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Goethe war gut

Zur Geschichte des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft (fwwg) und zu den Herausforderungen der Alumniarbeit

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ALUMNAT<br />

der Absolventen in den beiden Fachrichtungen deutlich zu Gunsten der<br />

Betriebswirte entwickelt hatte. Auf die Berufungslisten platzierte man<br />

möglichst wohl etablierte Bewerber, wenn auch mit geringen Aussichten<br />

auf Erfolg, weshalb Lehrstühle oft lange vakant blieben.<br />

Die einzelnen Prüfungsfächer entsprachen in der Regel den Widmungen<br />

der Professuren. Man sah sich einem breiten Sortiment von Fächern verpflichtet,<br />

was einer Profilierung des Fachbereichs entgegen stand. Bei Umwidmung<br />

einer Professur musste ein neues Fach in die Prüfungsordnung<br />

eingefügt und ein altes gestrichen werden. Die Professuren selbst agierten<br />

als Monaden, selbst da, wo es zu Institutsbildungen kam. Sicher gab es<br />

auch Kooperationen in der Forschung – insbesondere im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

3, der zu einer <strong>gut</strong>en, auch internationalen Vernetzung<br />

des Fachbereichs beitrug –, aber diese blieben eher die Ausnahmen.<br />

Das breite Angebot an Fächern erschwerte die Orientierung der Studierenden<br />

im Hauptstudium und verhinderte die Profilierung des Fachbereichs<br />

als Ganzem. Die Einzelprofile <strong>war</strong>en vielseitig und nicht selten exzellent,<br />

aber ausschließlich mit der Persönlichkeit der Wissenschaffenden selbst<br />

verbunden.<br />

Die Ressourcen für zentrale Einrichtungen des Fachbereichs <strong>war</strong>en auf<br />

Routinen ausgelegt und erlaubten kaum besondere, über Lehre und Forschung<br />

hinausgehende Aktivitäten – etwa zur Betreuung von Studierenden,<br />

zum systematischen Ausbau von Auslandskontakten oder Partnerschaften<br />

– geschweige denn wettbewerbsorientierte Maßnahmen zur Förderung von<br />

Nachwuchswissenschaftlern, zum Einwerben von Stiftungsmitteln für den<br />

Ausbau von Forschungskapazitäten oder die Attraktion potenter, entwicklungsfähiger<br />

Studierender. Die Notwendigkeit der Positionierung des<br />

Fachbereichs als solcher (oder spezifischer: eines Fachbereich-Marketings)<br />

wurde noch nicht gesehen. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung<br />

Deutschlands <strong>war</strong> der Fachbereich Wirtschaftswissenschaften noch reformunfähig<br />

oder -unwillig.<br />

Veränderte Stimmungslage in den 1990er-Jahren<br />

Die Zeit nach der Wiedervereinigung wandelte die Stimmung auch im akademischen<br />

Umfeld – allgemein und für den Fachbereich im Besonderen.<br />

Universität und Wirtschaft, die sich seit den Studentenunruhen voneinander<br />

abgeschottet hatten, begannen vorsichtig aufeinander zuzugehen. Die<br />

Vereinigung von Freunden und Förderern der <strong>Goethe</strong>-Universität wurde<br />

neu belebt und prominente Frankfurter an die Universität gebunden. Die<br />

Stadt Frankfurt erklärte sich schließlich bereit, auf den Straßen Hinweisschilder<br />

zur Universität anzubringen, was zuvor auf taube Ohren gestoßen<br />

<strong>war</strong>. All dies sind bleibende Verdienste von Hartwig Kelm als Universitätspräsident.<br />

Dennoch blieben die Universität und der Fachbereich im ge-<br />

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