen Arbeiten<br />
leistet und die Finanzierungsanstrengungen unternimmt.<br />
«La montagne» von Alberto Giacometti, um 1930, Öl auf Leinwand, Sammlung Fondation Giaco-<br />
metti, Paris (Copyright: Succession Giacometti / Pro Litteris <strong>2016</strong>).<br />
Zu Beginn standen Dokumentations- und Publikationsarbeiten<br />
im Vordergrund. Zeitzeugen wussten und wissen<br />
heute noch unzählige Geschichten über die Persönlichkeiten<br />
der Familie Giacometti und über die Menschen zu erzählen,<br />
die mit ihnen gelebt haben. Diese Erzählungen zu sammeln,<br />
zu ordnen und in ihren Kontext zu stellen ist eine zentrale<br />
Aufgabe der Fondazione Centro Giacometti.<br />
Das Buch « Die Giacomettis. Eine Künstlerdynastie » und<br />
eine Fotodokumentation über die letzten Aufenthalte Alberto<br />
Giacomettis in Stampa « Ich verstehe weder das Leben<br />
noch den Tod » sind die ersten Publikationen der jungen Stiftung,<br />
die sich mit dem Heimattal der Giacomettis auseinandersetzt<br />
und Brücken zu den weiteren Aktivitätszentren dieser<br />
Persönlichkeiten, beispielsweise Zürich, Paris und Genf,<br />
schlagen.<br />
Diese Inhalte, die ein internationales Publikum interessieren,<br />
sind für die multimediale Umsetzung in einem eigens dafür<br />
zu errichtenden, dezentralen Gedenk- und Ausstellungszentrum<br />
bestens geeignet. Das landschaftliche und architektonische<br />
Umfeld des Bergells ist weitgehend erhalten und bietet<br />
durch Erlebniswege im Freien eine ausgezeichnete Ergänzung.<br />
Auch sollen alte und heute ungenutzte Gebäude der<br />
Kulturlandschaft in ein Gesamtprojekt integriert werden.<br />
Damit leistet das Centro Giacometti einen wesentlichen Beitrag<br />
für ein erlebnisreiches Künstlerverständnis und für die<br />
künftige Entwicklung des Bergtals.<br />
«Buste d’Annette X» von Alberto Giacometti, 1965, Bronze, Sammlung Fondation Giacometti, Paris<br />
(Copyright: Succession Giacometti / Pro Litteris <strong>2016</strong>).<br />
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