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Giacometti<br />
Stampa<br />
Giacomo<br />
1768 <strong>–</strong> 1854<br />
Giovanni<br />
1765 <strong>–</strong> 1823<br />
Giacomo<br />
1805 <strong>–</strong> 1876<br />
Antonio<br />
1814 <strong>–</strong> 1883<br />
Agostino<br />
1802 <strong>–</strong> 1877<br />
Antonio<br />
1808 <strong>–</strong> 1893<br />
Alberto<br />
1834 <strong>–</strong> 1900<br />
Giacomo<br />
1853 <strong>–</strong> 1918<br />
Zaccaria sen.<br />
1856 <strong>–</strong> 1897<br />
Emilia Marta<br />
1853 <strong>–</strong> 1928<br />
Giovanni<br />
1834 <strong>–</strong> 1913<br />
Giovanni<br />
1868 <strong>–</strong> 1933<br />
Augusto<br />
1877 <strong>–</strong> 1947<br />
Zaccaria<br />
1893 <strong>–</strong> 1970<br />
Gertrud Mezger<br />
1897 <strong>–</strong> 1973<br />
Cornelia<br />
1868 <strong>–</strong> 1905<br />
Annetta<br />
1871 <strong>–</strong> 1964<br />
Alberto<br />
1901 <strong>–</strong> 1966<br />
Annette Arm<br />
1923 <strong>–</strong> 1993<br />
Diego<br />
1902 <strong>–</strong> 1985<br />
Ottilia<br />
1904 <strong>–</strong> 1937<br />
Francis Berthoud Bruno<br />
1894 <strong>–</strong> 1959 1907 <strong>–</strong> 2012<br />
Odette Duperret<br />
1910 <strong>–</strong> 2007<br />
Abstammung der Giacomettis, mit den Ehefrauen der Familie Stampa (Abbildung aus dem Buch «Die Giacomettis. Eine Künstlerdynastie»).<br />
gegenständliche Gemälde <strong>–</strong> von Naturerscheinungen ausgehende<br />
Farbkompositionen <strong>–</strong>, die ihn zu einem Pionier der<br />
abstrakten Malerei machten. Künstlerisch blieb Augusto ein<br />
Leben lang losgelöst vom Wirken und vom Einfluss der nahen<br />
Verwandten aus der unmittelbaren Nachbarschaft, von<br />
«Die Bronzefigur ‹Zeigender Mann› von<br />
Alberto Giacometti hat 2015<br />
für 141,3 Millionen Dollar den Besitzer<br />
gewechselt. Teurer wurde<br />
noch keine Skulptur versteigert.»<br />
Giovanni und seinem Sohn Alberto nämlich, die, wie er, mit<br />
dem Heimatort bis zuletzt eng verbunden blieben; mit einem<br />
damals noch ausgeprägt archaischen Ort, der den Künstlern<br />
sowohl Zuflucht als auch Inspiration bot.<br />
PERIPHERES BERGTAL AN ALPINEM TRANSITWEG<br />
Stampa ist ein Bergdorf im alpinen Durchgangstal Bergell,<br />
das zwischen dem Engadin und dem Comersee liegt. Von der<br />
Römerzeit bis zum ausgehenden Mittelalter war es Haupttransitachse<br />
in den Zentralalpen. Die Landschaft ist eindrücklich,<br />
zerklüftet, facettenreich. Die Gesellschaft entwickelte<br />
sich an der Schnittstelle zweier grosser Kulturräume<br />
<strong>–</strong> des Italienischen und des Deutschen <strong>–</strong> und sog damit<br />
verschiedenartige Strömungen auf. Um 1550 nahm die<br />
Bevölkerung geschlossen die Reformation an; das Bergell<br />
ist südlichster Zipfel mit seither ununterbrochener Predigttradition,<br />
wohlgemerkt auf Italienisch.<br />
Seinen Namen erhielt das Dorf Stampa von der politisch und<br />
kulturell bedeutsamen, gleichnamigen Bergeller Familie, die<br />
es um 1500 gründete. In den folgenden dreihundert Jahren<br />
pflegten die Patrizierfamilien im oberen Teil des schweizerischen<br />
Bergells eine ausgeklügelte Heiratspolitik; neben den<br />
Stampas trachteten auch die Familien der Baldini, Bazzigher,<br />
Castelmur, Crüzer, Dolfi, Fasciati, Giacometti, Gianotti,<br />
Maurizio, Müller, Prevosti, Santi oder Scartazzini danach,<br />
ihre Besitztümer und ihre Identität zu wahren. Der Begriff<br />
Familie ist bei den Giacomettis also weiter zu fassen als eine<br />
blosse Abfolge väterlicher Generationen. Denn ohne die über<br />
Jahrhunderte hinweg verzwickten Vermählungen zwischen<br />
angestammten Bergeller Familien ist das Phänomen der<br />
Künstlerfamilie nicht zu erklären.<br />
Zur Entwicklung besonders aufgeschlossener und zielstrebiger<br />
Persönlichkeiten trug wesentlich auch die Gewohnheit<br />
und Notwendigkeit der Bergeller bei, in weit entfernte Städte<br />
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