PS 01/2017
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
geht es weiter auf die Rennstrecke.<br />
Auf dem Track muss es richtig kleben:<br />
Für die Runden auf dem Automotodrom<br />
Grobnik bei Rijeka bekommt die<br />
Kawa einen Satz frische Pirelli Diablo<br />
Superbike anstatt der serienmäßigen<br />
Bridgestone Battlax RS10 aufgezogen.<br />
Bei den Pirelli-Slicks handelt es sich<br />
vorne um die härtere Mischung SC3<br />
und hinten um die softere SC2.<br />
Fahrwerk<br />
Zunächst kümmern wir uns um das<br />
Fahrwerks-Setup. Die Grundeinstellung<br />
der Gabel fällt straff aus. Beim<br />
Ein- und Ausfedern im Stand glaubt<br />
man kaum, dass sie sensibel anspricht.<br />
Genau das erledigt sie aber<br />
auf der Landstraße wie auf der Rennstrecke<br />
in allen Geschwindigkeitsbereichen<br />
mit Bravour. Für den Rennstreckeneinsatz<br />
reicht es aus, die Dämpfung<br />
nur etwas zu erhöhen, damit die<br />
Front beim harten Anbremsen nicht zu<br />
weit eintaucht. Das Einlenkverhalten<br />
ist präzise und das Gefühl fürs Vorderrad<br />
ordentlich. Geradeauslauf- sowie<br />
Bremsstabilität gehören außerdem zu<br />
den Stärken der Kawa. Das Federbein<br />
kann in seiner Performance der Gabel<br />
nicht das Wasser reichen. Während<br />
das Ansprechverhalten auf der Landstraße<br />
noch in Ordnung geht, fehlen<br />
auf dem Rundkurs Dämpfungsreserven.<br />
Unter Feuer am Kurvenausgang<br />
neigt das Heck zum abrupten Wegrutschen.<br />
Die Rennstrecke in Rijeka frisst mit ihrem rauen<br />
Asphalt gierig den Hinterreifen auf, was den Effekt über den<br />
Testtag hinweg verstärkt. Ambitionierte Trackday-Besucher<br />
sind also mit einem Zubehörfederbein gut beraten.<br />
ABS<br />
Oben: So sieht es aus, wenn der Pilot<br />
den KLCM-Modus (Launch Control) auf<br />
Stufe eins aktiviert. Dazu muss Start/<br />
Stopp am rechten Lenker nach links<br />
gedrückt und gleichzeitig die Select-<br />
Taste am linken Lenkerende betätigt<br />
werden. Nachdem der Drehzahlmesser<br />
dreimal aufblinkt, kann der Blitzstart<br />
mit der ZX-10R erfolgen<br />
Mit sanftem Pulsieren des Hebels legt das ABS-System<br />
sanfte Regelgüte an den Tag. Ein Eingreifen erfolgt auch auf<br />
der Rennstrecke erst, wenn der Pilot hart und unkontrolliert<br />
„reinhackt“. Wird der Bremsdruck langsam erhöht, stellt sich<br />
die ZX-10R vor dem Kurveneingang sogar aufs Vorderrad,<br />
ohne dass das ABS die Bremse öffnet. Dafür fällt die Dosierung<br />
nicht so glasklar aus, wie man es von einer Sportbremse<br />
erwartet. Nach dem Anlegen der Bremse beißen die Stopper<br />
im ersten Moment noch nicht so<br />
richtig zu. Elektronische Einstellmöglichkeiten<br />
für das ABS gibt es keine.<br />
Die Lösung heißt „ABS-Canceller“ und<br />
kostet beim Kawa-Dealer 30,50 Euro.<br />
Anstelle eines Blindsteckers wird der<br />
Stick im Heck angeschlossen. Er legt<br />
das ABS still und sorgt für ein direkteres<br />
Bremsgefühl. Für den Rennstreckeneinsatz<br />
bekommt der „Dongle“<br />
eindeutig den <strong>PS</strong>-Kauftipp.<br />
Leistungsmodi<br />
Für den Motor stehen die drei Leistungsmodi<br />
F (volle Leistung), M<br />
(etwa 80 Prozent der Leistung) und<br />
L (etwa 60 Prozent der Leistung) zur<br />
Verfügung. Klarer <strong>PS</strong>-Tipp für Landstraße<br />
und Rennstrecke: der F-Modus.<br />
Bei der Traktionskontrolle S-KTRC<br />
(Sport-Kawasaki Traction Control)<br />
kann der Pilot zwischen fünf Stufen<br />
wählen, zudem gibt‘s die Funktion<br />
„Off“. Fünf bedeutet die höchste, eins<br />
die geringste Intervention. Auf Stufe<br />
fünf wird Schlupf am Hinterrad im<br />
Ansatz unterbunden. In öffentlichen<br />
Gefilden bewegt sich der Pilot mit<br />
Stufe vier auf der abflugsicheren Seite.<br />
Unter besonders griffigen Verhältnissen<br />
ziehen wir Stufe drei vor. Das Intervenieren<br />
der S-KTRC erfolgt weich<br />
und unauffällig. Erst die orange-gelb<br />
aufflackernde Warnlampe im Cockpit<br />
signalisiert das Eingreifen. Für die<br />
Rennstrecke kristallisiert sich Stufe<br />
drei immer noch als guter Kompromiss aus Schlupf und Haftung<br />
heraus. In früheren Tests waren wir mit dieser Einstellung<br />
nicht ganz einverstanden, wenn es um schnelle Rundenzeiten<br />
gehen sollte. Aber hier in Rijeka gehen die Reifen<br />
früher in die Knie als auf anderen Strecken. Mit der Traktionskontrolle<br />
auf Stufe zwei befindet man sich am Nachmittag<br />
teilweise schon außerhalb der Komfortzone und belässt<br />
es lieber bei Stufe drei. Gut: Die S-KTRC lässt sich während<br />
der Fahrt umstellen. Nervig: Das System genehmigt sich<br />
nach Knopfdruck eine Gedenksekunde, bevor es den Modus<br />
wechselt. Der Gasgriff muss dabei vollständig geschlossen<br />
sein. Den angewählten Modus während der Fahrt zu erkennen<br />
gelingt nicht auf den ersten Blick, da die Abbildung der<br />
Zahlen im Cockpit winzig ausfällt.<br />
<strong>01</strong> Unterm Soziussitz versteckt sich der Anschluss<br />
für den ABS-Canceller. Hier zu sehen<br />
ist der serienmäßig montierte Blindstecker<br />
02 Bei der Stilllegung des ABS durch den<br />
Dongle tritt als positiver Nebeneffekt ein<br />
direkteres Gefühl und eine bessere Dosierbarkeit<br />
der Bremse auf 03 Für die Rennstrecke<br />
drehen wir die Druckstufendämpfung des<br />
Federbeins bis auf 1/8-Umdrehung zu<br />
04 Die Stellschrauben für Druck- und Zugstufe<br />
der feinen Showa-Gabel befinden sich unten<br />
<strong>01</strong> 02<br />
40 <strong>PS</strong> 1/2<strong>01</strong>7