DER KONSTRUKTEUR 6/2016
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ROBOTIK I SPECIAL<br />
Die siebte Achse<br />
Portalträger für flexiblen Einsatz von Industrierobotern<br />
Marcus Hirschen<br />
Um Karosseriebleche auf engem<br />
Raum verschweißen zu können,<br />
benötigte ein Automobilhersteller<br />
einen kompakten Roboter, der die<br />
schweren Bauteile zuverlässig<br />
bearbeitet. Um den zum Einsatz<br />
kommenden Schweißroboter in die<br />
bestehende Serienfertigung zu<br />
integrieren, wurde ein Portalträger<br />
entwickelt.<br />
Ohne Roboter geht in der Automobilindustrie<br />
nichts mehr. Vorzugsweise im<br />
Karosseriebau trifft man sie an, die stählernen<br />
Kollegen. Sie schweißen oder verkleben<br />
die Bauteile exakt und mit Hochgeschwindigkeit<br />
– rund um die Uhr, sieben<br />
Tage die Woche. Die Roboter müssen oft auf<br />
engstem Raum agieren. Selbst für Sechsachser<br />
bedeutet das extreme Dreh- und<br />
Knickbewegungen.<br />
Reinhard Meltsch kennt die Herausforderungen,<br />
die mit dem Platzmangel einhergehen:<br />
„Um jeden zur Verfügung stehen<br />
Marcus Hirschen,<br />
LEANTECHNIK AG, Oberhausen<br />
Millimeter nutzen zu können, sind in der<br />
Automobilfertigung kreative Lösungen gefragt“,<br />
meint der zuständige Konstruktionsleiter<br />
der Leantechnik AG. Vor allem, „wenn<br />
große Bauteile auf engem Raum bearbeitet<br />
werden müssen“, betont er, „es braucht<br />
dann eine Konstruktion, die den auftretenden<br />
Kräften widersteht. Stabil und in sich<br />
steif muss das Portal stehen, denn davon<br />
hängt die Genauigkeit der Arbeit ab.“<br />
Leantechnik ist spezialisiert auf die Automatisierung<br />
solch anspruchsvoller Montage-<br />
und Handlingprozesse. Auf Basis lineargeführter<br />
Zahnstangengetriebe konstruieren<br />
Reinhard Meltsch und sein Entwicklungsteam<br />
maßgeschneiderte Anlagen, die<br />
Horizontal- und Vertikalhübe auf mechanischer<br />
Basis miteinander kombinieren.<br />
Aufbau des Portalträgers<br />
Die Anlage steht auf vier Säulen und dient<br />
einem Schweißroboter als Aufständerung.<br />
Realisiert hat den Portalträger das Team<br />
der Produktsparte Leantranspo. Das Portal<br />
und der installierte Roboter bilden eine<br />
Einheit, der Bodenbereich bleibt frei. Die<br />
obere Portalachse fungiert als Linearachse,<br />
die den Sechs-Achs-Knickarmroboter<br />
horizontal verfährt. Auf beiden Seiten<br />
fixiert jeweils eine Bodenplatte die verbundenen<br />
Säulenfüße.<br />
Die Anlage trägt bis zu 2,5 t und liefert<br />
auch bei großen Bauteilen höchste Präzision<br />
auf der Linearachse. Reinhard Meltsch:<br />
01 Ausgestattet mit zusätzlichen Führungswagen<br />
eignet sich das Zahnstangengetriebe<br />
speziell für lange Hubwege<br />
„Dank unseres ausgeklügelten Stahlbaus<br />
erreichen wir ein Höchstmaß an Biegesteifigkeit<br />
und können die auftretenden Querkräfte<br />
in der Anlage effektiv ausgleichen.“<br />
Ein weiterer Vorteil: Die zu tragenden Lasten<br />
lassen sich über die obere Portalachse<br />
gut abfangen. Die robuste Ausführung der<br />
Säulen verhindert, dass die Dynamik der<br />
oben laufenden Achse Schwingungen in<br />
den gesamten Aufbau einbringt. Gefahren<br />
wird im Portal ein Hub von 1325 mm mit einer<br />
Geschwindigkeit von 1 m/s. Bis zu 120<br />
Doppelhübe pro Stunde sind möglich.<br />
Zwei Lifgo Linear 5.3-Getriebe von Leantechnik<br />
gewährleisten die horizontale Bewegung<br />
des Roboters auf der Linearachse.<br />
Mit seiner Vierfach-Rollenführung zeichnet<br />
sich das zahnradgetriebene Linearmodul<br />
durch eine große Hubkraft von 15 900 N aus.<br />
„Die Baugröße 5.3 der Getriebe ist speziell<br />
für Anwendungen mit langen Hubwegen<br />
34 Der Konstrukteur 6/<strong>2016</strong>