DER KONSTRUKTEUR 6/2016
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AUTOMATISIERUNGSTECHNIK<br />
So wird die Maschine<br />
einfach smart<br />
Gekapselte Open-Source-Intelligenz in der Konstruktion<br />
Lars Hohmuth<br />
Industrie 4.0 ist eines der großen<br />
Themen für die deutsche Industrie,<br />
erfordert aber oft komplizierte<br />
Konstruktionsänderungen oder<br />
Neukonstruktionen. Eine<br />
modulare Plattform aus offener<br />
Hard- und Software macht es<br />
möglich, Fähigkeiten wie Predictive<br />
Maintenance, Maschinenüberwachung<br />
oder SPS-Orchestrierung<br />
schnell und kostengünstig<br />
in neue oder bestehende Produkte<br />
einzudesignen.<br />
Viele Konstrukteure nutzen mittlerweile<br />
Open Source Computer wie Raspberry<br />
Pi, Arduino, oder Beaglebone die ursprünglich<br />
für Ausbildungszwecke gedacht waren,<br />
zur Konzeptentwicklung ein. Steht allerdings<br />
im Anschluss das Überführen auf solide,<br />
industrietaugliche Hardware und Software<br />
an, kostet das viel Zeit und Geld: Denn zum<br />
einen sind diese Lösungen hardwareseitig<br />
nicht für die Industrie gemacht; zum anderen<br />
müssen sich Konstrukteure um viele<br />
Implementationsfeinheiten kümmern, die<br />
nicht in ihrem Fachbereich liegen.<br />
Die Open-Source-Rechnerplattform<br />
Harting Mica ist, anders als Hobbyisten-<br />
Produkte, sowohl für die professionelle Entwicklung<br />
als auch den Einsatz direkt an der<br />
Maschine gedacht. Dazu bietet Mica eine<br />
all-in-one-Umgebung für schnelle Entwicklung<br />
und industrielle Anwendung mit drei<br />
großen Vorteilen:<br />
n ein Computer, der mit wenigen Handgriffen<br />
in neue und existierende Maschinen und<br />
Fahrzeuge eingebaut werden kann und<br />
allen industriellen Widrigkeiten trotzt;<br />
n konfigurierbare Hardware, um kundenspezifische<br />
Fähigkeiten einfach und ohne<br />
Veränderung des Formfaktors und der<br />
Schutzklasse hinzufügen zu können;<br />
n eine Open Source Softwareumgebung, die<br />
es Entwicklern und Konstrukteuren ermöglicht,<br />
Projekte in kürzester Zeit zu<br />
realisieren.<br />
„Bei der Entwicklung der Mica sind wir viele<br />
neue Wege gegangen, die sich aber alle an<br />
Hartings jahrzehntelanger Erfahrung im<br />
Industrie- und Bahnbereich orientieren“, sagt<br />
Lars Hohmuth, HARTING IT Software<br />
Development GmbH & Co KG, Espelkamp<br />
Lars Hohmuth, Product Manager Industrial<br />
Computing. „Zum einen erwarten unsere<br />
Kunden, dass eine Mica über Jahre zuverlässig<br />
ihren Dienst tun, was mit herkömmlichen Einplatinen-Computern<br />
wie Raspberry Pi oder<br />
Beaglebone nicht möglich ist. Zum anderen<br />
muss eine Mica für einen Entwickler wie ein<br />
Harting-Steckverbinder funktionieren: einstecken<br />
und loslegen. Deshalb automatisiert<br />
Mica Aufgaben wie Containerverwaltung,<br />
Netzwerkzugriffe, Authentifizierung, Upgrades<br />
und vieles mehr, sodass sich Entwickler<br />
auf ihre Algorithmen konzentrieren können.“<br />
Flexibilität und Konzentration<br />
auf das Wesentliche<br />
Das Innenleben des robusten, wasserdichten,<br />
IP67 und EN50155 zertifizierten Aluminiumgehäuses<br />
besteht aus drei Platinen; eine<br />
davon kann frei bestückt werden. Zum Beispiel<br />
werden so RFID, WLAN, BLE, SSD-<br />
Speicher oder Feldbusanschlüsse integriert,<br />
ohne den Formfaktor oder die Schutzart zu<br />
verändern. Durch die integrierte 12/24 V<br />
oder PoE-Stromversorgung kann die Mica<br />
in Fertigungsanlagen und Fahrzeugen ohne<br />
zusätzliche Netzteile eingebaut werden,<br />
was die Konstruktion stark vereinfacht.<br />
Auf der Mica laufen Software-Apps in<br />
eigenen virtuellen, Linux-basierten Containern,<br />
die alle notwendigen Bibliotheken<br />
und Treiber für die jeweilige Anwendung<br />
enthalten. Dadurch gehören Paketabhängigkeiten<br />
und Inkompatibilitäten der Vergangenheit<br />
an. Harting bietet schon zum<br />
Launch zahlreiche Container wie Java,<br />
Python, C/C++, OPC-UA, Datenbanken an.<br />
Des Weiteren kann eine Vielzahl von Linux-<br />
Anwendungen einfach auf die Mica portiert<br />
werden oder sind out-of-the-box lauffähig,<br />
wie zum Beispiel IEC 61131-3 Programmierumgebungen<br />
wie logi.CAD 3.<br />
Neue Fähigkeiten,<br />
neue Geschäftsmodelle<br />
Mica ermöglicht es, Maschinen und Fertigungsanlagen<br />
mit neuen Fähigkeiten auszustatten,<br />
ohne in die Steuerung einzugreifen<br />
oder einen geschützten Installationsort finden<br />
zu müssen. Laufende Projekte beinhalten<br />
zum Beispiel Langzeitdatenerfassung,<br />
Optimierung von Prozessen, Nachrüsten bei<br />
Predictive Maintenance in existierenden<br />
Maschinenparks, Auto-ID und mehr.<br />
Im Bereich der Datenerfassung durch<br />
Maschinenbauer löst Mica sowohl das<br />
Nachrüstungsproblem als auch das Problem,<br />
dass viele Kunden sich weigern,<br />
Maschinendaten aus der Produktion an den<br />
Hersteller weiterzugeben. So stellt ein mittelständischer<br />
Maschinenbauer 200 bis 300<br />
Anlagen pro Jahr her, deren Steuerungselektronik<br />
aber nur in der Lage ist, knapp<br />
drei Tage lang Fertigungsdaten zu speichern.<br />
Besonders im Auslandseinsatz reicht<br />
das nicht aus, um im Fehlerfall ausreichend<br />
Daten für das Servicepersonal vorzuhalten.<br />
Als Lösung kann hier eine Mica mit integrierter<br />
SSD eingebaut werden, die als Datenspeicher<br />
dient. So bleiben die Daten Eigentum<br />
des Nutzers. Im Fehlerfall kann der Kunde den<br />
Zugriff auf diesen Speicher freigeben; der Hersteller<br />
wiederum kann die Daten mehrerer<br />
Monate oder Jahre zum Troubleshooting verwenden.<br />
In Zukunft kann der Hersteller dann<br />
nach und nach weiter Dienstleistungen auf<br />
Basis der erfassten Daten – wie lokale Dashboards<br />
oder Fernwartung – anbieten.<br />
www.harting-mica.com<br />
28 Der Konstrukteur 6/<strong>2016</strong>