Kreis Offenbach
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Ein <strong>Kreis</strong> mit Vergangenheit<br />
Götzenhain und Dreieichenhain entstanden.<br />
Herrschaftliche Hofgründungen des 16. Jahrhunderts<br />
waren das von Heusenstamm angelegte<br />
Gut Gravenbruch, das durch Isenburg<br />
errichtete Gut Neuhof sowie das Schön -<br />
bornsche Hofgut Patershausen, um die Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts auf den Ruinen des vormaligen<br />
münzenbergischen Klosters erbaut.<br />
Altstadtmodell Dietzenbach um 1900<br />
(Einblick in das Dorf)<br />
Die fränkische Besiedlung erstreckte sich entlang<br />
des Mains mit Klein-Welzheim, Obermühlheim<br />
(dem späteren Seligenstadt), Klein-<br />
Krotzenburg, Hainstadt, Dietesheim und<br />
Mühlheim. Erst später begann die Rodung und<br />
Besiedlung des dichteren Waldlandes mit<br />
Gründung der Orte Dudenhofen, Hainhausen,<br />
Weiskirchen, Hausen und Obertshausen, Rembrücken<br />
sowie Egelsbach.<br />
Die Karolinger förderten den Ausbau des<br />
Rhein-Main-Gebietes von einer Randlandschaft<br />
zum Zentrum ihres Reiches östlich des<br />
Rheins. Ihre Kaiser besaßen wie die säch -<br />
sischen und salischen Herrscher keinen festen<br />
Regierungssitz. Sie bereisten ihr Reich und<br />
bauten für sich und ihr Gefolge „würdige“<br />
Unterkünfte, die auch für Reichs- oder Kirchenversammlungen<br />
geeignet sein mussten.<br />
Die Orte der Kaiseraufenthalte hatten im<br />
frühen und hohen Mittelalter große Bedeutung.<br />
Von den Karolingern wird berichtet, dass<br />
Karl der Große (768–814) und seine Nachfolger<br />
mehrmals in Frankfurt überwinterten und<br />
Ludwig der Fromme (814–840) während seiner<br />
Aufenthalte in Frankfurt in der Dreieich jagte.<br />
Auch der Hohenstaufen-Kaiser Friederich I.<br />
Barbarossa (1152–1190) weilte mit seinem<br />
Sohn Heinrich mehrere Wochen in der Pfalz<br />
zu Seligenstadt. In staufischer Zeit wurde der<br />
ehemalige Königsforst Dreieich dichter besiedelt<br />
und die Orte Heusenstamm, Weiskirchen,<br />
Seit dem Mittelalter prägten das <strong>Kreis</strong>gebiet die<br />
typischen hessischen Haufen- und Straßen -<br />
dörfer, die im Zuge der Industrialisierung im<br />
19. und 20. Jahrhundert durch Arbeiterwohnsiedlungen<br />
großflächig erweitert wurden. Eine<br />
Besonderheit auf unserer Reise in die Vergangenheit<br />
ist die Hugenottensiedlung Neu-Isenburg.<br />
Sie wurde 1699 zur Ansiedlung einer<br />
Gruppe von Glaubensflüchtlingen aus Frankreich<br />
durch den isenburgischen Landesherren<br />
nach einem Idealplan angelegt.<br />
Im Laufe der Jahrhunderte wechselten die<br />
Herrschaftsverhältnisse immer wieder; mal<br />
gehörten die <strong>Kreis</strong>gemeinden weltlichen, mal<br />
geistlichen Herren, oder sie wurden Objekte<br />
von Verbindungen, Verkäufen und Verpfän -<br />
dungen. Die von den Alteingesessenen ge -<br />
sprochene hessische Mundart unterscheidet<br />
sich in den oft „rivalisierenden“ Gemeinden bis<br />
auf den heutigen Tag. Auch die schon früh<br />
eingeführte Reformation dürfte dazu beige -<br />
tragen haben. 1528 kam als erster Reformator<br />
Erasmus Alberus, ein Schüler Martin Luthers,<br />
nach Sprendlingen und führte hier und<br />
anschließend in Babenhausen, Dietzenbach,<br />
Götzenhain und in der Wetterau die „neue<br />
Lehre“ ein. In den isenburgischen und<br />
hanauischen Gebieten setzte sich die Refor -<br />
mation in den 1540er- und 1550er-Jahren, in<br />
Heusenstamm erst 1565 durch, während der<br />
größere Teil des Land kapitels Rodgau – der<br />
kurmainzische Besitz – katholisch blieb.<br />
Das Aufeinanderprallen geistiger und welt -<br />
licher Interessen führte zum Dreißigjährigen