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Beispiele mechatronischer Systeme

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9.1 Auto-Tuning eines elektromechanischen Systems mittels EKF iii<br />

sollwert wird ein PRBS-Signal (Pseudo-Random-Binary-Signal, vgl. Abschnitt 7.4.3) eingeprägt<br />

und die Übertragungsfunktion des mechanischen Systems identifiziert. Die Methode führt zu<br />

guten Ergebnissen, wenn sich die Strecke linear verhält und die mechanischen Größen nur<br />

geringfügig variieren. Nur in diesem Fall repräsentiert die identifizierte Übertragungsfunktion<br />

das System ausreichend genau. Insbesondere bei <strong>Systeme</strong>n, deren Parameter sich betriebsbedingt<br />

signifikant ändern, ist regelmäßig ein erneuter Identifikationslauf erforderlich. Für den<br />

genannten Einsatzbereich stoßen diese Verfahren in der Praxis an Grenzen.<br />

Ohne besondere Bahnen zur gezielten Anregung der zu identifizierenden Parameter kommt<br />

die Gruppe der unter dem Begriff Online-Identifikation zusammengefassten Verfahren aus.<br />

Für die Schätzung der Zustände und der Streckenparameter nutzen diese Methoden KAL-<br />

MAN-Filter. Eingesetzt werden häufig das Extended KALMAN-Filter (EKF) oder das Unscented<br />

KALMAN-Filter (UKF) (siehe Abschnitt 4.2.4). In [SG99] werden die Verfahren im industriellen<br />

Umfeld beschrieben und damit die Praxisrelevanz gezeigt. Die Robustheit der Methoden wird<br />

in [BDO14], [BIDO14] untersucht und für unterschiedliche mechanische <strong>Systeme</strong> dargelegt.<br />

Anhand der ermittelten Streckenparameter werden adaptiv die Reglerparameter nachgeführt<br />

und das systemtechnische Verhalten verbessert.<br />

Die automatisierte Nachführung der Reglerparameter birgt ohne weitergehende Maßnahmen<br />

die Gefahr der Anregung von höherfrequenten Resonanzfrequenzen, welche, durch exemplarisch<br />

im Folgenden näher erläuterte Subsysteme verursacht, bei der Auslegung aufgrund der<br />

Komplexität in deren Modellierung häufig vernachlässigt werden. Das Systemverhalten von im<br />

Regelkreis eingesetzten Sensor-/Aktorsystemen wird in vielen Fällen als „ideal“ betrachtet und<br />

in der Folge nur unzureichend abgebildet. In der Realität begrenzen bei der Auslegung nicht<br />

berücksichtigte Effekte (z. B. Lose oder Struktursteifigkeiten) die im Gesamtsystem erreichbare<br />

Dynamik und limitieren die Reglerverstärkung. Wavelet-basierte Methoden, wie in [BIDO13]<br />

dargestellt, eignen sich, die Resonanzen durch die Analyse verschiedener Frequenzbänder zu<br />

detektieren und die Erhöhung der Reglerparameter zu begrenzen.<br />

9.1.2 Online-Identifikation für Hubwerke<br />

Die Methoden der Online-Identifikation werden exemplarisch an einem Hubwerk (siehe<br />

Bild 9.2(a)) dargestellt. Die mechanische Strecke besteht aus einem senkrecht stehenden Linearriementrieb.<br />

Es können Gewichte für die Schätzung unterschiedlicher Beladungsmassen<br />

am Schlitten montiert werden. Über einen Synchron-Servomotor (MCS09 F38, Fa. Lenze) wird<br />

das Hubwerk direkt angetrieben. Ein Antriebsregler (Servo Drive 9400 HighLine, Fa. Lenze)<br />

regelt die Strecke. Die Methoden zur Online-Schätzung und die adaptive Reglernachführung<br />

sind auf einem Industrie-PC (3241C Fa. Lenze, Intel Atom 1,6 GHz) in strukturiertem Text nach<br />

der Norm IEC 61131-3 implementiert. Weiterhin ist für eine Online-Identifikation eine echtzeitfähige<br />

Kommunikation zwischen Antriebsregler und Industrie-PC erforderlich, in diesem<br />

Fall ein EtherCAT-Bus. Der Antriebsregler überträgt mit einer Datenrate von 1 kHz das aus<br />

dem Ist-Strom errechnete Motordrehmoment und die Ist-Motordrehzahl an den Industrie-<br />

PC. Bei Aktivierung der adaptiven Regelung werden die aktualisierten Werte zurück an den<br />

Antriebsregler gesendet.<br />

Für die Identifikation der elektrischen Parameter stellt der Antriebsregler Verfahren bereit, so<br />

dass der Motorwiderstand R und die Induktivität L für den aktuellen Anbauzustand (Berücksichtigung<br />

der Motorkabel, etc.) bekannt sind. Die Parameter des Strom-Regelkreises sind bei

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