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Graubünden Exclusiv – Sommer 2016

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in ganz Europa als Zuckerbäcker und Händler auszuwandern<br />

und dort über längere Zeit zu arbeiten. Die Tüchtigkeit,<br />

die Öffnung gegenüber unterschiedlicher Kulturen und die<br />

Mehrsprachigkeit ermöglichten Anpassung in der Fremde<br />

und Wohlstand in der Heimat.<br />

Das in dieser Intensität und Bedeutung in der Kunstgeschichte<br />

wohl einmalige Schaffen einer einzelnen Künstlerfamilie,<br />

der Giacomettis, fand mit zwei prägenden Bergeller<br />

Volksschullehrern seinen Anfang: Giovanni Stampa (1834 <strong>–</strong><br />

1913) und Zaccaria Giacometti (1856 <strong>–</strong> 1897). Durch ihre Passion<br />

für das Zeichnen und Dekorieren führten sie die jungen<br />

Giovanni und Augusto Giacometti an die Laufbahn als<br />

Künstler heran. Sie leiteten den kometenhaften Aufstieg<br />

Albertos ein, der den von seinem Vater herbeigesehnten<br />

künstlerischen Durchbruch in der Kulturmetropole Paris<br />

und damit in der Welt tatsächlich schaffte.<br />

CENTRO GIACOMETTI: EINE NEUE BEWEGUNG ENTSTEHT<br />

Mit dem Ziel, das Kulturerbe der Künstlerfamilie Giacometti<br />

und damit die Geschichte des Bergells zur Geltung zu bringen,<br />

gründete eine Gruppe von engagierten Personen im Jahr<br />

2009 den Verein Amici del Centro Giacometti. Bereits drei<br />

Jahre später ging daraus eine Stiftung hervor <strong>–</strong> die Fondazione<br />

Centro Giacometti <strong>–</strong>, welche die operativen Arbeiten<br />

leistet und die Finanzierungsanstrengungen unternimmt.<br />

«La montagne» von Alberto Giacometti, um 1930, Öl auf Leinwand, Sammlung Fondation Giaco-<br />

metti, Paris (Copyright: Succession Giacometti / Pro Litteris <strong>2016</strong>).<br />

Zu Beginn standen Dokumentations- und Publikationsarbeiten<br />

im Vordergrund. Zeitzeugen wussten und wissen<br />

heute noch unzählige Geschichten über die Persönlichkeiten<br />

der Familie Giacometti und über die Menschen zu erzählen,<br />

die mit ihnen gelebt haben. Diese Erzählungen zu sammeln,<br />

zu ordnen und in ihren Kontext zu stellen ist eine zentrale<br />

Aufgabe der Fondazione Centro Giacometti.<br />

Das Buch « Die Giacomettis. Eine Künstlerdynastie » und<br />

eine Fotodokumentation über die letzten Aufenthalte Alberto<br />

Giacomettis in Stampa « Ich verstehe weder das Leben<br />

noch den Tod » sind die ersten Publikationen der jungen Stiftung,<br />

die sich mit dem Heimattal der Giacomettis auseinandersetzt<br />

und Brücken zu den weiteren Aktivitätszentren dieser<br />

Persönlichkeiten, beispielsweise Zürich, Paris und Genf,<br />

schlagen.<br />

Diese Inhalte, die ein internationales Publikum interessieren,<br />

sind für die multimediale Umsetzung in einem eigens dafür<br />

zu errichtenden, dezentralen Gedenk- und Ausstellungszentrum<br />

bestens geeignet. Das landschaftliche und architektonische<br />

Umfeld des Bergells ist weitgehend erhalten und bietet<br />

durch Erlebniswege im Freien eine ausgezeichnete Ergänzung.<br />

Auch sollen alte und heute ungenutzte Gebäude der<br />

Kulturlandschaft in ein Gesamtprojekt integriert werden.<br />

Damit leistet das Centro Giacometti einen wesentlichen Beitrag<br />

für ein erlebnisreiches Künstlerverständnis und für die<br />

künftige Entwicklung des Bergtals.<br />

«Buste d’Annette X» von Alberto Giacometti, 1965, Bronze, Sammlung Fondation Giacometti, Paris<br />

(Copyright: Succession Giacometti / Pro Litteris <strong>2016</strong>).<br />

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