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Graubünden Exclusiv – Sommer 2016

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Zeichnung Druidomobil von Steivan L. Könz<br />

Alte Mühle am Clozzabach<br />

Sofia und Giacomin Ghilotti haben die Savoldellis von Anfang<br />

an mit offenen Armen aufgenommen. Mit den 100<br />

Jahren haben sie ihnen auch ihr Kind überlassen, die « Üja » <strong>–</strong><br />

das Hotel «Traube», das kleine Hotel, entstanden aus der<br />

Mühle am Clozzabach, zusammen mit dem Silberschatz,<br />

unzähligen Messern, Gabeln und Kännchen, alles in Reih<br />

und Glied, frisch versilbert und poliert. Bestimmt gab es<br />

auch schon andere Hotelübergaben, wo das Silber wie von<br />

Zauberhand fremde Wege gegangen war.<br />

DRUIDE UND DRAGUN<br />

An den Wänden unzählige Porträts mit fremdartigen Fabelwesen,<br />

Drachen, Nixen und Figuren. Diese allerdings unter<br />

Vorbehalt, denn die gehörten einem besonderen Mann aus<br />

Guarda. Steivan Liun Könz hatte Bedenken, ob er seine Bilder<br />

in der «Traube » lassen wollte. Da musste der Koch sich<br />

schon etwas Besonderes einfallen lassen. Ein Geburtstagsessen<br />

war die ideale Gelegenheit dazu. Durch Steivan Liuns<br />

Mitwirken wurde das Fest zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Koch und Künstler wurden Freunde. Die Bilder<br />

hängen bis zum heutigen Tag. Geblieben sind auch Reliefs,<br />

bunte Spiegel, Keramik, Sgraffiti und unzählige Kleinigkeiten.<br />

Steivan Liun lebt in der «Traube » wie eh und je.<br />

Seine Einführung in das Zubereiten der wirklich wahren und<br />

echten Feuerzangenbowle ist in lebhafter Erinnerung geblieben.<br />

Die handbemalten Etiketten auf den Gewürzgläsern haben<br />

nicht im Geringsten an Leuchtkraft verloren. Als hätte<br />

sie der Drache soeben ausgespuckt.<br />

Es war einmal ein Mann <strong>–</strong> ist schon fast über 100 Jahre her <strong>–</strong>,<br />

der war gross und stark wie eine Zypresse. Aber es herrschte<br />

grosse Not im Lande. Ganze Heerscharen zogen weg, viele<br />

gingen nach Amerika. Grossvater Pietro Savoldelli packte<br />

seine Frau und einen Haufen Kinder auf einen Karren, und<br />

das kleine Pferd zog die Familie den ganzen Weg von Bergamo<br />

bis zum Passo dello Spluga. Am Zoll endete die Fahrt,<br />

denn für das Pferd sollten fünfzig Franken bezahlt werden.<br />

Der arme Einwanderer war verzweifelt und ohne Geld. Der<br />

Wirt sah die grosse Sorge in Grossvaters Augen und gab ihm<br />

das Geld mit den Worten: «Wenn du ein rechtschaffender<br />

Mann bist, dann bringst du mir das Geld zurück, sobald<br />

du es verdient hast.» Ein paar Tage später sollte er sein Geld<br />

zurückbekommen. Weil sein Eindruck ihn nicht getäuscht<br />

hatte, erliess er dem Schuldner einen rechten Teil. Vielleicht<br />

war das ein erstes Zeichen einer wohlwollenden und guten<br />

Schweizer Gastfreundschaft.<br />

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