Beispiele mechatronischer Systeme
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9 <strong>Beispiele</strong> <strong>mechatronischer</strong> <strong>Systeme</strong><br />
Aus diesem Grund wird eine Erweiterung des Antriebsstrangmodells angestrebt, um auch den<br />
signifikanten Einbruch im Momenten- und Beschleunigungsverlauf mittels Modell nachbilden<br />
zu können.<br />
Das Bild 9.16 zeigt ein um die Lose erweitertes Zweimassenschwingermodell. Der Losewinkel<br />
wird durch den Parameter λ repräsentiert. Dieser beschreibt den Winkel, um den sich der<br />
Antriebsstrang bei einer Momentenumkehr zunächst bewegen kann, ohne dass eine Momentenübertragung<br />
stattfindet [NBG01], [Lag04]. Eine einfache additive Implementierung in das<br />
vorhandene Zustandsraummodell ist möglich, indem die allgemeine Gleichung für die Zustandsraumdarstellung<br />
Gl. (9.15) um die losespezifischen Anteile erweitert wird<br />
ẋ = A x+ B u+ N c λ+ N d ˙λ mit λmin ≤ λ≤λ max . (9.16)<br />
Für das Beispiel des Zweimassenschwingermodells ergeben sich die additiven Anteile zu<br />
N T c = [0,<br />
c a<br />
i J 1<br />
,<br />
− c a<br />
J2<br />
]<br />
und N T d = [0,<br />
d a<br />
i J 1<br />
,<br />
]<br />
− d a<br />
J 2<br />
. (9.17)<br />
In dieser Form lässt sich das Losemodell ohne großen Aufwand in beliebige Antriebsstrangmodelle<br />
einbinden und durch die Begrenzung der Lose mithilfe der zwei Parameter λ min und λ max<br />
relativ einfach offline identifizieren. Im Allgemeinen eignet sich für die robuste Identifikation<br />
der unbekannten Modellparameter des Antriebsstrangmodells ein nichtlineares LS-Verfahren<br />
(vgl. Seite 288), mit den antriebs- und abtriebsseitigen Momenten als Eingangsgröße. Mit Hilfe<br />
dieser Momente ist eine zuverlässige Identifikation der Antriebsstrangdynamik bei entsprechender<br />
Anregung möglich. Als Anregung dient jeweils der in Bild 9.12 gezeigte, doppelte Motormomentensprung.<br />
Ein Vergleich zwischen der Messung von Motordrehzahl und Fahrzeuggeschwindigkeit und<br />
den jeweiligen Modellgrößen ist in Bild 9.17 dargestellt. Es zeigt sich, dass die gemessenen<br />
Größen gut mit dem erweiterten Zweimassenschwingermodell nachgebildet werden können.<br />
Besonders die Schwingungen der Motordrehzahl in den Lastwechselbereichen werden sehr<br />
genau abgebildet. Lediglich ein konstanter Schwingungsanteil mit geringer Amplitude (von<br />
2 s bis 4 s in der Messung erkennbar), der auf Anregungen durch die Fahrbahn und die Triebwerksdynamik<br />
zurückzuführen ist, kann durch das Modell nicht wiedergegeben werden, da<br />
beide Anregungsquellen im Modell nicht berücksichtigt sind. Aufgrund der reduzierten Modellbildung<br />
können ebenso die, aufgrund erhöhten Reifenschlupfs kurzfristig auftretenden,<br />
Geschwindigkeitsspitzen beim Lastwechsel trotz des sonst sehr gut simulierten Geschwindigkeitsverlaufs<br />
nicht wiedergegeben werden.<br />
Die Verbesserungen durch das Losemodell kommen nur beim Lastwechsel zum Tragen, weshalb<br />
der positive und der negative Lastwechsel in Bild 9.18 nochmals detailliert gezeigt sind.<br />
In der vergrößerten Darstellung der Messung ist das Durchqueren der Lose, also der Bereich,<br />
in dem kein Moment übertragen werden kann, deutlicher zu erkennen. Beim negativen Lastwechsel<br />
(Bild 9.18 rechts) wird im Gegensatz zum positiven der Losebereich zweimal durchlaufen.<br />
Nach dem ersten Überschwinger verweilt das Testfahrzeug für ca. 0,2 s in der Lose, was an<br />
dem ausgeprägten Plateau von 0 Nm zu erkennen ist. Im Lastwechselbereich zeigt sich durch<br />
die gute Abbildung der Drehzahlschwingungen in Frequenz und Amplitude durch das Modell,<br />
dass die einfache Modellierung des Antriebsstrangs als erweiterter Zweimassenschwinger ausreichend<br />
genau ist.