stahlmarkt 6.2016 (Juni)
Aus dem Inhalt: Steel International / Österreich / Schweiz / Stahlhandel & Stahl-Service-Center / Entgraten, Anarbeitung / Edelstahl
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Branchenbericht K 27<br />
0,3 % höher als ein Jahr zuvor. Zur Struktur<br />
der Branche: Von den rd. 5.200 Unternehmen<br />
haben 79 % weniger als 100 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, 19 % haben 100<br />
bis 500 und 2 % mehr als 500.<br />
ArGeZ mit 222 Mrd. € Umsatz<br />
Die gesamte Zulieferindustrie, die in der Ar -<br />
beitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ)<br />
ihre gemeinsamen Interessen vertritt, hat<br />
mit ihren sechs Branchen 2015 den Umsatz<br />
um 2 % auf 222 Mrd. € steigern können.<br />
Für 2016 zeigt sich ein tendenziell vielleicht<br />
etwas matteres Konjunkturbild als bei den<br />
WSM-Unternehmen. Vietmeyer, der zurzeit<br />
Sprecher der ArGeZ<br />
ist, in der die WSM-<br />
Unternehmen mit<br />
einem Umsatzanteil<br />
von 36 % ein wichtiger<br />
Faktor sind,<br />
rechnet zwar »für<br />
die deutsche Zu -<br />
lieferindustrie mit<br />
einer Fortsetzung des leichten Wachstums<br />
in Höhe von 1 % im Jahr 2016«. Er schränkt<br />
indessen ein: »Das Geschäftsklima hat sich<br />
zwar nicht weiter abgeschwächt. Dennoch<br />
bleibt insbesondere beim Blick auf den weiteren<br />
Jahresverlauf eine skeptische Grundstimmung.<br />
Im Gegensatz zum verarbeitenden<br />
Gewerbe insgesamt sind die mittelfristigen<br />
Zukunftserwartungen der Zulieferer<br />
nicht optimistischer geworden. Stagnationssignale<br />
aus dem Maschinen- und Anlagenbau<br />
sowie reduzierte Exportperspektiven<br />
tragen dazu bei, mit eher verhaltener Erwartung<br />
auf den weiteren Jahresverlauf zu blicken.<br />
Gerade aus wichtigen rohstoffnahen<br />
Branchen des Maschinen- und Anlagenbaus<br />
sind positive Konjunktursignale unverändert<br />
Mangelware.«<br />
Zudem schwebe über allem die Frage,<br />
inwieweit die Schwächesignale aus Asien<br />
durch andere Regionen überhaupt ausgeglichen<br />
werden könnten. »Global sehen die<br />
Zulieferer Risiken aus den konjunkturellen<br />
Abkühlungen in Asien bzw. den anhaltenden<br />
Schwächen in den BRIC-Staaten.« In -<br />
dien und Brasilien erfüllten die einstigen<br />
Erwartungen nicht. Ein besonderes Problem<br />
sei Russland. »Die Sanktionen sind politisch<br />
gerechtfertigt, können aber kein Dauerzustand<br />
sein. Hier sollte auf Lösungen hingearbeitet<br />
werden«, fordert Vietmeyer.<br />
TTIP ist »in hohem Maße<br />
erwünscht«<br />
Im Auftritt des amerikanischen Präsidenten<br />
Barack Obama auf der Hannover Messe<br />
sehen die deutschen Zulieferer nach Vietmeyers<br />
Worten »ein starkes Signal und ein<br />
Bekenntnis für die Industrie und die industriellen<br />
Wertschöpfungsketten in den USA<br />
und Deutschland.« Der nordamerikanische<br />
Markt werde attraktiver für die deutsche<br />
Zulieferindustrie, die Entwicklung der Exporte<br />
in die USA könne als gut bezeichnet werden.<br />
Insbesondere könnten von diesem<br />
Markt positive Impulse für die Zulieferer<br />
ausgehen. Der erfolgreiche Abschluss der<br />
»<br />
Bei den häufig relativ kleinen Gewinnmargen in der<br />
Zuliefer industrie frisst die Energiekostenbelastung die<br />
Rentabilität auf.<br />
Christian Vietmeyer, auch Sprecher der ArGeZ. Arbeitsgemeinschaft<br />
Zulieferindustrie<br />
Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
In der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
(ArGeZ) haben sich die Verbände der Branchen<br />
Gießerei-Industrie, Kunststoffverarbeitung, Stahlund<br />
Metallverarbeitung, NE-Metall-Industrie,<br />
Kautschukindustrie sowie technische Textilien<br />
zusammengeschlossenen. Die 1993 gegründete<br />
Interessengemeinschaft vertritt etwa 9.000 Zu -<br />
lieferer, die mit rd. 1 Mill. Beschäftigten einen<br />
TTIP-Verhandlungen werde von der Zulieferindustrie<br />
in hohem Maße gewünscht. Gerade<br />
bei Zulieferteilen, z. B. für die Automobilindustrie,<br />
zeigten sich die praktischen Vorteile<br />
von TTIP. Wenn deutsche Unternehmen<br />
in den USA auf erneute aufwendige Zulassungsverfahren<br />
verzichten könnten, steige<br />
ihre Wettbewerbsfähigkeit: »Unterm Strich<br />
sehen wir uns als Gewinner eines offeneren<br />
transatlantischen Marktes. TTIP wird so zur<br />
Schaffung von Arbeit und Beschäftigung<br />
beitragen, ohne dass erhöhte Risiken für<br />
Mensch und Umwelt entstehen.«<br />
Besonders verunsichert seien »die Entscheider<br />
vieler Branchen« weiterhin durch<br />
die Energiewende. Fehlende Planbarkeit der<br />
zu erwartenden Kosten erschwerten es<br />
jedenfalls immer mehr, Investitionsentscheidungen<br />
zugunsten des Standorts Deutschland<br />
zu treffen, so Vietmeyer. In Deutschland<br />
leiden seinen Worten zufolge viele<br />
Zulieferer zunehmend unter den steigenden<br />
Energiepreisen, die im Vergleich zu fast allen<br />
anderen europäischen Ländern und zu den<br />
USA sowie Asien mit Abstand die höchsten<br />
seien. Insbesondere die EEG-Umlage drücke<br />
den Strompreis hoch. »Die meisten Zulieferer<br />
zahlen diese vollumfänglich und sind<br />
nicht entlastet. Überdies sind die Netzentgelte<br />
für viele erneut gestiegen, durchschnittlich<br />
um 10 % von 2015 nach 2016.<br />
Eine Weitergabe im Markt ist indes nicht<br />
möglich. Bei den häufig relativ kleinen<br />
Gewinnmargen in der Zulieferindustrie frisst<br />
die Energiekostenbelastung die Rentabilität<br />
auf«, beklagt der ArGeZ-Sprecher.<br />
Ein nationales Risiko für die Zulieferer<br />
könnte sich aus der diskutierten Anhebung<br />
des ausländischen Wertschöpfungsanteils<br />
bei Exportgütern, die durch staatliche Hermes-Bürgschaften<br />
abgesichert werden, er -<br />
geben. Zum Beispiel die Anlagenbauer forderten,<br />
dass in Zukunft bis zu 75 % des<br />
exportierten Produkts nicht mehr aus<br />
Deutschland stammen dürften. Bislang<br />
muss mehr als die Hälfte des Exportprodukts<br />
aus Deutschland kommen, damit der Staat<br />
und damit der Steuerzahler die Haftung für<br />
den Ausfall des Kaufpreises übernimmt.<br />
Sollte die Erhöhung des ausländischen Wertschöpfungsanteils<br />
kommen, könnten sich<br />
Abnehmer häufiger gegen deutsche Zulieferer<br />
entscheiden, befürchtet der ArGeZ-<br />
Sprecher.<br />
Bei Industrie 4.0<br />
»Politik und Staat gefordert«<br />
Die ArGeZ äußert sich auch zum Thema<br />
Industrie 4.0, das nach Meinung einiger<br />
Marktbeobachter vom industriellen Mittel-<br />
Umsatz von 222 Mrd. € erwirtschaften. Sie hat die<br />
Aufgabe, die Belange der zumeist mittelständischen<br />
Zulieferfirmen in der Öffentlichkeit und<br />
Politik deutlich zu machen. Die ArGeZ setzt sich<br />
zudem für faire Geschäftsbeziehungen und ein<br />
ausgewogenes Verhältnis zwischen Zulieferern<br />
und Kunden ein.<br />
<strong>stahlmarkt</strong> 0<strong>6.2016</strong>