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Goethe war gut

Zur Geschichte des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt am Main, der Frankfurter Wirtschaftswissenschaftlichen Gesellschaft (fwwg) und zu den Herausforderungen der Alumniarbeit

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EHRENMITGLIEDER<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zu einem angesehenen Berater in<br />

wichtigen staatlichen und gesellschaftlichen Institutionen der sich formierenden<br />

Bundesrepublik Deutschland: Er <strong>war</strong> Mitglied im Beirat beim Bundesministerium<br />

für Wirtschaft (1948-1969), stellvertretender Vorsitzender<br />

des Wohnungswirtschaftlichen Beirates beim Bundesministerium für Städtebau<br />

und Wohnungswesen (1950-1958), Mitglied des Beirats beim Bundesministerium<br />

für Familien- und Jugendfragen (1959-1961) und seit 1959<br />

Mitglied des Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts des Deutschen Gewerkschaftsbundes.<br />

Zugleich <strong>war</strong> er als Professor und Dozent auch außerhalb<br />

der ordenseigenen Hochschule St. Georgen tätig: unter anderem<br />

seit 1948 mit einem Lehrauftrag für Moraltheologie und Sozialethik an der<br />

Philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt/Main, seit 1956 als Honorarprofessor<br />

für philosophische Grundfragen der Wirtschaft an der Wirtschafts-<br />

und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der gleichen Universität,<br />

und ab 1949 mit Lehrtätigkeiten an der Frankfurter Akademie der Arbeit.<br />

Neben der kontinuierlichen Arbeit in diesen institutionalisierten Funktionen<br />

begleitete er in informellen Positionen direkt und indirekt die programmatischen<br />

Diskussionen und die politische Praxis der Gewerkschaften<br />

und der beiden großen Volksparteien SPD und CDU. Innerhalb des bundesdeutschen<br />

Katholizismus <strong>war</strong> er zeitweise ein gefragter Berater für<br />

kirchliche Gremien und Verbände. Dabei ragen seine Mitwirkung in der<br />

innerkatholischen Gewerkschaftsdiskussion der 1950er-Jahre, in der katholischen<br />

Mitbestimmungsdiskussion der 1960er-Jahre und schließlich sein<br />

Engagement in der Würzburger Synode der katholischen Bistümer Westdeutschlands<br />

(1971-1975) für das umstrittene Dokument „Kirche und Arbeiterschaft“<br />

hervor.<br />

In diesen vielfältigen Aktionsfeldern nahm Nell-Breuning oftmals Schlüsselstellungen<br />

ein. Er präsentierte Kompromisslösungen zwischen opponierenden<br />

Interessen – oder wurde auch nur von konkurrierenden Positionen<br />

gleichermaßen zu Legitimationszwecken benutzt. Jedenfalls wurde der Jesuitenpater<br />

in den politischen Arenen über die Grenzen von Parteien und<br />

Tarifpartner hinweg allgemein akzeptiert. Unumstritten galt er<br />

als der „Nestor der katholischen Soziallehre“.<br />

Für sein Lebenswerk wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen unterschiedlicher<br />

Institutionen verliehen: der Guardini Preis der Katholischen Akademie<br />

in Bayern (1972), die <strong>Goethe</strong>-Plakette der Stadt Frankfurt (1977), die<br />

Leuschner Medaille des Landes Hessen (1979) oder der Hans-Böckler-<br />

Preis (1980).<br />

An seinem 100. Geburtstag verlieh ihm der damalige Bundespräsident<br />

Richard von Weizsäcker das Großkreuz des Bundesverdienstordens. Ende<br />

der 1990er-Jahre wurde Pater Oswald von Nell-Breuning zum Ehrenmitglied<br />

der fwwg ernannt.<br />

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