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Goethe war gut

Zur Geschichte des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft (fwwg) und zu den Herausforderungen der Alumniarbeit

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EHRENMITGLIEDER<br />

Versöhner von Freiheit und Ordnung<br />

Michael Kalthoff-Mahnke über Prof. Dr. Adolph Lowe<br />

W<br />

orauf es ihm ankommt, ist der Ausgleich zwischen Freiheit und<br />

Ordnung. Er meint, genau wie im gesellschaftlichen Bereich<br />

seien etablierte Sitten auch im Ökonomischen Vorbedingung<br />

für die Stabilität des Ganzen, von der alles abhängt." So fasste Marion Gräfin<br />

von Dönhof das Anliegen Adolph Lowes 1988 in der ZEIT zusammen.<br />

Darum mache ihm die allgemeine Desintegration Sorge, die seiner Meinung<br />

nach in unserer Zivilisation durch Hedonismus und Nihilismus hervorgerufen<br />

wird. Die größte Bedrohung sei „die Selbstvernichtung der Gesellschaft“.<br />

Adolph Lowe wurde am 4. März 1893 in Stuttgart als „Adolph Löwe“ geboren.<br />

Er studierte zuerst in München, dann in Berlin Soziologie und Nationalökonomie.<br />

Ab 1922 arbeitete er im Wirtschaftsministerium der Weimarer<br />

Republik. 1926 habilierte er sich an der Universität Kiel und beteiligte<br />

sich dort aktiv am Aufbau des Instituts für Konjukturforschung. Von<br />

1926 bis 1933 lehrte er zunächst Wirtschaftstheorie und Soziologie in Kiel<br />

und danach politische Ökonomie am Institut für Sozialforschung der Johann<br />

Wolfgang <strong>Goethe</strong>-Universität in Frankfurt am Main.<br />

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 zwang<br />

Löwe zur Emigration zunächst nach England. Weil auf der Schreibmaschine<br />

einer englischen Behörde kein „ö“ installiert <strong>war</strong>, hieß er fortan bis zu<br />

seinem Lebensende Lowe. Von 1933 bis 1940 unterrichtete er in Manchester,<br />

ging dann nach Kriegsausbruch in die USA. An der New School of<br />

Social Rersearch lehrte er von 1941 bis 1963 Wirtschaftswissenschaft. Bis<br />

1978 gab Lowe hier Seminare. 1983 kehrte Adolph Lowe nach Deutschland<br />

zurück. 1995 verstarb der Wissenschaftler mit 102 Jahren in Wolfenbüttel.<br />

Die Versöhnung individueller Freiheit mit gesellschaftlicher Stabilität, beziehungsweise<br />

eine harmonische Verbindung von Markt und Plan durchzieht<br />

das Wirken Lowes wie ein roter Faden. Im Gegensatz zu den naturwissenschaftlich<br />

ausgerichteten Ökonomen zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

fehlte Lowe in der Diskussion damals schon vor allem die Berücksichtigung<br />

„des unkalkulierbaren Verhaltens des Menschen, das gepägt wird von<br />

Werten, Regeln und Eigenarten einer Gesellschaft“, wie Wolfgang Uchati-<br />

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