Beispiele mechatronischer Systeme
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lxii<br />
9 <strong>Beispiele</strong> <strong>mechatronischer</strong> <strong>Systeme</strong><br />
Stabilisierung mit den Antriebsrädern<br />
Nun erfolgt die Betrachtung des über die Antriebsräder stabilisierten Systems – es entsteht das<br />
Inverse Pendel auf Rädern, wie es Bild 9.56 darstellt.<br />
Das dynamische Modell eines Antriebssystems war mehrfach Gegenstand der Untersuchung<br />
im Methodenteil, etwa in den <strong>Beispiele</strong>n 7.10 (Modellbildung und -vereinfachung), 8.5 (Kaskadenregelung),<br />
8.8 (Störgrößenbeobachtung) sowie 8.18 und 8.19 (Drehzahlregelung und Implementierung).<br />
Die beschreibende Differentialgleichung für ein Rad (zunächst ohne Getriebe)<br />
lautet<br />
J W ¨θW = τ M − k f ˙θW , (9.91)<br />
wobei hier J W für das Massenträgheitsmoment des Rades, ¨θ W für die Winkelbeschleunigung,<br />
dementsprechend ˙θ W für die Winkelgeschwindigkeit des Rades und k f für die geschwindigkeitsproportionale<br />
(viskose) Dämpfung stehen. Das Antriebsmoment τ M hängt über die Mo-<br />
y<br />
x<br />
θ W<br />
J W<br />
m W<br />
g<br />
ψ<br />
l P<br />
ẋ<br />
J P<br />
m P<br />
Bild 9.56 Mechanisches Ersatzschaltbild<br />
Radantrieb<br />
torkonstante k M vom Strom i ab, d. h. τ M = k M i .<br />
Die Motorgeschwindigkeit ω Motor lässt sich über die Getriebeübersetzung γ aus der Radgeschwindigkeit<br />
ω W = ˙θ W ableiten. Die rotatorische Geschwindigkeit ω W ist mit der translatorischen<br />
Geschwindigkeit ẋ über den Radradius r W gekoppelt, d. h.<br />
ω Motor = γω W = γ ẋ<br />
r W<br />
. (9.92)<br />
Unter Berücksichtigung des Wirkungsgrades η und der Getriebeübersetzung γ kann man nun<br />
das getriebeseitig wirkende Moment τ G angeben (Faktor 2 wegen zwei Radmotoren)<br />
τ G = 2γη(k M i − k f ω Motor )=2γη(k M i − k f γ ẋ<br />
r W<br />
). (9.93)<br />
Hiermit ist die motorseitige Beschreibung abgeschlossen. Die Gl. (9.93) wird später noch benötigt.<br />
Die weitere Modellierung findet mit Hilfe der LAGRANGE’schen Methode statt (vgl. dazu<br />
Abschnitt 6.2.3). Dafür sei nun Bild 9.56 betrachtet.<br />
Die potentielle Energie des Systems U lautet mit dem Pendelwinkel ψ, der Ersatzpendellänge<br />
l P , der Ersatzpendelmasse m P und der Gravitationskonstanten g<br />
U = m P g l P cos(ψ). (9.94)