Frauen
Credit Suisse bulletin, 2000/03
Credit Suisse bulletin, 2000/03
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FRAUEN<br />
ERE WEG FÜHRE ÜBER EINEN MANN<br />
fach an den alten, traditionellen Geschlechterrollen<br />
festgehalten.<br />
E.S. Einiges hat sich schon verändert.<br />
Aber die jungen <strong>Frauen</strong>, die Zwanzigjährigen,<br />
haben vieles für selbstverständlich<br />
genommen. Sie haben studiert und strukturelle<br />
Benachteiligungen ignoriert. Die<br />
Doppelbelastung von Familie und Job und<br />
vorgegebene Karrierehemmnisse erwischen<br />
sie kalt.<br />
R.G. Das heisst, ein Grossteil der Männer ist<br />
nicht reif für eine Partnerschaft im Beruf<br />
und/oder im Privatleben.<br />
C.B. Das ist klar.<br />
R.G. Trotzdem schreiben Sie, die <strong>Frauen</strong><br />
würden nicht einmal im Beziehungsbereich<br />
emotionale Stärke beweisen, sondern unablässig<br />
in Szenen flüchten, statt Probleme zu<br />
lösen. Wie sollen sich solche Hysterikerinnen<br />
im beruflichen oder gesellschaftlichen<br />
Bereich überhaupt durchsetzen ?<br />
E.S. Die meisten Menschen und damit<br />
auch die <strong>Frauen</strong> sind unfähig, quer zu<br />
denken. <strong>Frauen</strong> werden dafür belohnt und<br />
bewundert, dass sie sich emotional verhalten.<br />
Unser psychologisiertes Zeitalter<br />
legt uns nahe, uns von unsern Gefühlen<br />
leiten zu lassen. Diese Botschaften machen<br />
es schwer zu erkennen, dass diese Wertvorstellungen<br />
längerfristig in eine Sackgasse<br />
führen. Das relevante Organ für<br />
Lebensplanung und Entscheidungsfindung<br />
ist das Hirn.<br />
R.G. Verstand in Ehren. Aber Sie schreiben<br />
über emotionale Zeitbomben weiblichen<br />
Geschlechts, die jeden vernünftigen Mann<br />
in die Flucht schlagen und auch im beruflichen<br />
Bereich verbrannte Erde hinterlassen.<br />
C.B. Eine typisch weibliche Überzeichnung.<br />
Wie schon Aristoteles sagte, geht es<br />
nicht darum, immer beherrscht aufzutreten<br />
und niemals zornig zu werden. Es geht<br />
darum, «aus dem richtigen Grund, auf die<br />
richtige Person, in der richtigen Art, zur<br />
richtigen Zeit und für die richtige Dauer»<br />
zornig zu sein. In unserm Buch «Die Emotionsfalle»<br />
zeigen wir, dass emotionale<br />
Rundumschläge das Gegenüber zwar erschrecken<br />
und zum Nachgeben bewegen,<br />
aber keine gute Strategie sind.<br />
R.G. Und weshalb raten sie nicht den Männern:<br />
Zwingt diese explosiven <strong>Frauen</strong> nicht<br />
zum Rückzug ins Private, zur Konzentration<br />
auf gefühlsmässige Erfolge und sonst gar<br />
nichts ?<br />
E.S. Ein neues Gleichgewicht zwischen<br />
Männern und <strong>Frauen</strong> muss gemeinsam<br />
gesucht werden. Aber wir haben uns vorgenommen,<br />
die <strong>Frauen</strong>front näher unter<br />
die Lupe zu nehmen. Unser Rat geht an<br />
die <strong>Frauen</strong>.<br />
R.G. Weil auf diese Weise nicht nur verunsicherte<br />
<strong>Frauen</strong>, sondern auch Erz-Chauvinisten<br />
Ihre Auflagen in die Höhe treiben ?<br />
E.S. (Schallendes Gelächter) Garantiert<br />
nicht. Die Männer knüpfen wir uns schon<br />
noch vor. Man kann die Welt nur schrittweise<br />
verändern.<br />
CHERYL BENARD, EDIT SCHLAFFER<br />
Die Politologin Cheryl Benard ist 46, stammt aus New Orleans. Cheryl<br />
Benard lebt heute in Washington und Wien. Sie ist verheiratet und Mutter<br />
zweier Kinder.<br />
Die Soziologin Edit Schlaffer ist 49, stammt aus dem Burgenland und lebt<br />
mit ihrer Familie in Wien.<br />
Cheryl Benard und Edit Schlaffer leiten die Ludwig Boltzmann Forschungsstelle<br />
für Politik und zwischenmenschliche Beziehungen in der Donaumetropole.<br />
Ihre Arbeiten in den Bereichen soziale Kompetenz und Bildung<br />
erregen international Aufsehen.<br />
Als Duo-Pack sind die beiden ehrwürdigen Professorinnen schon seit Jahren<br />
im Bestsellergeschäft in Sachen Mann, Frau und schlecht gezimmerte<br />
Beziehungskisten. Mit vierzehn Titeln haben sie bis jetzt die Öffentlichkeit<br />
provoziert und Leserinnen und Leser – nur zu ihrem Besten – in hitzige Diskussionen<br />
getrieben. Wenn Schlaffer/Benard in die Tasten greifen, fliegen<br />
die Fetzen und klingeln die Kassen der Verlage: Unter Beschuss geraten<br />
beide Geschlechter. Wer nicht in Deckung geht, ist selber schuld. Einige<br />
Titel zur Illustration: 1984 erschien im Rowohlt Verlag «Anleitungen zum<br />
Sturz des internationalen Pariarchats», 1988 «Männer, eine Gebrauchsanweisung<br />
für <strong>Frauen</strong>», 1998 «Let’s kill Barbie», 1999 «Rückwärts und auf<br />
Stöckelschuhen» und dieses Jahr im Krüger Verlag «Die Emotionsfalle».<br />
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CREDIT SUISSE BULLETIN 3 |00