Beispiele mechatronischer Systeme
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9 <strong>Beispiele</strong> <strong>mechatronischer</strong> <strong>Systeme</strong><br />
ren Ressourcen für die Applikation reserviert ist. Für die effektive Umsetzung einer modellbasierten<br />
Vorsteuerung ist es daher wichtig, das Dynamikmodell weitestmöglich zu reduzieren.<br />
Häufig können einzelne massebehaftete Komponenten einer nichtlinearen Kinematik in<br />
der Modellrechnung vernachlässigt werden, wenn ihr Einfluss auf die zur Bewegung erforderlichen<br />
Antriebsmomente klein ist. Bezüglich der Deltakinematik wurde beispielsweise in<br />
[Cod98] gezeigt, dass der Einfluss der Geometrie der Parallelogrammstreben vernachlässigbar<br />
ist, wenn deren Masse im Modell auf Kniehebel und Endeffektorplattform aufgeteilt wird. Für<br />
den Ersatzträgheitstensor wird die Masse der Parallelogrammstreben zu einem Drittel auf eine<br />
Punktmasse am Endpunkt B der Kniehebel und zu zwei Dritteln auf den Schwerpunkt der<br />
Endeffektorplattform übertragen. Für die Berechnung der Gravitationskräfte wird jeweils die<br />
Hälfte verwendet. Auf diese Weise können die komplexen Bewegungen der Parallelogramme<br />
vernachlässigt und damit der Rechenaufwand erheblich reduziert werden.<br />
Neben den bewegten Massen stellt, wie bei allen Kinematiken, der Energieverlust durch Reibung<br />
einen wesentlichen Anteil der aufzubringenden Antriebsmomente dar und kann, abhängig<br />
von Getriebeübersetzung und bewegter Masse, den Einfluss der Trägheit sogar weit übertreffen.<br />
PKM weisen im Vergleich zu seriellen Roboterkinematiken typischerweise eher niedrige<br />
Getriebeübersetzungen und damit auch geringere Reibungsverluste im Antriebsstrang auf.<br />
Durch eine niedrige Massenträgheit fallen dafür Reibungsverluste in passiven Gelenken und<br />
die innere Dämpfung stärker ins Gewicht. Je nach Bauform und Getriebe kann in der Regel eine<br />
einfache, geschwindigkeitsproportionale Reibkennlinie verwendet werden. Wird ein komplexeres<br />
Reibmodell benötigt, macht sich dies in der Regel durch Ruckeln und hohe Schleppfehler<br />
bei niedrigen Geschwindigkeiten und Anfahrvorgängen schnell bemerkbar. In diesen Fällen<br />
ist es ratsam, das Reibmodell um das Losbrechmoment zu erweitern. Dabei sollte anstelle des<br />
klassischen COULOMB’schen Reibmodells eine stetig differenzierbare Funktion als Ansatz gewählt<br />
werden, um Sprünge in der Momentenvorgabe zu vermeiden (vgl. Abschnitt 9.3).<br />
9.4.6 Aufbau der Software mit PLCopen<br />
Die hier vorgestellte Pickerzelle basiert auf einem vorbereiteten Softwarebaustein (Technologiemodul).<br />
Die Applikation kann damit zeitsparend und effizient erstellt werden, da Basistechnologien<br />
wie Kinematik, Dynamik und Bahnplanung bereits als fertige Funktionen vorliegen.<br />
Damit wird die Entwicklung wirtschaftlicher und es steht somit mehr Zeit für die Prozessoptimierung<br />
zur Verfügung [OEK + 12]. Bild 9.37 zeigt die übergeordnete Architektur eines solchen<br />
modular aufgebauten Systems. Die Softwarestruktur auf dem Controller ist in zwei Ebenen<br />
dargestellt. Die Geräteebene enthält hardwarenahe Funktionen und Parameter wie das Ether-<br />
CAT Feldbus-Protokoll oder Motordaten, aber auch die kinematischen Transformationen und<br />
Bahnplanungsfunktionen. Diese werden vom Anwender nicht direkt aufgerufen, sondern über<br />
Funktionen der Applikationsebene angesprochen. Es ist zu sehen, dass neben den Basistechnologien<br />
auch die eigentliche Anwendung als Modul in der Applikationsebene eingebunden<br />
ist. In diesem Fall handelt es sich um ein Pick&Place-Technologiemodul. Dieses enthält neben<br />
administrativen Funktionen wie Ein- und Ausschaltvorgänge oder Referenzfahrten auch für<br />
Pick&Place Applikationen typische Bewegungsabläufe. Um diese Funktionen zu nutzen, muss<br />
der Anwender das Technologiemodul parametrieren und in seinen Programmablauf einbinden.<br />
Die Parameter umfassen die notwendigen Geometriedaten der Kinematik sowie Massen,<br />
Schwerpunkte und Trägheiten für die Kinetik und maximal zulässige Geschwindigkeiten, Beschleunigungen<br />
und Rücke für die Bahnplanung. Zur Einbindung in eine Produktionsanla-